Scheidsteger konnte mit "Handykrieg" Franzosen nicht ängstigen (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Sonntag, 30.10.2022, 19:40 (vor 759 Tagen) @ H. Lamarr

Beim MDR gibt man andere Gründe an: mangelnde Qualität. "Der Film entsprach handwerklich und inhaltlich nicht den Standards des MDR", sagt Claudia Schreiner, Programmchefin Kultur und Wissenschaft. Im Vertrag mit Scheidsteger sei deshalb ausdrücklich die Bearbeitung und Kürzung eingeschlossen gewesen. "Außerdem fehlte der Deutschland-Bezug", führt Schreiner aus, "was schade ist, denn es ist ja ein Thema, das auch hierzulande Bedeutung hat." Was die Qualität angeht, so hat der MDR offenbar deutlich strengere Maßstäbe als Frankreichs größter öffentlich-rechtlicher Sender France 2. Der hatte den Film im Mai 2006 komplett im Abendprogramm ausgestrahlt.

Die Deutschen durften also im Vormittagsprogramm nicht alles das sehen, was Scheidsteger den Franzosen im Abendprogramm auftischen durfte.

Und?

Sind die Franzosen jetzt mobilfunkhysterischer als die Deutschen?

Keineswegs. Wie hier ersichtlich (Tabelle 3; Erklärung), rangiert Deutschland in der Rangliste der mobilfunkhysterischsten Länder unter den 27 EU-Staaten auf Platz 6, Frankreich hingegen hoffnungslos weit abgeschlagen auf Platz 20.

Ein gegen Mobilfunk polemisierender Scheidsteger-Film im französischen TV-Abendprogramm macht aus Franzosen also noch lange keine überzeugten Mobilfunkgegner. Klaus Scheidsteger überschätzt die Wirkung seiner Anti-Mobilfunk-Propaganda. Die Top 3 der EU-Länder, in denen die Anti-Mobilfunk-Paranoia am schlimmsten grassiert, sind nach aktuellem Stand die Slowakei (1), Dänemark (2) und Spanien (3). In diesen Ländern tingelte jedoch kein Klaus Scheidsteger von einem Programmkino zum nächsten wie in Deutschland und auch die gefürchtete "Kompetenzinitiative" ließ sich dort noch nie blicken. Was es auch ist, was die Anti-Mobilfunk-Paranoia ausgerechnet in diesen Ländern befeuert, deutsche Mobilfunkgegner haben damit nichts zu tun.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –


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