Unnötige Erfindung: Schutzstecker gegen Elektrosmog (Technik)

H. Lamarr @, München, Dienstag, 05.11.2013, 12:41 (vor 4039 Tagen)

Bietigheim ist die Wirkstätte des "elektrosensiblen" Mobilfunkgegners Dr. Volker Schorpp. Deshalb ist es nur folgerichtig, wenn die Bietigheimer Zeitung einen Schutzstecker gegen Elektrosmog vorstellt, entwickelt von Schülern, den die Welt jedoch nicht braucht. Die technische Spielerei ist eher dazu angetan, zur Freude von Geschäftemachern in der Bevölkerung undefinierte Ängste gegenüber angeblich ungesunden Elektrosmog zu nähren. Elektrische Wechselfelder, und nur davor warnt der Schutzstecker, sind bis 5000 V/m unbedenklich (Netzfrequenz), dieser hohe Wert herrscht schlimmstenfalls unter Hochspannungsleitungen, nicht aber in Haushalten. Weil sie gesundheitlich so bedeutungslos sind, finden elektrische Wechselfelder - im Gegensatz zu Magnetfeldern - im Haushalt in dieser Broschüre des Bundesamts für Strahlenschutz keine weitere Beachtung.

Den Jugendlichen ist ihr Forschungsgeist nicht vorzuwerfen. Von Erwachsenen kann man jedoch etwas mehr Sensibilität im Umgang mit vermeintlichen Gefahren erwarten, statt eines Geld-Preises für die Gymnasiasten wäre es aus meiner Sicht verantwortungsbewußter gewesen, mit den Schülern die Aspekte von falschen Alarmen tiefgehend zu diskutieren - und das Projekt anschließend abzublasen.

Es ist auffällig, dass Kinder und Jugendliche, auch motiviert von Nutznießern der Elektrosmog-Debatte, die mit Abstand innovativste Gruppe unter Elektrosmog-Gegnern (und denen, die es werden wollen) sind. Regelmäßig werden Jungforscher in den Medien verwurstet, wenn sie - wie kindlich auch immer - Risiken des Elektrosmogs mit wissenschaftlichen Methoden erkannt haben wollen. Eine Sammlung solcher Kinderstudien hortet das hese-project. Das Schlimme daran ist, dass hese damit nicht etwa aufkommendem Forschergeist eine Bühne geben möchte, sondern die Kinderstudien dort allen Ernstes als Argumente gegen Elektrosmog herhalten müssen, so als ob sie von erfahrenen Experimentalwissenschaftlern durchgeführt worden wären. Ein mMn ziemlich hilfloses und fast schon peinliches Unterfangen der Verantwortlichen, dessen Dilettantismus nur mit chronischem Mangel an wirklich brauchbaren Rüstungsmaterialien zu erklären ist.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
Dilettantismus, Abschirmung, Schorpp, Jugend forscht, LIMES-NRW, FunkySchool, Wechselfeld


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