Handy mit Mikrowellenherd verwechselt (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Freitag, 29.04.2011, 00:03 (vor 4966 Tagen) @ KlaKla

Und dazu passt auch die neue Wortschöpfungen der Mikrowellen Star.

Der Artikel gibt dazu Frau Bleuel, die übrigens nicht wie geschrieben "Wissenschaftlerin" ist, sondern selbstständige Vortragsreisende, so wieder:

"Die Krankenkassen würden vom "Mikrowellen-Star" berichten. Besonders das Auge nehme die Strahlung auf, weil es am wasserhaltigsten ist. "Dann geht die Strahlung in den Kopf." Bei schlechtem Empfang nehme die Wattzahl so stark zu, dass das Gewebe die aufgenommene Energie nur schwer absorbieren könne."

Ich habe den Eindruck, Frau Bleuel sucht sich Ihre Vortragsinhalte etwas arg einseitig im Internet zusammen. Ein Handy bewirkt am Ohr bekanntlich maximal 2 W/kg, mehr ist für Privatpersonen nicht erlaubt (beruflich schon). Wieviel davon am Auge ankommen weiß ich nicht, es ist auf jeden Fall erheblich weniger als 2 W/kg, solange sich keiner sein Handy beim Telefonieren aufs Auge drückt. Bis hierhin müsste eigentlich jetzt noch jeder zustimmend nicken.

Gut, dann relativiere ich jetzt mal die "Warnung" von Frau Bleuel mit Hilfe einer neuen Studie, bei der das BfS Probanden Tetra-Funksignale um die Ohren hauen lässt. Die entsprechende Passage von der Website lautet:

Die Expositionsanlage verursacht in der höchsten Leistungsstufe, die zu einer Exposition von 6 W/kg führt, am Kopf eine oberflächliche Erwärmung von fast 1 °C. Da die Studie verblindet durchgeführt werden soll (es wissen also weder der Proband noch der direkt beteiligte Wissenschaftler, wann welche Exposition stattfindet), war es wichtig zu prüfen, ob diese Erwärmung durch die Testpersonen wahrgenommen werden kann. Hierzu wurde eine Vorstudie durchgeführt. Es hat sich herausgestellt, dass die Probanden subjektiv nicht in der Lage sind, die tatsächliche Temperaturerhöhung richtig einzuschätzen, ein Entblindungsrisiko (also das Erkennen der spezifischen Exposition durch die Probanden) besteht also nicht.

Es gäbe noch so viel mehr zu den Behauptungen von Frau Bleuel und Herrn Weiner zu sagen, aber wozu? Wer hier regelmäßig mit liest kennt die Schwachpunkte sowieso schon und wer sie nicht kennt, der muss halt laut geben.

Handy "zufällig" mit Mikrowellenherd verwechselt
Zu allem Überfluss habe ich auch noch diese Website gefunden, die allem Anschein nach Frau Bleuel zu Ihrer Behauptung inspiriert hat: "Die Krankenkassen würden vom "Mikrowellen-Star" berichten. Nur, dort geht es überhaupt nicht um Handys, sondern um Mikrowellenherde, bevorzugt um defekte (undichte).

"Die Krankenkassen" schrumpfen dort auf eine einzige (TK) und selbst dies ist noch fragwürdig, weil sich nur eine einzige Medizinerin der TK im Sinne von Frau Bleuel geäußert hat.

Wenn ich das richtig verstanden habe, referiert Frau Bleuel gegen Honorar. Wäre das Gesagte fachkundig und ausgewogen, gäbe es dagegen auch nichts zu sagen. So aber habe ich den Eindruck, Frau Bleuel betreibt Desinformation statt Aufklärung. Entschuldigt ist sie, wenn die Journalistin der BZ sie falsch wiedergegeben hat.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –


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