Rea-Studie aus Sicht von Pfarrer Thiede (Elektrosensibilität)

H. Lamarr @, München, Dienstag, 23.12.2014, 20:18 (vor 3627 Tagen) @ H. Lamarr

Deutliche Mängel an der Informationsaufbereitung zu dieser Studie (ungenaue Beschreibung der Expositionsmaße und des Expositionssettings, mangelhafte bzw. fehlende Charakterisierung der Experimental- bzw. Kontrollgruppe etc.) lassen jedoch erhebliche Zweifel an der Wissenschaftlichkeit und Glaubwürdigkeit dieser Ergebnisse aufkommen (zur Kritik an dieser Studie siehe auch (Bergqvist and Franzén 1993)). Ein Versuch der Arbeitsgruppe, diese Ergebnisse zu replizieren, scheiterte (Wang et al 1994).

Diese ziemlich deutlichen Worte des Bundesamtes für Strahlenschutz über die Rea-Studie hinderten Pfarrer Prof. Werner Thiede nicht daran, 2011 die Rea-Studie als eines von etlichen "Beweisstücken" ähnlicher Qualität in seinem Artikel "Die Schöpfung bewahren vor zuviel Mobilfunk" zu verwursten. Man muss allerdings recherchieren wovon Prof. Thiede da spricht, denn den Namen des federführenden Autors Rea nennt der Pfarrer nicht. Stattdessen drückt er sich so aus:

Bereits 1991 hat eine im Journal of Bioelectricity 10 (1&2), 241-256, erschienene Studie aus Dallas deutliche Hinweise erbracht, dass es elektromagnetische Feld-Sensibilität gibt und dass sie sich unter kontrollierten Umweltbedingungen hervorrufen lässt.

Die verzerrte Sichtweise des evangelischen Pfarrers ist offenkundig. Dabei kann die Rea-Studie mit noch weiteren irritierenden Details aufwarten wie die "Sofortwahrnehmung" der Probanden innerhalb von 3 Minuten und "ungepulste" Dauerbefeldung - beides kollidiert heftig mit den Behauptungen heutiger Mobilfunkgegner. Möglicherweise hat Prof. Thiede eben wegen dieser Widersprüche den Namen des Studienautors entgegen aller Gepflogenheiten weggelassen. Wie Prof. Thiede auf "Dallas" kommt ist nicht unbedingt schlüssig, denn im Zeitraum 1988 bis 1995 war Rea in England unter Vertrag.

Wer jetzt meint, der Pfarrer hätte in der Anti-Mobilfunk-Szene wegen seiner "eigenwilligen" Studieninterpretationen keine Anhänger, der täuscht sich. Hingerissen von Thiede sind z.B. die Vorständler der sogenannten Kompetenzinitiative um den Literaturprofessor Karl Richter. Als geradezu glühender Anhänger des Pfarrers, entpuppt sich allerdings ein Arzt. Nichts, was der Pfarrer in seinem oben verlinkten Artikel sagt, lässt Dr. Kern stutzen. Im Gegenteil: Er rühmt nicht nur die "klugen" Ausführungen des Theologen - sondern bereitwillig auch dessen Bücher. Nachzulesen ist diese Lobpreisung des einen fachlichen Laien für den anderen hier im Wortlaut.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
Rea-Studie, Vernebeln, Thiede


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