Absurde Debatten: Wenn Laien sich um Forschung kümmern (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Sonntag, 16.02.2014, 21:35 (vor 3953 Tagen)

Die Mobilfunkdebatte ist heute eine absurde Debatte. Absurd deshalb, weil die (seriöse) Wissenschaft nach langer Forschung keine alarmierenden Gesundheitsrisiken hat finden können und sich deshalb bis auf die Erforschung von Restrisiken aus der Debatte zurückgezogen hat. Die entstandene Lücke füllen heute besorgte Laien und mit Profiteuren durchsetzte Anti-Mobilfunk-Vereine, die im Verdacht stehen, heimlich kommerziellen Nutzen aus der Mobilfunkdebatte zu ziehen. Mit diesen Akteuren kippte um 2008 herum die Mobilfunkdebatte ins Absurde. Statt um harte Fakten geht es heute mehr um subjektiv empfundene Notlagen und um materielle/immaterielle Interessen einzelner Akteure - und die Debatte verblödet zusehens. Der Anti-Mobilfunk-Verein Diagnose-Funk zum Beispiel beschäftigt einen Ex-Astrologen als Geschäftsführer, im Vorstand sitzt ein privat zum Baubiologen weiter gebildeter Architekt und um das Ressort "Wissenschaft" dieses Laien-Vereins kümmert sich einer, der zuletzt in der Psychiatrie war.

Auch andere Debatten erleiden dieses traurige Schicksal. Zum Beispiel die Debatte um die unerwünschte Nebenwirkung "Weltuntergang" im Zusammenhang mit dem Teilchenbeschleuniger LHC. Und wieder sind es fachfremde Laien, die auf Angst und Panik setzen:

Mancher Wissenschaftler am Kernforschungszentrum Cern in Genf hat das Jahr 2008 noch in unguter Erinnerung. Statt Journalisten von den gigantischen Möglichkeiten des Large Hadron Collider (LHC) zu berichten, mussten sie immer wieder Fragen nach Schwarzen Löchern oder sogenannten Strangelets beantworten, die bei den Experimenten entstehen könnten. Die Boulevardpresse beschrieb den Weltuntergang, vor Gerichten wurde gegen den Betrieb des LHC geklagt.

Heute, mehr als fünf Jahre nach der Inbetriebnahme des LHC, scheint die Debatte längst beendet zu sein. Das Higgs-Boson wurde entdeckt - untergegangen ist die Welt trotzdem nicht. Die Klagen gegen den Teilchenbeschleuniger sind gescheitert. In den USA aber beginnt die aus Sicht vieler Forscher absurde Debatte wieder von vorn.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
Selbstüberschätzung, Amateur, Notlage, Forscher, Kompetenzgefälle


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