Scheiner-Carlo-Veranstaltung vor 200 Leuten (II) (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Freitag, 18.01.2008, 00:40 (vor 6157 Tagen) @ H. Lamarr

Mehr zu der Veranstaltung später, jetzt bin ich zu müde für weitere Details ...

Naja, eigentlich bin ich jetzt, nach einem harten Tag schon wieder müde, aber versprochen ist versprochen :yes:.

Besucher
Außer Prof. Adlkofer haben wir an "prominenten" Kritikern gesichtet: Marianne Buchmann, Dr. Kern, Dr. Christine Aschermann, Frau Elisabeth Henschel (Co von Dr. Stöcker), Antje Bultmann, Helga Krause, Dr. Schmidt (Wolfratshausen) und Dr. Scheingraber.

Was die Besucherzahl anbelangt, so halte ich an unserer auf grober Abzählung beruhenden Schätzung von etwa 200 Personen fest. 500 waren es garantiert nicht, denn so viele passen in den Saal gar nicht hinein. Auch 350 sind aus meiner Sicht viel zu optimistisch. Wenn man den Angaben von tagungshotel.com zum Hotel zur Post trauen darf, dann passen bei Bankett-Bestuhlung in den kleinen + großen Postsaal des HotelS - und genau dort war die Veranstaltung - 240 Leite rein. Ob es nun Bankett-Bestuhlung war weiß ich nicht genau, es waren Tische mit Stühlen in Reihen aufgestellt und es war eben keinesfalls eine Theaterbestuhlung, bei der mehr Leute reingepasst hätten. Ist ja letztlich auch wurst, ob es 200 oder 350 waren, die Größenordnung ist ja hinreichend genau beschrieben.

Vortrag Scheiner
Dr. Scheiner startete mit 20 Minuten Verspätung um 19:50 und stellte Dr. Carlo vor, der sich allen Diffamierungen zum trotz nicht beirren ließe gegen die Mobilfunk-Lobby anzutreten, auch nicht davon, dass sein Haus von "Unbekannten" abgebrannt worden sei. Carlo sei u.a. auch Arbeitsmediziner und Hochschullehrer, so dass er sich auch Professor nennen könnte. Artig klatschte der Saal Beifall. Anschließend brachte Scheiner seinen Standardvortrag, in dem er wie immer auf seine Melatonin-Studie einging, auf "inneres Verrosten" durch oxydativen Stress, auf die Naila-Krebsstudie, die Rinderstudie (Foto: totes Kalb) und auf sein Paradebeispiel für Krebs um Sendemasten, den "Sutro-Tower" in San Francisco. Angesichts all dieser Beweise sei es - so wörtlich - "ärgerlich", wenn dann immer noch behauptet werde, Mobilfunk mache nicht krank. Diese Wirkung sei wissenschaftlich bewiesen, Hochfrequenzstrahlung sei eindeutig krebserregend. Irgendwelche Gegenargumente, z.B. die Kritik des Bfs an der Naila-Studie, nannte Scheiner nicht. In spätestens 5 Jahren müsste es auch der Blinde mit dem Krückstock erkannt haben, so der Aufbruch-Parteichef wörtlich, dass EMF krank mache.

In der folgenden kurzen Pause bis zum Auftritt von Dr. Carlo zeigte die etwa 5 m x 5 m große Beamer-Projektionsfläche allen Ernstes Werbung, zwar nicht für Handys oder Schutzchips, sondern für den TFT-Displayhersteller "VideoSeven" (Displays for you). Ein Hauch von US-Kommerz hielt Einzug in den eher altmodisch wirkenden Postsaal.

