Tabak: Eine Stimme der Ehrlichkeit innerhalb der Industrie (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Sonntag, 11.03.2012, 20:52 (vor 4642 Tagen)

Auszug aus der Dokumentation "Über den Umgang mit wissenschaftlichen Ergebnissen in der Mobilfunkforschung aus der Medizinischen Universität Wien", Teil II, von

Franz Adlkofer und Karl Richter

Sektor3 hat bei der Durchforstung der amerikanischen Tabakdokumente nur nach solchen Stellen gesucht, die ihm nach der Herauslösung aus dem Zusammenhang für die Verfälschung des Bildes von Prof. Adlkofer geeignet erschienen. Dass es andere Textstellen gibt, hat er dem Leser wohl nicht zufällig vorenthalten, wie z. B. das folgende Dokument* zeigt:

„Eine Stimme der Ehrlichkeit innerhalb der Industrie"

Dieses Dokument beleuchtet einen entscheidenden Augenblick im Jahre 1988, als Mitglieder der globalen Tabakindustrie zusammen kamen, um über Schwierigkeiten zu sprechen, mit denen sie wegen des Themas Passivrauchen konfrontiert waren. Dank einer seltenen Stimme der Vernunft in ihren Reihen hatten sie in diesem Augenblick Gelegenheit, sich zu entscheiden, entweder ihren Kurse der globalen Täuschung wegen des Passivrauchens fortzusetzen oder sich mit dem Thema ehrlich und sachlich auseinander zusetzten. Es kommt nicht häufig vor, dass ein Wissenschaftler der Tabakindustrie gegen den Rest der Industrie aufsteht und drängt, sich der Realität zu stellen, was dieses Dokument zeigt. Es handelt sich um ein privilegiertes und vertrauliches Protokoll eines gemeinsamen Industrie-Meetings, das 1998 in London stattfand. Vertreter der europäischen, japanischen, kanadischen, amerikanischen und englischen Tabakunternehmen waren anwesend.

Von besonderem Interesse sind die Äußerungen des deutschen Wissenschaftlers Dr. Adlkofer, der die Schaffung einer industrieeigenen „vermarktbaren Wissenschaft" in Frage stellte. In einer beeindruckenden Abkehr vom typischen Industriekomplott stellte Dr. Adlkofer fest, dass die Industrie nach seiner Ansicht in Wirklichkeit statt guter Wissenschaft lieber gutes PR-Material sucht. Weiterhin sagte Dr. Adlkofer, dass wahre Wissenschaft essentiell sein würde, wenn die Industrie sich in der Frage des Passivrauchens durchsetzen wolle. Ganz bewundernswert. Dr. Adlkofer erwies sich als eine Stimme der Ehrlichkeit innerhalb Industrie. Nach diesem Protokoll weigerte sich Dr. Adlkofer, ein Vorhaben zu unterstützen, bei dem wissenschaftliche Forschung durch PR-Nöte bestimmt wird. Darüber hinaus zog Dr. Adlkofer die Klugheit des gegenwärtigen Kurses der Industrie im Zusammenhang mit dem Passivrauchen in Zweifel. Er drängte die Industrie stattdessen, sich auf die Festlegung von Grenzwerten zur Risikovermeidung durch Passivrauchen zu konzentrieren. Dieser kontroverse Vorschlag verursachte sofort aufgeregten und breit gestreuten Widerspruch unter den Teilnehmern des Meetings.
Darauf antwortete Dr. Adlkofer: „Wissenschaft kann, was Passivrauchen angeht, der Industrie nicht weiterhelfen, es sei denn, es ist möglich zu sagen, dass keine einzige Person des Passivrauchens wegen gestorben ist". Es gab nichts, was bei der Diskussion dieser Feststellung noch hinzugefügt werden konnte.

*) englischsprachiges Original http://tobaccodocuments.org/landman/186856.html

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
Strategie, Zweifel, Wissenschaft, Richter, Tabak, Grenzwertsenkung, Wien, Adlkofer, Passivrauchen, Glaubwürdigkeit, Tabaklobbyist, Verbandsarbeit, Abkehr, Kontroverse


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