Filmkritik (I): Dauerwerbesendung (Allgemein)
Meine Hoffnungen auf ein paar kritische Fragen an Uli Weiner haben sich leider nicht erfüllt. Der Film versucht gar nicht erst, den Hauptdarsteller als Blender zu enttarnen, sondern er bietet Uli rd. 43 Minuten lang eine zu 100 Prozent kritiklose Bühne zur Selbstdarstellung. Aus meiner Sicht hätte in eine der Bildecken ehrlicherweise die Einblendung "Dauerwerbesendung" hingehört. Was das Ganze soll, erklärt aus Sicht des WDR vielleicht die Selbstdarstellung der Sendung "Menschen, hautnah":
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Wir porträtieren
- Menschen, deren Entwicklung spannend ist.
- Menschen in Lebenssituationen, die uns berühren.
- Menschen, die uns an ihrem Leid und ihrem Glück teilhaben lassen.
- den schrulligen Tierarzt und die selbstbewusste Deutsche, die als Drittfrau in Afrika lebt
- den strengen Asylentscheider und die optimistische Dortmunderin, die ohne Geld glücklich ist
- die turbulente Drillingsfamilie und die einsame alte Frau, die sich an nichts mehr erinnern kann
- die chaotische Messie-Frau und den gemütlichen Koch, der ohne Stress, aber mit Stern die Menschen glücklich macht
Wir nehmen uns Zeit für Prominente und ganz normale Menschen
- die ihre Träume leben
- die sich verändern und sich dabei treu bleiben
- die ihren eigenen Weg gehen
Die Sendereihe "Menschen hautnah" ist einzigartig in der deutschen Medienlandschaft. Bemerkenswert sind sowohl die intensive Kameraarbeit wie die besondere Handschrift der AutorInnen. Sie wurde mehrfach preisgekrönt.
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Und Wikipedia ergänzt: Menschen hautnah ist ein mehrfach preisgekröntes Sendeformat des WDR. Es berichtet über Menschen und ihre Lebensgeschichten. Die Reihe ging 1996 auf Sendung und wurde anfangs von Gert Monheim geleitet.
Soso, Aha.
Offensichtlich sieht der WDR in Uli nur den verschwitzten Völkerschau-Sonderling und ist sich in keiner Weise der tieferen Bedeutungsebenen bewusst, die mit dem Schlagwort "Elektrosensibilität" untrennbar verbunden sind. Zum Beispiel die Geschäftsbeziehungen, die Profiteure der Angst vor Elektrosmog (z.B. "Baubiologen", niedergelassene Umweltmediziner, Messtechniker ...) mit Frontleuten der "Elektrosensiblen" pflegen. Überzeugte Elektrosensible sind für die Branche wertvolle Demonstrationsobjekte, die zeigen was einem blüht, wenn man nicht schleunigst für ein paar tausend Euro seine vier Wände gegen Elektrosmog schirmen lässt. "Elektrosensible" werden gerne als Vorhut des Grauens inszeniert, das demnächst bei anhaltender "Verstrahlung" über die Menschheit hereinbrechen wird: Krebs, ungezügelte Aggressionen, Verblödung der Kinder, nächtliches Schwitzen, Konfusität, Schlaflosigkeit, "Hirnsausen" und 30 Gebrechen mehr sind schon angekündigt. Dummerweise muss der Eintrittszeitpunkt von den interessierten Kreisen laufend nach hinten verschoben werden, weil sich die Prophezeiungen bislang partout nicht erfüllen wollen. Immerhin haben wir seit bald 25 Jahren GSM-Mobilfunk.
Uli hat den WDR aus meiner Sicht perfekt verarscht (weniger grob formuliert: instrumentalisiert), denn er hat eine 43-Minuten-Werbesendung für sich und die Branche der Elektrosmog-Profiteure geschenkt bekommen und vermutlich sogar noch Honorar dafür kassiert.
Niemand beim WDR kennt Pfarrer Häublein. Der evangelische Seelsorger wurde 2006 in Oberammergau von dort ansässigen Mobilfunkgegnern und "Elektrosensiblen" mit der Phobie infiziert, er könne schwache Funkfelder spüren. Anfang 2013 wählte Häublein in seinem Wahn, LTE-Funk nicht länger ertragen zu können, den Freitod. Wer, wie der WDR, zu 100 Prozent unkritisch über "Elektrosensibilität" berichtet und damit den Eindruck erweckt, diese Krankheit sei physisch und nicht psychisch, trägt mit dazu bei, dass labile Menschen auf der Suche nach Ursachen für gefühlte Symptome bei "Elektrosensibilität" einrasten, so wie dies dem Pfarrer 2006 passiert ist. Klar, nur bei ganz wenigen eskaliert der Wahn so extrem, doch schon ein Toter ist bereits einer zuviel. Und weil sich der Infektionsweg später kaum noch zum Ursprung zurückverfolgen lässt, können, wenn es gekracht hat, alle an der Infektion beteiligten ihre Hände in Unschuld waschen und jede Verantwortung für das Unglück weit von sich weisen. Pfarrer Häublein ist ein geprüfter Fall, er hinterließ gemäß Staatsanwaltschaft einen Abschiedsbrief und nannte LTE als Grund seines Selbstmordes, es soll (auch im Ausland) noch weitere ähnliche Todesfälle geben, die allerdings nicht geprüft sind.
Hintergrund
Nutznießer der Furcht vor Elektrosmog
Wenn Mobilfunkgegner sich schuldig machen
Pfarrer H.: Instrumentalisierung eines Todesfalls (I)
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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
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