Salzburgleitung: Gutachter-Aussage falsch protokolliert (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Donnerstag, 24.08.2017, 13:08 (vor 2657 Tagen) @ Christopher

Ich kann nur raten, aber er bezieht sich vermutlich auf folgendes Dokument: Protokoll aus Salzburg
Dort heißt es auf Seite 81, letzter Absatz: "Herr Prof. Dr. Neuberger wiederholt die bereits oben gemachten Aussagen bezüglich des Ausschlusses der Erhöhung des Risikos von Erkrankungen durch den geplanten Leitungsbau. Ebenfalls macht er Ausführungen zur sogenannten Reflex-Studie. Dr. Neuberger repliziert darauf und stellt fest, dass diese nicht gefälscht ist. Herr Köck stellt ebenfalls Fragen (...)"

Meine Vermutung: Der Protokollant hat sich hier entweder vertippt und ein "nicht" geschrieben wo keins hingehört ...

Was genau Gutachter Neuberger nun gesagt hat, das ist auf der Website Aktion 21 Austria nachzulesen. Es ist, wenn die Angaben dort zutreffen, tatsächlich das Gegenteil von dem, was im Protokoll der öffentlichen Verhandlung steht:

Im Verfahren über die 380kV-Leitung durch Salzburg ermittelt nach einer Sachverhaltsdarstellung des Naturschutzbundes Salzburg nach wie vor die Staatsanwaltschaft. Der für die UVP-Behörde tätige Gutachter Univ. Prof. Dr. Manfred Neuberger hatte in der mündlichen Verhandlung im Sommer 2014 Wissenschaftlern der Gegenseite „Wissenschaftsbetrug“ vorgeworfen, weil eine Studie gefälscht worden sei. Die UVP-Behörde hat zunächst in der Verhandlungsschrift falsch protokolliert: „Ebenfalls macht er Ausführungen zur sogenannten Reflex-Studie. Dr. Neuberger repliziert darauf und stellt fest, dass diese nicht gefälscht ist.“ (Die Reflex-Studie befasst sich mit den gesundheitlichen Auswirkungen elektromagnetischer Felder).

Der Naturschutzbund übermittelte daraufhin der Behörde die Abschrift des von ihr selbst in Auftrag gegebenen Mitschnittes: „Darf ich zu der Reflex-Studie sofort was sagen, damit das nicht im Raum stehen bleibt, weil erstens einmal ist diese Studie von Prof. Adlkofer geleitet worden, der im Auftrag der Tabakindustrie die längste Zeit seines Lebens geforscht hat und letztlich dann ablenken wollte auf andere Risken. Zweitens hat die Wiener Gruppe nachweislich einen Wissenschaftsbetrug begangen – also es war eine Mitarbeiterin konkret, die deswegen auch entlassen wurde vom Rektor, also das ist gesichert, ich weiß es, weil ich von dieser Universität komme.“

Wie man in der Quelle vom 18.07.2016 weiter nachlesen kann, ist die UVP-Behörde der Aufforderung des Naturschutzbundes Salzburg nicht nachgekommen, durch die Staatsanwaltschaft Salzburg klären zu lassen, ob die Aussagen von Prof. Neuberger in der mündlichen Verhandlung Anfang Juni 2014 vor großem Publikum in der Salzburg-Arena den Tatbestand der Verleumdung erfüllen. Der Naturschutzbund habe daher die Untätigkeit der UVP-Behörde im August 2015 zum Anlass für eine Sachverhaltsdarstellung an die Wirtschaft- und Korruptionsstaatsanwaltschaft genommen mit dem Ersuchen um Prüfung, ob eine Verletzung der Amtspflichten durch die UVP-Behörde im Verfahren über die 380-kV-Salzburgleitung 2 vorliegt und wer allenfalls daran beteiligt war.

Ob die Sachverhaltsdarstellung des Naturschutzbundes die Staatsanwaltschaft überhaupt zu der Eröffnung eines Verfahrens inspiriert hat, ist nicht bekannt. Dagegen spricht, dass das www keinerlei Fundstellen dazu kennt. Gäbe es etwas zu Lasten des (ehemaligen) Gutachters Neuberger zu berichten, die Stromgegner (auch Kabelkämpfer genannt) hätten es mit Sicherheit unverzüglich veröffentlicht. Schlechte Nachrichten (z.B. Verfahren wurde eingestellt) werden bekanntlich gerne verschwiegen. Im konkreten Fall geht dies unfair zu Lasten Neubergers, der trotz möglicherweise längst eingestelltem Verfahren weiterhin munter der Verleumdung und Ziel staatsanwaltlicher Ermittlungen verdächtigt wird. In diesem Zusammenhang ist bemerkenswert, dass weder der Naturschutzbund noch die IG Erdkabel die oben zitierte und höchstwahrscheinlich veraltete Sachverhaltsdarstellung des Naturschutzbundes auf ihren Websiten haben. Lediglich die Website Aktion 21 Austria verbreitet noch diese Meldung, Sprecher dieser Gruppierung ist niemand anderes als Franz Köck.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
Fehler, Wien, Tabakindustrie, Adlkofer, Ablenkungsforschung, Verleumdung, Salzburgleitung, Neuberger, Gutachter, Korruptionsstaatsanwaltschaft, Köck, Zweckentfremdung, Reflex-Studie


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