Doktorarbeit: Stärker EMF-Belastete sind gesünder (Allgemein)
Also gut, der Betreff oben ist wegen der dünnen Datenbasis statistisch reichlich wagemutig formuliert, alles andere, was unten folgt, ist jedoch ernst gemeint. Die Arbeit widerlegt übrigens Gigaherz-Chef-Grantler Jakob, der für Personendosimeter überraschenderweise kein gutes Wort übrig hat. Gut möglich, dass er das Madigmachen dieser Geräte im Auftrag von Interessengruppen betreibt, die in Personendosimetern eine unliebsame Konkurrenz sehen, deretwegen fette Messaufträge nicht mehr ganz so leicht an Land gezogen werden können .
Klein, Jerome Olivier (2010):
Epidemiologische Untersuchung bei Erwachsenen zu den moeglichen akuten gesundheitlichen Effekten durch Mobilfunk: eine Pilotstudie. Dissertation, LMU München: Medizinische Fakultät
Abstract
Mit der kontinuierlichen Ausbauung und Erweiterung von Mobilfunknetzen und deren Leistungsmerkmalen steigt auch die Sorge der Bürger über mögliche akute gesundheitliche Effekte durch hochfrequenten elektromagnetischen Felder (EMF), die von Mobilfunkbasisstationen und von Mobilfunkgeräten ausgehen. Bei dieser Untersuchung handelt es sich um eine Machbarkeitsstudie zur Erprobung eines neu entwickelten Personendosimeters im Feld, um die EMF-Exposition valide abschätzen und mit Angaben zur Gesundheit der Probanden vergleichen zu können. Zu diesem Zweck wurden 150 Probanden aus München zur Teilnahme eingeladen. Die Teilnehmer trugen das Dosimeter am Oberarm, welches über 24 Stunden ein Expositionsprofil erstellte. Zu Beginn der Messung wurde ein Fragebogen mittels CAPI (Computer Assisted Personal Interview) ausgefüllt, der 161 Fragen zu den Bereichen Handy-Nutzung, allgemeine und aktuelle Befindlichkeit, psychische Gesundheit, Schlafverhalten, Lebensqualität, soziale Unterstützung, Umweltbesorgnis, Einstellung zum Mobilfunk, Soziodemografie, Tabak- und Medienkonsum und Medikamenteneinnahme umfasste. Zur Messung begleitend erstellten die Probanden ein Symptomtagebuch, welches zu drei Tageszeiten (morgens, mittags, abends) aktuelle Symptome abfragte. Insgesamt lagen 61 vollständige Datensätze von erwachsenen Probanden vor. Es zeigte sich, dass die Messungen alle innerhalb der vom Gesetzgeber festgelegten Grenzen lagen. Das Kollektiv, das über dem Median exponiert war, konnte insgesamt als gesünder eingestuft werden. Dies zeigte sich im Bereich der akuten Beschwerden vor allem für die Symptome Kopfschmerzen und Müdigkeit signifikant (47 % vs. 11 % und 58 % vs. 26 %, p<0,05) erhöht. Dies konnte auch im multiplen logistischen Regressionsmodell gezeigt werden. Hier waren der Zusammenhang zwischen der Exposition und den Symptomen Kopfschmerzen, Müdigkeit, Konzentrationsstörungen und Energielosigkeit invers assoziiert. Allerdings schätzten die über dem Median exponierten Teilnehmer die Entfernung der Wohnung zur nächsten Mobilfunkbasisstation im Vergleich zur unter dem Median exponierten Gruppe geringer ein. Die körperliche und psychische Lebensqualität war für die oberhalb des Medians exponierten Probanden tendenziell besser. Diese Ergebnisse sind aufgrund der geringen Fallzahl statistisch nicht aussagekräftig und sollten in großem Umfang überprüft werden. Diese Arbeit zeigt, dass die Durchführbarkeit epidemiologischer Untersuchungen mittels Personendosimetrie zur validen Abschätzung der Exposition zu EMF machbar ist.
Volltext der Doktorarbeit (PDF, 3,2 MByte)
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– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –
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H. Lamarr,
29.01.2011, 19:54
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