Mobilfunkgegner erster Klasse (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Donnerstag, 19.01.2012, 00:45 (vor 4724 Tagen)

In Schnaitsee, ausgerechnet dort, wo sich vor gut 10 Jahren Bauer Josef Altenweger mit seinem Hof an der berühmt/berüchtigten Bayerischen Rinderstudie beteiligte (Slogan: Erst die Rinder, dann die Kinder ...), hat sich 2010 ein Mobilfunkgegner von altem Schrot und Korn niedergelassen. Ein frühpensionierter Mittdreißiger mit eigener Website, die nichts auslässt was das Klischee vom eifernden Mobilfunkgegner so alles hergibt - und es gibt viel her.

Daniel R. behauptet auf seiner Seite einige Kopfschüttler, die mir beim schnellen Durchscrollen der Seite aufgefallen sind, und die ihn zum Mobilfunkgegner erster Klasse qualifizieren:

Behauptung: "Es ist gar nicht notwendig, daß am Mobilfunksendeturm mit seinen rund 150 Antennen eine dermaßen intensive Abstrahlungsleistungsdichte vorgenommen wird, um einen flächenübergreifenden Mobilfunkempfang zu erzielen !"

An andere Stelle dann: "Der TV- und Radiorundfunkturm in Schnaitsee sieht zwar eher furchterregend aus, aber strahlt weitaus weniger gefährlich (wenn auch um mehr als das 20 fache stärker), als der 300 m weiter entfernte Mobilfunkmast mit seinen rund 250 Strahlantennen, die in gepulster Taktung strahlen, was so schlimm ist, wie ein Messer gegen die Zellen gerichtet !"

Richtigstellung: Laut EMF-Datenbank (unter Ort einfach Schnaitsee eingeben und dann etwas nach oben scrollen) sind an dem Mobilfunkmast ganze 18 Sendeantennen montiert (plus zwei Richtfunkschüsseln). Sechs weitere Mobilfunkantennen befinden sich in gut 90 Meter Höhe auf dem weiter nördlich stehenden Fernmeldeturm. Ansonsten ist dort weit und breit - nichts mehr. Der Mobilfunkturm ist überdies (vom Ort Schnaitsee aus gesehen) nicht wie behauptet 300 Meter weiter entfernt als der Fernmeldeturm, sondern er liegt ganz im Gegenteil 600 Meter näher zu Schnaitsee als der hohe Turm. Von jemanden der dort wohnt ist mMn wenigstens eine halbwegs richtige und keine völlig verdrehte Standortangabe zu erwarten.

Behauptung: "Bei LTE macht schon eine Strahlung von 0.04µW/m² krank, bei mir in der Wohnung messe ich bis zu 3500µW/m² durch LTE-Mikrowellen-Imissionen."

Richtigstellung: Hä?!

Behauptung: "wir haben über 150 Sendenanlagen am (Urlaubs-)Ort Schnaitsee ! Mikrowellenattacken teilweise tödlich, es starben einige schon beim Spazierengehen - Zeuge ist Herr Altenweger !!"

Richtigstellung: Laut EMF-Datenbank befindet sich im Ort Schnaitsee selbst keine einzige Sendeanlage.

Behauptung: "So, und in diesem Zusammenhang auch dieser in den letzten Jahren so massiv aufgetretene Anstieg an Demenzierung, welcher breiteste Volksmassen temporär bis chronisch erreicht hat und immer deutlicher befällt (ich analysiere es an mir ganz ganz deutlich, unter dem Einfluss leistungsdichterer Mikrowellenbestrahlung so schon ab dauerhaft 110mW/m² zeigen sich in mir massive Druckgefühle und exorbitante Stress-Symptome, unter denen ich zu fast nichts mehr fähig bin- stellenweise und zeitweise messe ich über 240mW/m² imissionierender Mikrowelleneinstrahlung von 2450 MHz in meiner Wohnung)."

Richtigstellung: Ob die genannten Messwerte zutreffen lässt sich aus der Ferne schlecht sagen, "indoor" gemessen aber von "outdoor" (Mobilfunk) verursacht halte ich die Werte für Fantasiewerte oder schlicht Messfehler. Zum Vergleich. Die BNetzA hatte 2000 bei den Altenwegers (etwas außerhalb des Ortes Schnaitsee in unmittelbarer Nähe der beiden Sendetürme) einen Messpunkt installiert. Gemessen wurde damals eine HF-Grenzwertausschöpfung von 1,4 Promille.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
Fundi, Schnaitsee


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