Wenn Baumwipfel vor Funkstrahlung fliehen wollen (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Sonntag, 13.09.2015, 15:14 (vor 3362 Tagen)

Frau Weber, eiserne Mobilfunkgegnerin aus München-Obermenzing, schilderte kürzlich bei Gigaherz etwas holprig die tragische Baumkasuistik einer Edeltanne, die in ihrem näheren Umfeld lebte.

Die wunderschöne Edeltanne stand im über das Dach von rechts kommenden Hauptstrahl und wuchs dann ziemlich waagerecht nach Westen (nach links), richtete sich dann wieder gerade nach oben auf, wobei die Spitze abstarb. Anschließend verlor die Tanne einen Großteil ihrer Nadeln und musste schlussendlich gefällt werden.

Zur Veranschaulichung der Wuchsverwindung stellte Frau Weber das folgende Foto mit ein:

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Vor rd. drei Jahren gab die Münchenerin diese Geschichte schon einmal zum besten (Kommentar auf Tegenseestimme), damals war die edle Tanne noch eine schnöde Fichte:

Es musste eine schöne Fichte entfernt werden, die exakt von der Strahlung weg, waagerecht, ganz ungewöhnlich in die Windrichtung (Westen) wuchs. Um stehen zu bleiben, wuchs sie dann wieder senkrecht, starb aber ab. Ca. 60m vom Mast entfernt im Hauptstrahl einer Sektorantenne. Da wo die Strahlung übers Dach kam und vermehrt auf die Fichte traf, knickte sie ab. In diesem Falle hat nicht die maßgebliche Windrichtung bestimmt, wie sie sagen, sondern es ist ein Indiz dafür, dass der Baum weg von der Strahlung wollte, indem er sogar waagerecht in die Hauptwindrichtung wuchs.

Ich stelle fest: Frau Weber, bis zu ihrer Verrentung langjährige Fluglotsenassistentin am Münchener Flughafen, glaubt, Baumwipfel würden von der Strahlung von Mobilfunkantennen flüchten wollen und deshalb – kaum gerät ein Wipfel in den Hauptstrahl eines Sendemasten – mit unnatürlich waagerechtem Wuchs von dem Sendemasten weg wachsen. Das klingt zwar nicht fachmännisch, sondern nach Stammtischparole, im Reich der Mobilfunkgegner aber, das eine lange und unbewachte Grenze zu den Reichen der Esoterik und Pseudowissenschaften hat, werden selbst noch groteskere Schilderungen für bare Münze genommen.

Doch es gibt begründete Zweifel an der These der Ex-Fluglotsenassistentin: So hat sie z.B. keine glaubwürdige Erklärung dafür, warum ihr besagter Baumwipfel schon nach kurzer Strecke seinen Weg nach Westen aufgab und wieder anfing, anständig nach oben zu wachsen.

Noch viel gravierender ist der Einwand, den das folgende Foto dokumentiert, das ich soeben aus unserem Wohnzimmer geschossen habe.

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Wie unschwer zu erkennen ist, orientiert sich dort ein Baum, ich meine es ist eine Lärche, an der Anweisung von Frau Weber und wächst pflichtschuldig unter Funkeinwirkung waagerecht weiter (ein Bruch ist an dem spektakulären Knick nicht erkennbar). Doch zu dumm, diese (mickrige) Lärche ist widerborstig: sie wächst nicht von dem 120 Meter entfernten Sendemasten weg, sondern dort hin! Wer sich das Schauspiel persönlich ansehen möchte, findet in folgendem Bild was er braucht:

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Hintergrund
Baumbiologie: Ursachen für waagerecht wachsende Wipfeltriebe
Zweifel an Webers Baumkasuistik unerwünscht

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
Gerücht, These, Drama, Baum, Pseudowissenschaft, Nadelbaum, Funkstrahlung, Lärche, Baumwipfel, Erwartung, Freimann


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