Diagnose-Funk interpretiert James Lin völlig falsch (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Donnerstag, 13.12.2018, 18:35 (vor 2183 Tagen) @ KlaKla

Jürgen Groschupp zitiert James Lin falsch und zieht völlig falsche Schlüsse aus dessen verdreht wiedergegebenem Zitat.

Er zitiert nicht Lin sondern Diagnose-Funk. Siehe hier ...

Stimmt! Copy-Paste, die alte Erbkrankheit dilettantischer Mobilfunkgegner, die zu faul sind, sich bei Originalquellen zu informieren.

Ich habe mir das Geschreibsel bei Diagnose-Funk angesehen und stelle fest: Dieser Verein ist nach wie vor nicht imstande, Sachverhalte richtig wiederzugeben.

Die Desinformation beginnt schon beim Titel des Beitrags. Diagnose-Funk schreibt:

Ehemaliges ICNIRP-Mitglied fordert Revision der Grenzwerte

Wer das Original liest wird feststellen: Falsch, von einer solchen Forderung Lins findet sich keine Spur.

Nicht weniger verlogen ist diese Textpassage:

Darüber hinaus empfiehlt er [Lin, Anm. "Spatenpauli"], dass die Internationale Agentur für Krebsforschung (IARC) die Forschung neu bewertet und die Einstufung der HF-Strahlung von "möglicherweise krebserregend für den Menschen" (Gruppe 2B) auf "wahrscheinlich krebserregend" (d.h. Gruppe 2A) höhergruppiert wird.

Tatsächlich hat Lin geschrieben:

Now that the NTP review panel has concluded there is clear evidence of carcinogenicity from long-term RF exposure in rats, is it conceivable that the IARC would upgrade its epidemiology-based classification of RF exposure to the next level of carcinogenicity to humans?

Lin empfiehlt mitnichten etwas, er stellt lediglich die rhetorische Frage, ob es denn denkbar sei, dass die IARC unter dem Eindruck der NTP-Studie ihre 2B-Eingruppierung von EMF um eine Stufe nach oben schrauben könne. Entweder ist der Übersetzer bei Diagnose-Funk miserabel oder sie verdrehen Lins Text absichtlich zu ihren Gunsten.

Diagnose-Funk versucht den Eindruck zu erwecken, als ob Lin, das "ehemalige ICNIRP-Mitglied" die Seiten gewechselt habe. Da ICNIRP für die Diagnose-Funker Pest & Cholera in einem ist, wird Lin, der vermeintliche Aussteiger, für sie zum Held, der es ICNIRP heimzahlt. Für Außenseiter mag das tatsächlich so aussehen. Doch wer sich nur einmal ernsthaft mit ICNIRP beschäftigt hat weiß: Lin musste bei ICNIRP notgedrungen ausscheiden, weil er die Höchstzahl von zwölf Mitgliedsjahren, festgelegt in der ICNIRP-Satzung, erreicht hatte. Bekannt ist auch: Äußern sich ICNIRP-Mitglieder öffentlich als Vertreter dieses Vereins, müssen sie die ICNIRP-Standpunkte vertreten. Äußern sie sich nicht als Vertreter des Vereins, sondern als Vertreter ihrer Uni, eines Instituts oder als Privatperson, dürfen sie sagen was sie wollen. Insofern ist es keineswegs so dramatisch, wie von Diagnose-Funk aufgebauscht, dass ein Ex-ICNIRPler einen Standpunkt äußert, der nicht identisch ist mit dem von ICNIRP. Hinzu kommt: Diagnose-Funk bringt nur den einen Artikel, in dem Lin sich vom Ergebnis der beiden NTP-Peer-Review-Panels schwer beeindruckt und ziemlich kritisch in Bezug auf die geltenden Teilkörpergrenzwerte zeigt (die mit Sendemasten nichts zu tun haben). Doch Lin hat mehr über die NTP-Studie geschrieben und durchaus geharnischte Kritik an der Art und Weise geäußert, wie die NTP-Studie designt und gehandhabt wurde, etwa in seinen Artikeln "Peer Review Conclusion of Clear Evidence of Cancer Risk from Cell-Phone RF Radiation" (Radio Science Bulletin No 364) und "The NTP Cell Phone RF Radiation Health Effects Project" (IEEE Microwave Magazine, Volume 18/1). Womit ich sagen will: Ja, James Lin ist ein offenbar ergebnisoffener Wissenschaftler, der sich von der NTP-Studie trotz deren Schwächen beeindruckt zeigt und einen revidierten Standpunkt zu den Teilkörpergrenzwerten einnimmt.

