Franzellitti über die Franzellitti-Studie (II) (Forschung)

H. Lamarr @, München, Montag, 04.05.2015, 01:44 (vor 3500 Tagen) @ H. Lamarr

Da mir diese Arbeit im Volltext nicht vorliegt ...

Dieses Manko hat ein guter Geist beseitigt, deshalb kann ich folgende Ergänzungen bringen:

Silvia Franzellitti kennt die "Reflex"-Nachfolgestudie (bekannt als UMTS-Studie, Schwarz et. al., 2008), nennt diese jedoch nur im Literaturverzeichnis in ihrer Arbeit. Ein Indiz dafür, dass die UMTS-Studie aus bekannten Gründen von Fanzellitti aussortiert wurde.

Die Original-Reflex-Studie (Diem et al., 2005) kommt nur wenig besser weg. Die italienische Wissenschaftlerin schreibt dazu:

Cellular effects were examined after prolonged exposure (4, 16, and 24 h) to CW and to two different schemes of 1.8GHz GSM signal (GSM-217 Hz and GSM-Talk), applied at the time-averaged SAR of 2W/Kg, which is the safety limit for mobile phone emissions according to ICNIRP [28].

Jetzt ist allerdings ausgerechnet der Gebrauch des unmodulierten GSM1800-MHz-Trägersignals (CW, continuous wave) bei Diem et al. Anlass für eine Kontroverse gewesen: Prof. Adlkofer verficht, wenn auch in sich widersprüchlich, die Meinung, Diem et al. hätten keine CW-Befeldung vorgenommen (Quelle). Dem widerspricht Prof. Speit in einer Entgegnung.

Nur einen einzigen weiteren Bezug nimmt Franzellitti auf Diem et al., 2005:

Along with the commonly employed comet measurements, we also included in our analysis the calculation of the comet tail-factor to compare our data with those reported by Diem et al. [9], although the use of this parameter was largely
questioned [10,24,42].

Auf diesen Tail-Faktor geht die Arbeit dann allerdings nicht weiter ein, dieser Faktor wird weder im Fließtext noch in Tabellen oder Grafiken noch einmal genannt, ebensowenig ein Ergbnis des Vergleichs mit den Werten bei Diem et al.

Mehr "Reflex" steckt in der Franzellitti-Studie nicht drin, der Begriff "Reflex" wird in dem Paper noch nicht einmal erwähnt. Andererseits decken sich einige Studienparameter mit "Reflex", etwa die Expositionsanlage vom selben Lieferanten (IT'IS, Zürch) oder die Einwirkungsdauer der Befeldung mit 4, 16 und 24 Stunden. Im Gegensatz zu Diem et al. verzichtete Franzellitti jedoch auf eine Befeldung unter Grenzwert, sie exponierte durchwegs mit 2 W/kg. Abweichend auch die Zelllinien: Die Italiener verwendeten HTR-8/SVneo-Zellen, die Österreicher Fibroblasten vom Menschen und transformierten GFSH-R17-Granulosazellen einer Ratte.

In Ihrem Resumee weist Franzellitti darauf hin, dass die beobachteten Effekte möglicherweise von Besonderheiten der eingesetzten Zelllinien beeinflusst werden; dies könnte zum Teil die inhomogene Studienlage erklären.

Warum Herr Adlkofer ausgerechnet von der Franzellitti-Studie so angetan ist, kann ich nach Sichtung der Arbeit nicht nachvollziehen. Allerdings steht mir als Nachrichtentechniker eine solche Bewertung auch nicht zu.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
CW-Befeldung, Fibroblasten, Wissenschaftsskandal, Diem, Ratten, DNA-Strangbrüche, Speit, Kontroverse, Franzellitti, Granulosazellen, Schwarz


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