400 mA kriechen durch Kühe in der Schweiz (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Samstag, 27.10.2012, 00:57 (vor 4422 Tagen)

Auszug aus schweizerbauer.ch:

"Seit fünf Jahren können wir nachweisen, dass unsere sechzig Milchkühe bis zu 400 Milli-Ampère Strom ertragen müssen, weil in etwa achtzig Meter Entfernung von unserem Stall ein Starkstrommast steht, der zwei Leitungen trägt", erklärt der Landwirt Patrick Müller vom Talacherhof in Lengnau.

Ouuups, was ist da los?

Ein Zweibeiner, der von nur 50 mA Wechselstrom durchflossen wird, ist schon nach kürzester Zeit ziemlich mausetot. Todesursache: Herzkammerflimmern.

Die armen Kühe. 400 mA! Doch wie kann das überhaupt sein?

Die Spurensuche in dem Artikel ergibt keine weiteren größeren Stirnrunzler, den Wissenschaftler Prof. Michael Hässig kennen wir schon vom Fall des Tabakpflanzers und Rinderzüchters Sturzenegger als seriösen Forscher, dessen Arbeiten von besonders fleißigen Mobilfunkgegnern gerne in Alarmstudien uminterpretiert werden.

Also ran an die Suchmaschine und das hier gefunden:

Untersuchung der Probleme beim Milchvieh auf dem Talacherhof ... mit besonderem Blick auf elektromagnetische Felder (PDF, 24 Seiten).

Verfasst wurde dieser Bericht vom IIREC, was ausgeschrieben Pompöses zum Vorschein bringt, noch pompöser als "Informationszentrum gegen Mobilfunk": International Institute for Research on Electromagnetic Compatibility.

Alarmstufe gelb.

Auftragnehmer, so steht es in dem Bericht, ist Dr. Walter Hannes Medinger aus Krems in Österreich.

Alarmstufe rot.

Da war doch was ...

Näheren Umstände zu Dr. Medinger schildert Ulrich Berger auf ScienceBlogs.

Legte Dr. Medinger seinerzeit für seine Aussage vor dem Landgericht Gießen noch 600 km zurück, so musste er 2010 über 800 km zu Milchbauer Patrick Müller anreisen.

Wieso ordert der Milchbauer ausgerechnet bei Dr. Medinger?

Eine Antwort auf diese Frage habe ich nicht finden können. Dafür ist mir ein anderes PDF über den Weg gelaufen (3 Seiten), aus dem hervorgeht, dass Herr Müller die Stromprobleme seit der Installation einer neuen Melkanlage im Jahr 2007 hat - und die besagten 400 mA natürlich nicht durch die Kühe hindurch kriechen, sondern durch metallisches Inventar auf dem Müller-Hof.

Hans-Ulrich Jakob (Gigaherz) wäre für Patrick Müller nur knapp 60 km weit weg gewesen, doch Müller hat sich dennoch für den Österreicher entschieden. Die Gründe sind unbekannt, nur ein Indiz lässt erahnen, dass es an der Großwetterlage gelegen hat: Gigaherz, sonst um jede noch so belanglose Elektrosmog-Meldung bemüht, schweigt über den Fall des Milchbauern Müller auf der Website und im Forum ununterbrochen.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
IIREC, Medinger, Milchkühe


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