Die von Klitzing-Studie (1995): Mythos mit Kratzern (Allgemein)
Die von Klitzing-Studie des Jahres 1995 gilt als erste Studie, die sich mit der biologischen Wirkung eines gepulsten Funkfelds auseinandersetzte. Die Pulsung eines Trägersignals im Sinne der Aussendung von Signalpakten (Bursts) wurde erst 1992 mit der Einführung des cellularen GSM-Mobilfunks in großem Umfang praktiziert, zuvor waren ungepulste Trägersignale üblich. Von Klitzing berichtete, bei Probanden habe sich das EEG (Alphawellen) während der Befeldung stark verändert, und dieser Effekt habe noch Stunden nach der Befeldung angehalten. Das Original der Studie konnte ich im www öffentlich einsehbar nicht finden, ein Mitgliedern der IEEE/ICES vorbehaltenes PDF der Arbeit gibt es hier.
Technische Kerndaten des Experiments
Gemäß EMF-Portal galten bei dem Experiment folgende Expositionsparameter: Pulsung mit GSM-typischen 217 Hz, aufs Gehirn in 6 cm Tiefe einwirkende Leistungsflussdichte 1 µW/cm² (10 mW/m²). Die Leistungsflussdichte im Hirn wurde berechnet, welche Leistungsflussdichte außerhalb des Kopfes aufgebracht werden musste, um im Kopf 10 mW/m² zu erzielen, wird nicht angegeben, es ist jedoch klar, dass dieser Wert merklich höher sein muss.
Limitationen
Die Angabe der Trägerfrequenz fehlt beim EMF-Portal, die IEEE-Datenbank weiß jedoch: es waren 150 MHz. Diese 150 MHz liegen weitab von den zu jener Zeit allein üblichen GSM-Frequenzen (900 MHz und 1800 MHz).
Von Klitzing publizierte gemäß diesem PDF "Studien - kontrovers diskutiert" aus dem Jahr 2005 seine Arbeit in der Zeitschrift "Physica Medica". Jedoch nicht auf übliche Weise, sondern als "Letter to the Editor" (Brief an die Redaktion). Das PDF bringt die Stellungnahme von Fachgremien zur von Klitzing-Studie und behauptet, die Arbeit habe nicht reproduziert werden konnen.
Der Link zur von Klitzing-Studie auf der Journal-Website (genannt im EMF-Portal) ist heute tot. Die Suche nach "Klitzing" auf der Website von "Physica Medica" verlief ergebnislos, es sieht alles danach aus, dass die von Klitzing-Studie dort nicht mehr angeboten wird.
Fehlerhafte Darstellungen
Nachfolgend einige fehlerhafte Darstellungen der von Klitzing-Studie, die Fehler sind fett markiert. Es scheint außerordentlich schwierig zu sein, die Intensität der Befeldung richtig zu beziffern. Vermutlich kommen die vielen fehlerhaften Angaben zur Befeldungsstärke daher, dass einer vom anderen abschreibt und Fehler sich so ausbreiten können. Außerdem wird nahezu immer verschwiegen, dass die genannte Leistungsflussdichte einen Wert im Kopf nennt, nicht einen Messwert, den man mit "Knatterbox" vor dem Kopf messen kann! Ich muss allerdings zugeben, dass mir dieser bedeutsame Unterschied auch erst jetzt aufgefallen ist, nachdem ich das im EMF-Portal gelesen habe.
Baubiologie Maes (1994?): Wurde bisher viel von den biologischen Risiken gesprochen, so wusste doch keiner, wo und in welchem Abstand diese Risiken zu erwarten sind. Wurde uns z.B. durch die Forschungen von Dr. Lebrecht von Klitzing klar, dass bei der Strahlungsstärke von 1 Milliwatt pro Quadratmeter mit Effekten im EEG gerechnet werden muss, also mit Hirnstromveränderungen, so ahnte bisher niemand, wo diese 1 mW/m² im Alltag anzutreffen sind.
Baubiologie Maes (1998): Lebrecht von Klitzing, Medizin-Physiker der Universität Lübeck, fand bei Laborversuchen Hirnstromveränderungen bereits bei 1000 μW/m².
Wohnbiologie W. Sickert (2000): Bereits 1992 stellte Dr. Lebrecht von Klitzing, Medizinphysiker an der Universität Lübeck, fest, daß die gepulsten Handys "zu ungewöhnlichen Peaks im 10-Hertz-Bereich des EEG's führen". Dies kann zu einer Beeinträchtigung des Reaktions- und Konzentrationsvermögens führen. Die Reaktion des Gehirns trat bei den Tests erst nach Minuten ein, wobei "die Peaks erstaunlich lange Zeit nachweisbar waren, einige Stunden bis einige Tage, auch, wenn Strahlenquelle längst ausgeschaltet war. Das ist eine ungewöhnlich lange Reaktion auf einen kurzen Reiz". Diese Effekte traten schon bei 0,1 mW/cm2 auf.
