Diagnose-Funk: zweifelhafte Zitate zu Lobbyismus (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Mittwoch, 15.05.2013, 13:42 (vor 4214 Tagen)

Der Anti-Mobilfunk-Verein Diagnose-Funk scheut sich nicht, auf seiner Seite Zitate zu Lobbyismus dem berüchtigten Lobbyisten Dr. G. Carlo Platz einzuräumen. Hauptsache, es passt ins Programm. Bekanntlich ist der Verein auch sonst nicht zimperlich, sich mit Lobbyisten einzulassen, die keine ruhmreiche Vergangenheit haben, aber fürs Programm dienlich sind.

Dienlich ist Diagnose-Funk auf dieser Seite auch ein Zitat von Una Großmann, die als Sprecherin des IZMF vorgestellt wird, und auf einem Kommunikationskongress 2009 den Standpunkt geäußert haben soll: Wichtig sei es, die Inhalte zu lancieren, aber den Absender zu verschleiern. Der Verein hofft darauf, dass sich der bittere Beigeschmack dieser Äußerung auf alles legt, was mit Mobilfunk zu tun hat, schließlich ist Frau Großmann Mobilfunklobbyistin.

Wenn Diagnose-Funk etwas behauptet empfiehlt es sich freilich, die Behauptung nicht für bare Münze zu nehmen, sondern kritisch zu hinterfragen.

Wer so gerissen ist, den Absender einer lancierten Meldung (in täuschender Absicht) zu verschleiern, berichtet so jemand darüber öffentlich auf einem Kommunikationskongress? Wohl eher nicht, denn dies wäre dumm, weil gegen die eigenen Täuschungsabsichten gerichtet.

Diese simple Überlegung hat mir genügt, Zweifel an der Darstellung von Diagnose-Funk zu bekommen. Um es kurz zu machen, ich habe bei Frau Großmann nachgefragt, wie das damals denn nun aus ihrer Sicht war. Und es zeigte sich: die Zweifel waren gerechtfertigt.

Zunächst dankte Una Großmann dafür, dass sich jemand überhaupt die Mühe macht, nachzufragen, und nicht blindlings kolportiert. Es habe zu dieser Sache aus dem Jahr 2009 einen regen Schriftwechsel zwischen der "Zeit"-Redaktion und dem IZMF gegeben, denn was ihr da zugeschrieben werde, habe sie weder direkt noch indirekt geäußert. Wie die Äußerungen dennoch in den Artikel der "Zeit" gelangten, habe indes nicht geklärt werden können. Auch deshalb nicht, weil Mitautorin und "Zeit"-Redakteurin Blasberg bei dem Vortrag von Großmann gar nicht zugegen gewesen sei. Damals wie heute distanziere sie sich, so Großmann weiter, von den Aussagen, die ihr in den Mund gelegt wurden. Die Arbeitsauffassung, die aus den Aussagen spreche, sei in keiner Weise die ihrige.

Soweit die Stellungnahme von Una Großmann.

Und noch etwas Zweifelhaftes, das jetzt allein aufs Konto von Diagnose-Funk geht: Auf der oben verlinkten Seite wird Großmann in einer Anmerkung völlig zeitlos dem IZMF zugeschanzt:

[image]

Dem Webarchiv zufolge gibt es die besagte Seite im Diagnose-Funk-Webauftritt seit Mitte 2011. Zu diesem Zeitpunkt aber war Frau Großmann bereits gut 1 Jahr nicht mehr beim IZMF! Nach sechs Jahren dort wechselte sie Anfang Mai 2010 zum Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e. V.

Hintergrund
Zitatverfälschungen sind bei Mobilfunkgegnern ungewöhnlich beliebt. Passt ein Zitat im Original-Wortlaut nicht ins Konzept, z.B. um Ängste gegenüber Funk zu schüren, wird das Zitat kurzerhand so verfälscht, dass sich das angestrebte Ziel doch noch damit erreichen lässt. Meister in dieser Disziplin ist ein Baubiologe.

Belege für Zitatverfäschungen durch Mobilfunkgegner

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
Diagnose-Funk, Zitatverfälschung, Carlo, Zitiert, Una, Eigeninitiative


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