2B - Mobiltelefone auf einer Stufe mit dem Pflanzengift DDT (Allgemein)

Doris @, Mittwoch, 01.06.2011, 01:17 (vor 4958 Tagen) @ H. Lamarr

Konsequenterweise müßten Mobiltelefone nun auch verboten werden ?!?.

Hmmm, ja, so gesehen eigentlich schon. Weil das "eigentlich" aber bedeutet, dass es natürlich nicht so kommen wird, war ich so frei, Ihre Frage der IARC zu stellen. Sollte ich Antwort bekommen, stelle ich sie hier ein.

Aber so wie ich das sehe, wurde DDT nicht nur wegen der möglichen Karzinogenität verboten, sondern aus mehreren - durchaus schwerwiegenden - Gründe.

So steht bei Wikipedia:

Allerdings reicherte es sich wegen seiner chemischen Stabilität und guten Fettlöslichkeit im Gewebe von Menschen und Tieren am Ende der Nahrungskette an.

Im Lauf der Zeit wurde festgestellt, dass DDT und einige seiner Abbauprodukte als endokrine Disruptoren wirken, das heißt hormonähnliche Wirkungen haben. Greifvögel legten Eier mit dünneren Schalen, was zu erheblichen Bestandseinbrüchen führte. DDT geriet unter Verdacht, beim Menschen Krebs auslösen zu können. Aus diesen Gründen wurde die Verwendung von DDT von den meisten westlichen Industrieländern in den 1970er Jahren verboten

Ebenfalls bei Wikipedia steht unter Wirkungsweise schon einiges, was ein Verbot durchaus nachvollziehbar macht.

Die Einschätzung der Mobiltelefone erfolgte aufgrund weniger, inkonsistenter Beobachtungen und ich bin mir sicher, wenn nicht Milliarden Menschen weltweit telefonieren würde, hätte es kein einwöchiges IARC-Meeting gegeben. Hier liegt das Restrisiko einfach in der Masse der Nutzer.

Mir ist DDT von meiner ehemaligen Berufstätigkeit bekannt. Wir haben jahrelang, in den 80igern, Muttermilch untersucht und hatten einen Fall, wo die Milch mit DDT belastet war und kein Mensch konnte sich damals vorstellen woher dieser verbotene Stoff kam. Man stellte dann den Zusammenhang her, dass die junge Frau als Kind Äpfel aus dem Garten gegessen hatte, die mit DDT behandelt waren. DDT reichert sich im Fettgewebe an und geht dann beim Stillen in die Milch über.

Ein weiteres Problem ist die Umweltbelastung:

Problematisch ist DDT, weil es in der Natur nur langsam abgebaut wird - die Halbwertszeit beträgt 10 bis 20 Jahre - und sich so über die Nahrungskette im Fettgewebe von Mensch und Tier anreichern kann. Viele Studien belegen, dass der massive und flächendeckende Einsatz von DDT, wie er früher in der Landwirtschaft – insbesondere im Baumwollanbau – üblich war, eine Belastung für die Umwelt darstellt. (Quelle)

Auch wenn beides in der gleichen Klassifizierung ist, kann man aufgrund der vielen Gründe nicht schlussfolgern, dass Mobiltelefone ebenfalls verboten werden müssen.
Strahlung von Sonnenstudien ist in Klasse 1 und ist trotzdem nur für Jugendliche verboten. Und Zigaretten sind eindeutig krebserregend und sind auch nicht verboten, sondern ebenfalls nur für unter 18-jährige.

Von daher ist die Überschrift in der Süddeutschen wohl eher auf "Wirkung" ausgerichtet. Der restliche Artikel ist doch sachlicher gehalten.

Tags:
Umweltgifte


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