Fotohandy-Mania

RH, Dienstag, 13.04.2004, 16:11 (vor 7586 Tagen)

DIE WELT
Dienstag, 13. April 2004 Berlin

Wissenschaft

Das Fotohandy als Fremdenführer
Neue Technologien sollen Fußgängern und Autofahrern bei der Orientierung helfen

von Norbert Lossau

Cambridge - "Mail mir ein Foto von dem Haus, vor dem du stehst, und ich sage dir, wo du gerade bist." So könnte der Werbeslogan für eine neuartige Dienstleistung lauten, die britische Forscher jetzt konzipiert haben. Robert Cipolla und Duncan Robertson von der Universität Cambridge präsentieren eine intelligente Datenbank, in der sich dreidimensionale Darstellungen aller Straßenzüge einer Stadt speichern lassen. Wer sich künftig in einem fremden Ort verirrt, braucht dann nur noch mit seinem Fotohandy einen Schnappschuss zu machen und das Bild an eine Servicenummer zu senden. Dort wertet eine leistungsfähige Bilderkennungssoftware das Foto aus und teilt dem Suchenden sodann gegen Gebühr mit, wo er sich gerade befindet - und wie er laufen muss, damit er sein gewünschtes Ziel erreicht. Dabei muss der Computer nicht alle in der Datenbank gespeicherten Bilder berücksichtigen, denn die genutzte Basisstation des Mobilfunknetzes ermöglicht bereits eine grobe Ortung auf rund 100 Meter. Per Fotohandy kann der Standort eines Suchenden dann jedoch präzise auf den Meter genau ermittelt werden. Eine ähnlich gute Genauigkeit kann prinzipiell auch durch Nutzung von GPS-Navigationssatelliten erreicht werden. Doch gerade in engen Häuserschluchten versagt diese Technologie, wenn nicht genügend Satelliten am Himmel angepeilt werden können.


Die Beschaffung des Bildmaterials von allen Häusern einer Stadt ist indes kein Problem. Schon vor Jahren wurden hier zu Lande CDs angeboten, auf denen alle Gebäude deutscher Großstädte gespeichert waren. Kamerawagen hatten dazu schlicht die Straßen abgefahren. Was technisch kein Problem war, zog damals jedoch den Zorn der Datenschützer auf sich.


Detaillierte Informationen von Städten lassen sich sogar aus dem Weltall per Satellit gewinnen. Solche 3-D-Ansichten vermarktet bereits die israelische Firma FlyOver. Damit lassen sich realistische Darstellungen der Umgebung auf die Displays von Pkw-Navigationssystemen zaubern. Der japanische Konzern Kenwood hat jetzt mit dem "HDV-910" den ersten Autolotsen mit räumlich wirkenden Ansichten aus der Erdumlaufbahn auf den Markt gebracht.


Artikel erschienen am 13. April 2004
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Fotohandy-Mania

H. Lamarr @, München, Dienstag, 13.04.2004, 19:43 (vor 7586 Tagen) @ RH

Danke für den Tipp, Renate. Irgendwie kriege ich das Gefühl nicht los, dass Handys demnächst im Standardwarenkorb des statistischen Bundesamtes als Grundnahrungsmittel geführt werden.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

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