Vortrag Carlo
Von 20:30 bis 21:45 hielt dann Dr. Carlo seinen Vortrag. Dies dauerte deshalb so lange, weil er stets nach ein paar Sätzen pausieren musste und das Mikrofon an eine Übersetzerin übergab. Dem Vortrag bekam das mMn nicht so gut, da der Zusammenhang bei den Ausführungen litt. Es begann harmlos damit, dass REFLEX keinen Zweifel mehr gelassen habe, dass Mobilfunk gefährlich sei. Und seit 2 Jahren wisse er, Carlo, dass es keinen unteren Grenzwert gäbe, EMF schade auch bei schwächsten Werten. Danach brachte Carlo eine lange Abhandlung über die interne und externe Kommunikation von Zellen und hantierte zügig mit Ausdrücken wie Microtubule Formation und Biophotonen. Es käme nicht so sehr auf Energie und Wärmewirkung eines Signals an, sondern auf die Information des Signals. Zellen würden schon nach Sekunden die Gegenwart von EMF spüren und wissen, ob diese gut oder schlecht für sie sei. Künstliche EMF erkenne die Zelle als Angreifer - sie verteidige sich, indem sie alle Ein- und Ausgänge (Zellmembrane) abriegle. Normalerweise müsse diese Membrane aber offen sein, um Nährstoffe durchzulassen. Unter EMF werde daher z.B. eine Haut- oder Hirnzelle nährstoffarm, dauere dieser Zustand länger, entstehe Elektrosensibilität. Und nach einer Zellteilung seinen die Tochterzellen ebenso krank. Man könne von einer umweltgenetischen Schädigung der Zellmembrane mit Wirkung auf den Zellkern sprechen. Daher wären die Symptome von ES auch ähnlich zu denen von autistischen Personen, Alkohol- und Drogenkranken. Die wegen der geschlossenen Zellmembran gestörte Kommunikation zwischen den Zellen verursache krankhaftes Gewebe mit fatalen Folgen für den gesamten Organismus. das Ganze passiere auf grundlegender Ebene, daher so viele unterschiedliche Symptome und mögliche Krebsarten.

Am Ende seines Vortrags kam Dr. Carlo dann doch noch, aber eher am Rande, auf das HWV-Projekt zu sprechen. Wer auf konkret greifbare Informationen gehofft hatte, wurde freilich enttäuscht und mit diffus formulierten Absichtsbekundungen abgespeist. Die "Teilnahmegebühr" von 250 Euro wurde nicht ein einziges mal erwähnt. An keiner Stelle vermittelte Carlo so etwas wie Begeisterung oder Aufbruchstimmung, wobei zu seiner Entschuldigung gesagt werden muss, dass der Mann zuvor 14 Stunden Flug nach München hinter sich gebracht haben soll. Das Thema HWV spielte in den Vorträgen von Scheiner und Carlo, ganz im Gegensatz zu den Erwartungen, nur eine sehr bescheidene Rolle.

Nach der großen Pause

Bis 22:00 war Pause, dies nutzen etwa 40 % der Zuhörer um die Flucht zu ergreifen (u.a. Dr. Scheingraber), nach der Pause war jedenfalls erheblich mehr Platz im Saal als zuvor. Ob es nun vor oder nach der Pause war weiß ich nicht mehr genau, auf jeden Fall forderte Scheiner dazu auf, sich durch Handzeichen als Elektrosensibler zu erkennen zu geben (etwa 25 % der Anwesenden) und als Münchener (etwa 35 % der Anwesenden). Dann meldete sich Prof. Adlkofer zu Wort und verblüffte, indem er sagte, er stimme mit Dr. Carlo voll und ganz überein, wobei allerdings nicht ganz klar wurde, ob er damit nur den Vortrag von Carlo oder das Gesamtpaket Carlo meinte. Aber selbst bei der Minimallösung ist sein Bekenntnis zugunsten von Carlo bemerkenswert. Prof. Adlkofer sagte weiter er könne es nicht verstehen, dass die SSK sage, es gäbe kein Risiko. Zehn Jahre Latenzzeit für Krebs und Alzheimer seien zu kurz gegriffen, da müsste man besser mit 20 Jahren rechnen. Schließlich müsse man mehr und mehr davon ausgehen, dass ein Risiko bestehe, nur dessen Ausmaß könne man eben derzeit noch nicht bestimmen.

Danach verflachte die Veranstaltung und als ein Fan am Mikrofon Scheiner eher peinlich übertrieben für seinen "heroischen" Einsatz dankte, da hielt auch uns nichts mehr auf unseren Stühlen ...

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
Schmidt, Prof. A., Seilschaft, Stöcker, Kern, Carlo, Splitterpartei, Scheingraber, Buchmann, Aschermann, Krause


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