Studienbewertung: Zwei Maßstäbe, ein Problem (Elektrosensibilität)

H. Lamarr @, München, Donnerstag, 05.11.2009, 23:16 (vor 5500 Tagen) @ H. Lamarr

die auf die 3-minütigen Provokationen mit Frequenzen der Bereiche 0,1 bis 100 Hz, 1kHz bis 100 kHz sowie 1 MHz bis 5 MHz positiv reagierten, jedoch überhaupt nicht bzw. maximal einmal auf die Placebo Provokationen.

Fee, noch ein Volltreffer, wie kommt das denn?! Sie bringen hier eine Studie als Beleg für ES ein, obwohl dort mit nur 3 Minuten extrem kurz befeldet wurde! Sie wissen schon worauf ich hinaus will: Bei der Kaul-Studie wurde mehr als 3-mal so lange befeldet (10 Minuten). Weil von der BAuA-Wissenschaftlerin aber nichts gefunden wurde geißelten die ES hingebungsvoll Dr. Kaul für die angeblich viel zu kurze Expositionsdauer. Teilnehmerin "caro" schrieb beispielsweise: "Ich habe mit vielen Betroffenen gesprochen. Die meisten sagen, sie spüren nach 30-45 Minuten Expostion etwas. Nicht nach 10 ...".

Mit Verlaub, ich finde diesen Vorgang bezeichnend: 3 Minuten Exposition sind beweiskräftig, wenn das "richtige" Ergebnis rausspringt, 10 Minuten bei "falschem" Ergebnis rechtfertigen dagegen kollektives Mobbing der Versuchsleiterin wegen angeblicher Unfähigkeit bis hin zur Forderung, die Studie zurückzuziehen :no:.

Meine weiteren Einwände sind: Die von Rea verwendeten Frequenzen sind weitab von den Frequenzen, die bei Mobilfunk Verwendung finden. Die gefundenen ES, wenn die Studie wirklich welche fand, waren möglicherweise ausschließlich NF-ES, eine Elektrosensibilität auf Mobilfunk (unser zentrales Thema hier) hat Rea gar nicht getestet.

In der Zusammenfassung von Frick fehlen leider sämtliche Pegelangaben, wie stark die Immission bei den Probanden war. Ohne diese Angabe würde ich es nicht wagen, diese Studie in mein Repertoire alarmierender Studien aufzunehmen, denn wir reden hier ja eigentlich nicht über starke NF/HF-Felder, sondern über das, was Mobilfunk-Basisstationen im mehreren hundert Meter Entfernung an Immission bewirken oder was aus vorbeifahrenden Autos quillt, wenn drinnen einer in sein Handy quatscht. Lange Rede kurzer Sinn: Haben Sie Zugang zu den Immissionswerten, oder hat Rea diese womöglich gar nicht genannt?

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –


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