Ob Lins gegenwärtiger Standpunkt nun richtig oder falsch ist wird sich zeigen, vertretbar ist er allemal. Dürfte ich eine vergleichbare Ergebnisoffenheit wie bei Lin auch einmal bei Diagnose-Funk feststellen, meine Verachtung für diesen Verein und seine Methoden würde vielleicht ein wenig geringer ausfallen. Bislang arbeiteten die Diagnose-Funker freilich stetig in die andere Richtung.

Schlussendlich legt Diagnose-Funk Lin in den Mund:

[...] da er [Lin, Anm. "Spatenpauli"] befürchtet, dass "die Mobilfunkindustrie nahezu freie Hand bei der Entwicklung und dem Vertrieb von Mobiltelefonen und verwandten HF-Geräten hatte, wie sie es für richtig halten."

Bei dieser Textpassage stimmt immerhin die Übersetzung. Von einer "Befürchtung" Lins ist im Original indes nicht die Rede, Lin stellt lediglich furchtlos eine unbegründete Behauptung in den Raum. Welcher Teufel ihn da geritten hat weiß ich nicht. Von "nahezu freier Hand" kann jedenfalls keine Rede sein, auch die Mobilfunkindustrie hat sich an sehr detaillierte Auflagen zu halten, will sie Mobiltelefone auf internationalen Märkten in Verkehr bringen. Eigentlich sollte James Lin wissen, was "Konformitätserklärungen" bedeuten, z.B. die folgenden für ein iPhone 4 (Auszug):

FCC-Konformitätserklärung
This device complies with part 15 of the FCC rules. Operation is subject to the following two conditions: (1) this device may not cause harmful interference, and (2) this device must accept any interference received, including interference that may cause undesired operation.

Kanadische Konformitätserklärung
Complies with the Canadian ICES-003 Class B specifi cations. Cet appareil numérique de la Classe B est conforme à la norme NMB-003 du Canada. This device complies with RSS 210 of Industry Canada. This Class B device meets all the requirements of the Canadian interference-causing equipment regulations. Cet appareil numérique de la Classe B respecte toutes les exigences du Réglement sur le matériel brouilleur du Canada.

Konformitätsrichtlinien der Europäischen Union
Dieses Gerät entspricht der Empfehlung 1999/519/EC des Europäischen Rats zum Schutz der Bevölkerung vor hochfrequenter Energie (0–300 GHz) vom 12. Juli 1999. Dieses Gerät entspricht den folgenden Konformitätstandards:
EN 300 328, EN 301 489-17, EN 301 511, EN 301 908, EN 50385
Dieses Gerät für die drahtlose Kommunikation entspricht der R&TTE Direktive.

Weitere Verdrehungen von Lins Artikel durch Diagnose-Funk konnte ich nicht finden. Denn in der zweiten Hälfte des Diagnose-Funk-Beitrags geht es gar nicht mehr um Lin, sondern um belangloses allgemeines BlaBla, wie es ungebetene Zaungäste gerne zu führen pflegen.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
Diagnose-Funk, Manipulation, Falschmeldung, Klassifizierung, Kompakt, Resolution, Faktencheck, ICNIRP-Kritiker, Fake-News, James Lin, Uminterpretation


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