Zitatfälschungen: AZK greift auf Prof. A. Volger zurück (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Donnerstag, 01.05.2014, 17:03 (vor 3871 Tagen) @ H. Lamarr

Den einzigen angeblich von Prof. Volger selbst stammenden Text zur Sache habe ich in diesem PDF gefunden. Das PDF wurde 2009 angefertigt, es enthält eine Stellungnahme Volgers aus dem Jahr 2000 zu den "Grenzwerten für Sendeleistungen im Mobilfunk".

Auszug aus diesem Dokument:

Im VFR-Bulletin (gültig ab 20.11.98) der deutschen Flugsicherung wird vor Überfliegen von Sendemasten wegen der Gefahr für Pilot, Passagiere und Gerät gewarnt.

Google findet zum Suchbegriff "Überfliegen von Sendemasten" gerade einmal zwei Treffer. Der eine ist das PDF mit dem Text Volgers, der andere ist eine Spiegel-Nachricht über den Absturz eines "Tornado"-Kampfflugzeugs am 6. Juli 1984 bei Holzkirchen. Die Briten hätten 1984, schon vor dem Unfall, die deutsche Luftwaffenführung vor dem Überfliegen von Sendemasten gewarnt, da die ausgestrahlten elektromagnetischen Felder die hochempfindliche Elektronik stören könnten.

So weit so gut. Nur was hat diese Warnung im Text von Prof. Volger zu suchen?

Der starke US-Sender bei Holzkirchen hatte bis zu 250 kW Sendeleistung. Dass die daraus resultierende Strahlungsleistung Flugzeugelektronik stören könnte ist nachvollziehbar. Dies gilt jedoch nicht für ländliche Mobilfunksender mit ihren 30 W bis 50 W Sendeleistung. Die Bürgerinitiative gegen den Sender bei Holzkirchen sprach seinerzeit sogar davon, der US-Sender wäre so stark wie 20'000 Mobilfunksender. Das ist zwar maßlos übertrieben, es ist jedoch absurd, das EMV-Risiko starker KW/MW-Sender auf schwache Mobilfunksender zu übertragen. Doch genau dies hat Prof. Volger getan.

Der Professor war zur fraglichen Zeit am Ende seiner beruflichen Laufbahn angekommen. Er hatte danach noch einige Auftritte, die Stellungnahme zu Mobilfunk-Grenzwerten aus dem Jahr 2000 sollte jedoch seine einzige zu dem Reizthema bleiben. Niemand würde heute noch darüber schreiben, hätten Mobilfunkgegner und das hese-Projekt Prof. Volger nicht instrumentalisiert. So lebt die unqualifizierte Stellungnahme fort in diversen Zitaten, die alle nur dem Zweck dienen, Ängste gegenüber Mobilfunk zu schüren und Misstrauen gegenüber dem staatlichen Strahlenschutz zu säen. Mit dem Professortitel Volgers wollen die Zitatsammler Eindruck schinden, dass Volger als Bausachverständiger keine Expertise in Mobilfunktechnik und Biologie vorzeigen kann, verschweigen sie alle.

So wie heute alte Müllhalden nach teuer gewordenen Rohstoffen durchwühlt werden, haben die AZK/Klaus Weber im Antiquariat der Elektrosmog-Alarmmeldungen tief unten nach Brauchbarem gesucht, das durch Neuverpackung wieder nach oben geholt werden kann. Sie müssen dies tun, denn in der Neuzeit versiegt der Nachschub an akademisch prämierten Alarmmeldungen zusehens, spontan fallen mir nur noch der Literaturprofessor Richter und der Mathematikprofessor Buchner ein, die beide jedoch das Ende ihrer Restlaufzeit als öffentlich aktive Mobilfunkgegner schon in Sichtweite haben.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
Aggressiv, Rentner, Zitatverfälschung, Alarmist, Pensionär, Goethe-Experte, Alarmmeldung


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