Bürgerwelle/Öko-Test (2002): Dr. Lebrecht von Klitzing, Medizin-Physiker der Universität Lübeck, fand bei Laborversuchen Hirnstromveränderungen bereits bei 100 nW/cm² ...
Das Handyhandbuch (2005): 1993 fand der Medizin-Physiker Dr. Lebrecht von Klitzing, dass sich nach 15- bis 20-minütiger Einwirkung einer mit 217 Hz gepulsten hochfrequenten Strahlung (wie GSM) die Hirnströme (gemessen als Elektro-Enzephalogramm) von Menschen verändern. Diese Veränderungen blieben 24 Stunden und länger nachweisbar, als die Strahlung bereits ausgeschaltet war. Klitzing arbeitete mit Feldern sehr geringer Energieflussdichte im Bereich von 10 mW/m2. Bei ungepulsten Feldern gab es keine Effekte.
Sogenannte Kompetenzinitiative (2009): Die KO-Ini läuft hier außer Konkurrenz, ich bringe sie nur wegen ihres komischen Hangs zur Wichtigmacherei, die auch vor von Klitzing nicht Halt macht: Dr. rer. nat. Lebrecht von Klitzing,
visit. Prof. (CN), (Stockelsdorf); Biochemiker und Medizinphysiker; bis 2002 an der Medizinischen Universität zu Lübeck; gegenwärtig Leitung des Instituts für Umweltphysikalische Messungen GbR in Stockelsdorf. [Anm. Spatenpauli: Das "Institut" und den "Leiter" hat die KO-Ini erfunden].
IZgMF (2010): 1995 stellte Lebrecht von Klitzing (LvK) bei Versuchen mit 1 mW/m² fest, dass ein gepulste Mikrowellensignal (150 MHz) sich aufs EEG von Probanden auswirkt.
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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –
Die von Klitzing-Studie (1995): Mythos mit Kratzern
Mehr zu von Klitzings Versuch findet man auch hier (PDF)
Die Cetekom Mitarbeiter vertraten ja die Meinung, daß das EEG sich veränderte, weil der Proband einschlief. Herr von Klitzing war natürlich anderer Meinung, hat aber zugegeben, nie einen EEG-Experten zu Rate gezogen zu haben.
Die Versuche waren auch nicht verblindet. Herr von Klitzing mußte zum Ein/Ausschalten der Exposition in den Test-Raum mit dem Probanden gehen und "von Hand" das Kabel der Antennenspule am Gerät ausstecken, welches sich nur 1,5 Meter neben dem Probanden befand.
Was mich schon vor Jahren irritierte, ist der merkwürdige Signalgenerator Typ "MediLine MegaWave 150".
Ein solcher Generator (feste Frequenz von 150MHz, 10Hz Pulsung, 1 Milliwatt Leistung) ist irgendwie "kurios" und hat m.M.n. keinerlei praktischen Nutzen.
Ich vermute es handelt sich um eine Art "Bioresonanz-Therapiegerät" aus der Alternativ-Medizin.
Eines muß man von Klitzing aber lassen => Er war offenbar ein "Visionär", denn EEG Effekte wurden später tatsächlich auch von anderen Wissenschaftlern gefunden, allerdings bei mehr als 1000-fach stärkerer Exposition, als von Klitzing immer behauptet (die "E-Smog-Szene" behauptet, von Klitzing hätte Effekte bei 1mW/m² gefunden).
...
Nachtrag...habe gerade auf einer Esoterik-Seite einen Hinweis auf andere Arbeiten gefunden, bei welcher das gleiche "Megawave" Gerät benutzt wurde. In dem Artikel wird es tatsächlich ein "medical Transmitter for Pain Therapy" genannt. Der Artikel erschien offenbar 1992, also von "von Klitzing", daher nehme ich an, er hatte ihn zuvor gelesen.
Ob es sich bei dem Zitat um einen ernsthaften Wissenschaftlichen Beitrag handelt, oder doch eher einen pseudowissenscahftlichen ...kann man vermutlich nur anhand der Original-Arbeit herausfinden.
K
10 mW/m² im Kopf sind wieviele mW/m² vorm Kopf?
"Kuddel", könnten Sie mal rückrechnen, wieviel mW/m² außen am Kopf eines Probanden ungefähr herrschen mussten, damit das Funkfeld gedämpft durch Schädeldecke, (evtl. Beton-Zwischenschicht) und 6 cm Hirngewebe bei 10 mW/m² angekommen ist?
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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –
10 mW/m² im Kopf sind wieviele mW/m² vorm Kopf?
"Kuddel", könnten Sie mal rückrechnen, wieviel mW/m² außen am Kopf eines Probanden ungefähr herrschen mussten, damit das Funkfeld gedämpft durch Schädeldecke, (evtl. Beton-Zwischenschicht) und 6 cm Hirngewebe bei 10 mW/m² angekommen ist?
Nein, bei Nahfeld-Expositionen funktionieren einfache Formeln nicht. Die lassen sich nur durch numerische Simulation berechnen und dann braucht man auch nähere Details zu der verwendeten Spule sowie Kenntnisse über die elektrischen Eigenschaften der Knochen und Gehirnmasse.
