Glückliches Trio: Marketing + Baubiologen + Diagnose-Funk (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Mittwoch, 21.12.2011, 14:06 (vor 4741 Tagen)

Ute Schmeiser hilft, wenn das Image Flecken hat. Die Marketing-Fachberaterin hat mit ihrer Presse-Information (PI) "Dubiose Anbieter nutzen die Angst vor Elektrosmog" vom Oktober 2010 (erst jetzt) meine Neugier geweckt: Außerhalb des IZgMF-Forums finden sich nämlich solche provokant aufklärenden Worte sonst eher selten.

Wer liest merkt dann schnell worauf diese Information hinaus will: Es gilt, unseriös billige von seriös teuren Baubiologen zu differenzieren. Die Frage, ob es im Sektor Elektrosmog überhaupt einen seriösen Baubiologen geben kann, beantwortet die Presse-Information nicht. Diese Frage ist jedoch berechtigt, denn auch die angeblich seriösen Baubiologen orientieren sich an selbst zusammengebastelten "Referenzwerten", denen keine wissenschaftlichen Erkenntnisse über biologische Schadpotenziale zugrunde liegen. Diese "Referenzwerte" sind so unverschämt niedrig, dass sie sehr häufig in völlig normalen Alltagssituationen weit überschritten werden - und dann klingeln auch bei vorgeblich seriösen Baubiologen erst so richtig die Kassen, wenn nämlich ein aufwendige Sanierung in Form einer (unnötigen) Schirmung in Angriff genommen werden kann. Bleibt dieser Auftrag aus, hat der Kunde immerhin noch ein paar hundert Euro für eine "seriöse" Elektrosmog-Messung zu berappen, die allerdings ebenso überflüssig ist wie eine "unseriöse" Messung. Denn in der weit überwiegenden Mehrzahl aller Fälle erreichen die Messwerte nur kleine Bruchteile der geltenden wissenschaftlich fundierten Grenzwerte. Sich dagegen zu schützen ist wie der Kauf einer Ritterrüstung, um dem Bewurf mit Wattekügelchen zu entgehen.

Wer Auftraggeber von Frau Schmeiser war ist nicht eindeutig klar. Aller Voraussicht nach war es der in der PI verlinkte "Berufsverband Deutscher Baubiologen", der sich von der unliebsamen Billig-Konkurrenz, die die Preise kaputt macht, distanzieren wollte. Interessant ist in diesem Zusammenhang das Auftauchen des Vereins Diagnose-Funk in der PI. Dieser Anti-Mobilfunk-Verein gibt vor, Bürgerinteressen zu vertreten. Es gibt jedoch etliche Hinweise, dass dies nur die sichtbare Vorderseite eines Vereins ist, dessen Kehrseite möglicherweise die ist: Als Marketing-Instrument für Nutznießer der Elektrosmogdebatte dafür sorgen, dass diese Debatte ständig neue Nahrung bekommt und so Umsätze generiert werden können. Die auffällige Konstellation zwischen professioneller Marketingberatung, Baubiologenverband und pausenlos Alarm schlagendem Anti-Mobilfunk-Verein Diagnose-Funk sehe ich als weiteres Indiz für die Abhängigkeit des Vereins und seine wahren Ziele.

Merkwürdig: Die Rechtschreibkorrektur meines Browsers kennt das Wort "Baubiologenverband" nicht. Sie schlägt stattdessen Unerhörtes vor: Baubiolügenverband. Was ein einziger Buchstabe doch für eine Macht haben kann! Alles was recht ist, aber da muss Frau Schmeiser noch einmal ran, um diese Diffamierung abzustellen.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
Interessenkonflikt, Diagnose-Funk, Baubiologen, Marketing Konzept, Messwerte, Profit


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