Streit um Salzburgleitung: Schweizer hetzt Österreicher auf (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Donnerstag, 09.07.2015, 12:22 (vor 3427 Tagen)

[Strang abgetrennt, Titel geändert und Vorspann eingefügt am 12. Juli 2015, 12:30 Uhr; Absprung hier]

Viel schmutzige Wäsche wird wegen einer Hochspannungstrasse gewaschen, die unter dem Sammelbegriff 380-kV-Salzburgleitung in Österreich für Aufregung sorgt. Ähnlich wie bei der Errichtung von Mobilfunk-Sendemasten stehen Bürger zum Protest auf, angeführt von fachlichen Laien. Es ist die Stunde von vielen ehrlich Besorgten, aber auch die von einigen Wutbürgern, Profilneurotikern und Querulanten.

Was passiert, wenn grenzüberschreitend ein Querulant aus der Schweiz ein passendes Gegenstück im Salzburger Land findet, davon handelt dieser Strang. Der Schweizer Hans-U. Jakob instrumentalisiert mit seinen bizarren Ideen den Österreicher. Dies führt jetzt auch in Österreich zu Auswüchsen, wie sie zuvor in der Schweiz zu beobachten waren. Heimlicher Nutznießer der ganzen Aufregung ist ein Ex-Tabaklobbyist in der deutschen Hauptstadt. Die Geschichte ist wegen ihres Facettenreichtums nicht leicht zu erzählen, ich probier's trotzdem mal:

Gigaherz-Präsident Jakob legt im Streit um die "Salzburgleitung" einen Scheit nach und schreibt in seinem Forum:

Das Hamburger Urteil gegen Prof. Dr. Lerchl, Dekan der privaten Jacobs Universität in Bremen, zieht ganz schön weite Kreise.
Ein Sachverständiger für Humanmedizin hat in seinem Gutachten gegen eine Bodenverkabelung der 380kV-Salzburgleitung mehrmals behauptet, die Studien von Prof. Rüdiger der MedUni Wien im Rahmen des Reflex-Programms seien gefälscht. Auf Grund des Hamburger Urteils wurde der Sachverständige für Humanmedizin sowohl von der Salzburger Regierung wie von den Einsprechergruppen aufgefordert, sein Gutachten abzuändern.
Weil der Herr Sachverständige dieser Aufforderung nicht nachkommen will, befasst sich jetzt die Staatsanwaltschaft Salzburg mit dem Fall.

Es ist einfach zu komisch wie Hans-U. Jakob, der "Querulator", mit allen Mitteln versucht, aus dem Urteil der Pressekammer Hamburg im Streit Elisabeth K. vs. Lerchl Kapital zu Lasten von Prof. Lerchl zu schlagen.

Wie üblich sind die Anschuldigungen des Gigaherz-Präsidenten wirr und wegen fehlender Quellenangaben nicht nachvollziehbar.

Zunächst stellt sich die Frage, was 50-Hz-Magnetfeldimmissionen mit der GSM-Mobilfunkimmission zu tun hat, die anlässlich des (mutmaßlich gefälschten) "Reflex"-Projekts in Wien untersucht wurde. Die Antwort ist kurz: nichts. Aller Voraussicht nach reißt Jakob hier etwas aus einem ursprünglich sinnvollen Zusammenhang oder er hat seine Behauptung frei erfunden.

Grotesk ist mMn die Behauptung, die "Salzburger Regierung" habe den Sachverständigen aufgefordert, im Kielwasser des Hamburger Urteils sein Gutachten abzuändern. So bescheuert sind Regierungen nicht, Querulanten dagegen schon.

Und weil ich mit den Lügen des Gigaherz-Präsidenten ausgiebig Erfahrung habe, darf ich behaupten: Die Staatsanwaltschaft Salzburg beschäftigt sich mit dem Fall, wenn überhaupt, nur deshalb, weil ein Denunziant aus der Schweiz den Sachverständigen angeschwärzt hat. Jede Wette: Herr Jakob wird nicht darüber berichten, wenn die Staatsanwaltschaft Salzburg den angeblichen Fall wegen Bedeutungslosigkeit zu den Akten legt, ohne auch nur an Ermittlungen gedacht zu haben. Ich werde das mal im Auge behalten und zuweilen den Finger in die Wunde legen.

Mir ist es nicht gelungen herauszufinden, wer dieser "Sachverständige für Humanmedizin" sein soll, der in seinem Gutachten auf "Reflex" verweist. Prof. Manfred Neuberger von der Medizinischen Universität Wien, dort Kollege von Prof. Kundi, kann es nicht sein. Er ist zwar im Ringen um die Salzburgleitung Gutachter für Humanmedizin, hatte jedoch während der öffentlichen Verhandlung in der Salzburgarena (Juni 2014) ausdrücklich zu Protokoll gegeben (Seite 81), dass die "Reflex"-Studie nicht gefälscht sei. Woher er das so genau wissen will weiß ich nicht, seine Aussage sollte Neuberger jedoch gegen die grotesken Anwürfe des Gigaherz-Präsidenten schützen. Wobei ich nicht ausschließen mag, dass der doch schon betagte und tatterige Herr Jakob nichts von der Aussage des Wiener Professors wusste, er ihn also fälschlich beschuldigt. Neuberger wird trotz seiner Pro-"Reflex"-Aussage von einem gewissen Franz Köck, das ist ein Vertreter der Bürgerinitiativen gegen die Salzburgleitung, massiv und ziemlich unsachlich angegriffen. Herr Köck würde daher gut zu den "Einsprechergruppen" passen, von denen Herr Jakob in seinem Posting redet.

Hintergrund
Hochspannung in Oberösterreich: Jakob ./. Leitgeb
Salzburgleitung: "Unfähigkeit eines Universitätsprofessors"

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
Jakob, Salzburg, Narrenhaus, Querulant, Kundi, IG-Erdkabel, Salzburgleitung, Neuberger, Pressekammer, nützliche Idioten, Staatsanwaltschaft, Köck


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