In dem im vorigen Beitrag verlinkten Artikel der FGF (Cetecom Replikation) waren solche drin, aber leider ist die Skalierung so klein, daß unlesbar.
Mittlerweile vermute ich, von Klitzing hatte die Anregung für die EEG Versuche von einem "Dieter-Broers", der wohl anfang der 90er fleißig auf dem Gebiet der Magnetfeld-Therapiegeräte unterwegs war.
Dieter Broers, Jahrgang 1951, sieht seine Lebensaufgabe darin, durch Themen-übergreifende Betrachtungen Brücken zwischen Wissenschaft und Spiritualität zu bauen.
K
10 mW/m² im Kopf sind wieviele mW/m² vorm Kopf?
"Kuddel", könnten Sie mal rückrechnen, wieviel mW/m² außen am Kopf eines Probanden ungefähr herrschen mussten, damit das Funkfeld gedämpft durch Schädeldecke, (evtl. Beton-Zwischenschicht) und 6 cm Hirngewebe bei 10 mW/m² angekommen ist?
Nein, bei Nahfeld-Expositionen funktionieren einfache Formeln nicht.
Uooops, soeben erst im EMF-Potal gelesen: "Electromagnetic field was applied to the neck region of the subjects".
Trotzdem danke für die schnelle Auskunft .
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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –
10 mW/m² im Kopf sind wieviele mW/m² vorm Kopf?
Für Details einfach in der Primärquelle nachschauen:
http://www.fgf.de/publikationen/edition-wissenschaft/Edition_Wissenschaft_Nr9.pdf
10 mW/m² im Kopf sind wieviele mW/m² vorm Kopf?
Habe den Hersteller von Von Klitzings "Expositionsanlage" gefunden.
Der "Dieter Broers", der 1992 eine Studie mit diesem Gerät durchführte, war offenbar an der Entwicklung beteiligt .
K
10 mW/m² im Kopf sind wieviele mW/m² vorm Kopf?
Nein, bei Nahfeld-Expositionen funktionieren einfache Formeln nicht. Die lassen sich nur durch numerische Simulation berechnen und dann braucht man auch nähere Details zu der verwendeten Spule sowie Kenntnisse über die elektrischen Eigenschaften der Knochen und Gehirnmasse.
Ich frage mich, ob LvK dies alles 1995 auch schon wußte und wie er von dem Feld des Therapiegeräts auf diese ominösen 10 mW/m² 6 Zentimeter unter der Schädeldecke gekommen sein mag. Gut vorstellbar mMn, dass LvK damals eben doch mit einfachen Formeln hantiert hat.
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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –
Therapiegerät
Limitationen
Die Angabe der Trägerfrequenz fehlt beim EMF-Portal, die IEEE-Datenbank weiß jedoch: es waren 150 MHz. Diese 150 MHz liegen weitab von den zu jener Zeit allein üblichen GSM-Frequenzen (900 MHz und 1800 MHz).
Bei dem Generator, den von Klitzing verwendete, handelte es sich um ein Magnetfeld-Therapiegerät Typ Mega Wave150/1.
Das Nachfolgegerät kann man >hier< betrachten.
150MHz wurden verwendet, weil diese Frequenz in Deutschland für medizinische Anwendungen freigegeben ist (ISM-Band).
Da es sich um keinen reinen HF-Generator handelt, sondern um ein Therapiegerät, dessen Interna nur der Hersteller kennt, stellt sich m.M.n. die Frage, ob das Gerät überhaupt das tut, was die "EEG-Forscher" von ihm erwarten, oder ob dieses Gerät nicht tatsächlich mit gemischen NF/HF Feldern arbeitet,z.B. indem die AM-Modulation (Pulsung) durch Ein-Ausschalten eines BIAS-Stroms in der Applikator-Spule erzeugt wird.
In der Beschreibung des Gerätes steht, daß es erkennt, wenn die Applikationsspule nicht angeschlossen ist. Mithin muß die Spule zur Erkennung der Verbindung zusätzlich mit einem (gepulsten ?) Gleichstrom durchflossen sein.
K
Therapiegerät
Das Nachfolgegerät kann man >hier< betrachten.
150MHz wurden verwendet, weil diese Frequenz in Deutschland für medizinische Anwendungen freigegeben ist (ISM-Band).
Selbst die Wahl der Trägerfrequenz wird durch Broers noch esoterisch befrachtet:
Ein Betrieb Hochfrequenz erzeugender und abstrahlender Therapiegeräte ist nur auf den sog. ISM-Bändern genehmigungsfähig. Die Wahl genau dieser Frequenz ist also deutlich profaner als durch Broers behauptet wird.
Raylauncher
Therapiegerät
Es gibt auf den Markt Frequenz Therapie Geräte, die normalerweise Hz bezw. kHz Frequenzen abgeben, aber auch dazu bis 4 MHz Trägerwellen benützen können.
Beliebt ist 3,1MHz.
Ich habe so ein Gerät.
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Charles Claessens
www.milieuziektes.nl