4,3 Mio. Schweizer können nicht irren, Jakob schon (Allgemein)
Heute Abend habe ich ein bisschen auf der Website des BfS gestöbert und eine Entdeckung gemacht, die Jakobs 4,3-Millionen-Märchen wie ein Kartenhaus zusammenfallen lässt. Mehr dazu in Kürze. Den Titel des kommenden Postings weiß ich schon:
4,3 Mio. Schweizer können nicht irren, Jakob schon
Manchmal sieht man vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr. Das schweizer Bundesamt für Statistik (BfS) hat 2015 die "Einschätzung der Gefahr für Mensch und Umwelt" abgefragt, dies ist die Erhebung, die Hans-U. Jakob zu seinem 4,3-Mio.-Märchen inspiriert hat, auf dem er jetzt seit bald zwei Jahren herumreitet.
Doch das BfS hat seinerzeit in der Bevölkerung noch viel mehr abgefragt, unter anderem die "Wahrnehmung von Umweltbedingungen in der Wohnumgebung" womit salopp ausgedrückt gemeint ist, was Schweizer in ihrem Wohnumfeld am meisten stört. Das Ergebnis dieser Erhebung zeigt die folgende Grafik:
Wie unschwer zu erkennen ist, liegen Mobilfunkantennen (und Hochspannungsleitungen) wieder auf dem letzten Platz, doch diesmal sind die Prozentsätze nur sehr klein.
2011 störten sich 3,4 Prozent sehr an Antennen und Leitungen, 7,0 störten sich daran eher. Nahezu unverändert die Werte für 2015: 3,3 Prozent sehr und 7,2 Prozent eher.
Jakob jubelt, 52 Prozent der Schweizer (4,3 Mio.) würden Mobilfunkantennen für sehr oder eher gefährlich halten. Dem steht jetzt entgegen: Nur 10,5 Prozent der Schweizer sagen, sie stören sich sehr oder eher an Mobilfunkantennen oder Hochspannungsleitungen, rund 90 Prozent stören sich überhaupt nicht oder eher nicht an diesen Infrastruktureinrichtungen. Jakobs Millionenheer schrumpft bei dieser Erhebung von 4,3 Mio. auf 879'000.
Fazit: Warum sich 5-mal mehr Schweizer vor Mobilfunkantennen fürchten, als dass sie sich in ihrem Wohnumfeld daran stören, weiß niemand genau. Doch Furcht ist eine höchst wackelige Größe, Furcht kann nach belieben kommen und gehen und sie kann vor allem auch gezielt geschürt werden. Anders der Störfaktor von Mobilfunkantennen, dieser ist nicht ganz so leicht manipulierbar, entweder etwas stört einen oder es stört nicht. Nach meiner Einschätzung ist der Störfaktor deshalb die belastbarere Zahl. Auch deshalb, weil zuletzt (2015) Umweltbelastungen von den Schweizern generell nur weit abgeschlagen als drittwichtigstes Problem des Landes gesehen werden (6,7 Prozent) mit fallender Tendenz. Als wichtigstes Problem sehen 25,6 Prozent der Schweizer die Gesundheitskosten, gefolgt von der Zuwanderung von Ausländern (16,5). Auf den hinteren Plätzen rangieren nach den Umweltbelastungen die Arbeitslosigkeit und die Kriminalität.
Hintergrund
Omnibus-Erhebung 2015: Medienmitteilung mit Grafiken (PDF)
Wahrnehmung von Umweltbedingungen in der Wohnumgebung (Datentabelle)
--
Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –
gesamter Thread:
- Jakob: 4,3 Millionen Schweizer können nicht irren -
H. Lamarr,
14.10.2017, 13:08
- Jakob: 4,3 Millionen Schweizer können nicht irren -
H. Lamarr,
29.10.2017, 22:14
- 4,3 Mio. Schweizer können nicht irren, Jakob schon - H. Lamarr, 30.10.2017, 20:20
- 66 Mio. Ägypter können sich nicht irren! - H. Lamarr, 20.01.2018, 18:26
- Marktforscher irren sich nicht, sondern sie ... - H. Lamarr, 02.02.2018, 00:19
- Das Fleisch ist billig und die Moral ist schwach - H. Lamarr, 05.06.2018, 17:29
- Jakob: 4,3 Millionen Schweizer können nicht irren -
H. Lamarr,
29.10.2017, 22:14