Dr. Schorpp: Gefährlicher Reißverschluss (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Sonntag, 24.04.2011, 22:23 (vor 4964 Tagen) @ Gast

... bereits der metallene Reißverschluss an der Hose, besonders nah an den Reproduktionsorganen gelegen, wirke als Nahfeld von Mobilfunkwellen.
Und das von einem Dr. Physiker. :no:

Diese Geschichte mit dem gefährlichen metallischen Reißverschluss in der Nähe des Reproduktionsapparats des Mannes hat es mir angetan.

Kann von so einem harmlosen Reißverschluss tatsächlich eine Gefahr ausgehen, die über schmerzhaftes Einzwicken von Teilen des Reproduktionsapparats hinausgeht? Als Vater dreier Kinder und seit jeher Träger von Hosen mit metallischen Reißverschlüssen kann ich aus Eigenerfahrung keinerlei schädliche Antennenwirkung eines solchen Hosenverschlusses melden.

Aber vielleicht hat Dr. Schorpp dies gar nicht so gesagt, wie es die Journalistin Ramm-Weber verstanden hat. Am 19. April fragte ich deshalb bei Dr. Schorpp nach, ob er mir erklären könne, was es mit dieser ominösen Reißverschluss-Antennen-These auf sich hätte. Antwort blieb bis heute jedoch aus.

Wenn schon nicht Dr. Schorpp, dann vielleicht ein Professor, der sich zu der Antennenwirkung von Reißverschlüssen äußern wollte. Nach einigem Brüten fiel mir Prof. Hagenauer ein, der emeritierte Lehrstuhlinhaber für Nachrichtentechnik an der TU München, nachrichtentechnisches Urgestein, das ich vor Jahren einmal in einem Elektrosmog-Streitgespräch im Bayerischen Fernsehen als einen der Gegner von Dr. Scheingraber gesehen habe.

Die Überlegung war: Wenn ein Dr. der Physik in metallischen Reißverschlüssen eine Gefahr erkennt, dann muss ich der Szene mit einem Prof. der Nachrichtentechnik kommen, um den Physiker in die Schranken zu verweisen. Kartenspieler kennen das so: Ober sticht Unter.

Doch der Professor will nicht. Er schrieb mir, er habe sich ein paar Jahre in der Elektrosmog-Debatte engagiert, dann aber gemerkt, dass man gegen irrationale Ängste nicht mit rationalen Argumenten ankommt. Das "Hosentürl-Reißverschluss Argument" habe allerdings auch er noch nicht gehört. Dennoch bat er um Verständnis, er wolle sich in Sachen Elektrosmog nicht weiter engagieren.

Jetzt stand ich also ohne Entgegnung da.

In einem zweiten Anlauf versuchte ich Prof. Hagenauer dazu zu bewegen, mir jemand anderen vom Fach zu nennen, der sich mit einer Entgegnung zur Behauptung von Dr. Schorpp anfreunden könnte. Doch auch dieser Versuch scheiterte. Hagenauer schrieb zurück:

"Ich sehe keinen seriösen Fachmann, der sich dieses Scheinproblems annehme würde."

Damit ging mein kleiner Abstecher in die Welt der Ingenieurswissenschaften ganz unspektakulär zu ende. Abwegiges hat dort keine Chance auf Zuwendung, im glatten Gegensatz zur Welt der vermeintlichen Elektrosmog-Experten, die mit Abwegigem (nur) vor Laien brillieren können. Möglicherweise ist dieser Zusammenhang auch die Erklärung für "Schmetterlings" immer wiederkehrende Frage, warum sich die seriöse Wissenschaft nicht für den einen oder anderen Aspekt aus Sicht einer Elektrosensiblen interessiert. "Schmetterling" vermutet des öfteren absichtliches Wegschauen der Koryphäen. Tatsächlich macht die Reaktion des Nachrichtentechnikprofessors deutlich, es ist ihm schlicht wurscht, was Dr. Schorpp für Geschichten erzählt, wenn er sie als hanebüchenen Unsinn erkennt. Bei dem Literaturprofessor der EMF-Szene dürfte der Doktor der Physik davon unbeschadet weiterhin hoch im Kurs stehen, denn das Prinzip "Ober sticht Unter" gilt auch dort, besser bekannt in Gestalt der Metapher: Unter Blinden ist der Einäugige König.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
Betroffene, Referenten, Ko-Ini, Schorpp, Berater, Forscher, Physiker


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