Bestrahlung der Moskauer US-Botschaft: Geheimpapiere freigegeben (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Samstag, 12.04.2025, 22:38 (vor 6 Tagen) @ H. Lamarr

Was mich hellhörig machte, ist das angebliche Telegramm Kissingers, das schon grammatikalisch nicht die authentische Wiedergabe eines (übersetzten) Originaltextes Kissingers sein kann, sondern die Erzählung einer Person, die anderen über den Inhalt des angebliche Telegramms berichtet. Da aber in allen mir bekannten Quellen über das Botschaftsdrama im Kalten Krieg Henry Kissingers Telegramm mit keinem Wort erwähnt wird und Buchner wieder einmal keine Quelle nennt, machte ich mich abermals im www auf die Suche, um der Geschichte auf den Grund zu gehen.

Gegrundelt hatte ich 2020. Zwei Jahre später erhielt das "National Security Archive" der USA im September 2022 auf Grundlage des Freedom of Information Act (FOIA) eine Sammlung von mehr als 30 Originaldokumenten zum "Moscow-Signal"-Skandal. Die Papiere dokumentieren jahrelange Geheimdiplomatie der Amerikaner, mit der die Sowjets dazu gedrängt wurden, ihre tägliche Mikrowellenbestrahlung der Moskauer US-Botschaft einzustellen. Das von Buchner verwurstete angebliche Telegramm Henry Kissingers taucht auch in diesen bislang unveröffentlichten Originaldokumenten nicht auf.

Eine zusammenfassende Übersicht des Inhalts aller neu verfügbaren Dokumente gibt diese Webseite des National Security Archives (deutsche Fassung hier). Am Ende des Artikels sind Links zu allen Originaldokumenten aufgelistet, z.B. dieses geheime Telegramm des US-Außenministeriums an die Moskauer US-Botschaft vom 12. Mai 1972 mit Sprachregelungen für den Fall, dass anlässlich einer bevorstehenden Pressekonferenz Journalisten nach dem "Moskau-Signal" fragen sollten.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –


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