Olle Johansson, eine Kreuzotter und Millionen Ringelnattern (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Samstag, 17.07.2010, 01:32 (vor 5252 Tagen)

Die Bürgerwelle Schweiz schreibt Olle Johansson folgende Aha-Aussage zu (Quelle):

Ein weiteres Missverständnis ist es, wissenschaftliche Studien zu gewichten und gegeneinander aufzurechnen (wie es die Tabakindustrie während vieler Jahre tat). Aber NIEMALS kann eine Studie, die keinen gesundheitsschädlichen Effekt zeigt, eine Studie aufwiegen, die einen solchen Effekt gefunden hat! Dies ist ein Missverständnis, das von Repräsentanten der Industrie und von Behörden leider sehr oft benutzt wird. Die Allgemeinheit kann mit einer solchen Argumentationsart natürlich leicht getäuscht werden. Aber wenn man von einer giftigen Schlange gebissen wird, was helfen dann alle harmlosen Schlangen rundum, und wären es Millionen?

Der Vergleich mit der Giftschlange ist Bauernfängerei.

Denn wer von einer Giftschlange gebissen wird, der spürt die Folgen des Bisses nachweislich, z.B. indem er daran stirbt. Ebenso unzweifelhaft ist der Biss einer Ringelnatter ungefährlich. Bei den Schlangen ist seit Jahrhunderten geklärt, welche giftig ist und welche nicht.

Bei möglichen biologischen Nebenwirkungen einer EMF-Befeldung ist die Sache längst nicht so klar. Wenn z.B. Prof. X meldet, unterhalb der Grenzwerte käme es zu DNS-Schäden und Prof. Y den Versuch wiederholt, er jedoch keine solche Schäden findet, dann macht sich wegen der Widersprüchlichkeit der Ergebnisse erst einmal Ratlosigkeit breit. So als ob der Biss einer Kreuzotter mal böse Folgen hat und mal nicht die geringsten. Da ist es nur folgerichtig, wenn weiter geforscht wird. Und wenn dann 20 Folgestudien ergeben, dass keine DNS-Schäden gefunden werden konnten, dann ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass Prof. X zwar eine Alarmstudie vorweisen konnte, jedoch nur eine Fehlalarmstudie. Johansson übersieht bei seiner Stellungnahme oben völlig, dass Studien, die Effekte finden, methodische Mängel haben können, unerkannten Confoundern aufsitzen können, Phantomergebnisse liefern können oder auch schlicht gefälscht sein können - und deshalb im hohen Bogen aus der wissenschaftlichen Wertung fliegen können.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
Tabak, Confounder, Johansson, DNA, Tobacco


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