Deutsche Bahn: Warum es beim Mobilfunk klemmt (Technik)

H. Lamarr @, München, Sonntag, 11.12.2022, 13:09 (vor 718 Tagen)

Schlechte Aussichten für Bahnkunden. Einem Bericht im Stern zufolge wird die Mobilfunkversorgung entlang von Bahnstrecken wohl noch bis Dezember 2024 ein Flaschenhals bleiben. Eine der Ursachen sind die GSM-R-Zugfunk-Schutzzonen entlang der Bahnstrecken, deretwegen die Mobilfunknetzbetreiber im Nahbereich der Gleise (Abstand < 500 m) das Frequenzband 900 MHz (z.B. LTE 900) nicht nutzen dürfen, um Störungen des Zugfunks zu vermeiden. GSM-R ist der bahninterne Zugfunk für Lokführer, Stellwerke, Bautrupps und Fahrdienstleiter.

Ursprünglich war dem Bericht zufolge geplant, den Zugfunk bis diesen Dezember mit "gehärteten" (störfesten) Endgeräten auszustatten, die gegenüber öffentlichem Mobilfunk auf 900 MHz unempfindlich und nicht auf Schutzzonen angewiesen sind. Der BNetzA zufolge soll der Plan jedoch in Verzug sein, nach Erkenntnissen der Bonner Behörde würden im Juli 2023 voraussichtlich noch mehr als 800 Triebfahrzeuge nicht auf störfeste Endgeräte umgerüstet sein, Anfang 2024 wären es noch immer mehr als 400. Daher die Verzögerung bei der Aufgabe der Zugfunk-Schutzzonen zugunsten einer besseren Versorgung von Bahnkunden mit Mobilfunkdiensten. Sprecher der Deutschen Bahn und der Mobilfunknetzbetreiber sind von der Entscheidung der BNetzA enttäuscht.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Weiterhin Einschränkungen beim Handyempfang in der Bahn

Gast, Samstag, 25.02.2023, 22:03 (vor 642 Tagen) @ H. Lamarr

Berlin: (hib/HAU) Die mit dem GSM-R-Förderprogramm des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr (BMDV) unterstützte Umrüstung der Schienenfahrzeuge mit störfesten GSM-R-Endgeräten im Interesse einer stabilen Mobilfunkversorgung in der Bahn wurde entgegen den ursprünglichen Planungen nicht bis Ende 2022 abgeschlossen. Das geht aus der Antwort der Bundesregierung (20/5480) auf eine Kleine Anfrage der CDU/CSU-Fraktion (20/5079) hervor. Dies habe zur Folge, dass für die Nutzbarkeit des 900-MHz-Frequenzbereichs für breitbandigen, öffentlichen Mobilfunk bis Ende 2024 weiterhin Einschränkungen bestehen, schreibt die Regierung.

Der Gesetzgeber habe im Bundeshaushalt 2023 weitere Mittel in Höhe von 23 Millionen Euro für die Umrüstung des GSM-R-Funksystems zur Erhöhung der Störfestigkeit bereitgestellt, heißt es in der Antwort. Die Bundesregierung beabsichtigt den Zeitraum für die Abwicklung der bereits gestellten Zuwendungsanträge und begonnenen Umrüstungen im Rahmen der zur Verfügung stehenden Haushaltsmittel längstens bis Ende 2024 zu verlängern. Ein neuer Förderaufruf sei nicht geplant.

Mobilfunktransparente Scheiben

Da der Bahnfunk GSM-R auf Frequenzen in unmittelbarer Nähe zum 900-MHz-Frequenzbereich des öffentlichen Mobilfunks zurückgreift, führten nicht störfeste GSM-R-Module dazu, „dass Mobilfunknetzbetreiber derzeit nicht ihr gesamtes LTE-Funkspektrum im 900-MHz-Bereich ausnutzen können“, hatte die Unionsfraktion in ihrer Anfrage geschrieben. Die mit der Umsetzung der Versorgungsauflagen der Frequenzvergabe im Jahr 2015 verbundene Verbesserung der Versorgung an der Strecke führt aus ihrer Sicht nicht automatisch zu einer besseren Nutzererfahrung im Zug. Dies habe auch damit zu tun, dass der Großteil der ICE-Züge mit metallbeschichteten Scheiben versehen sei, welche Mobilfunksignale dämpften.

Das bestätigt die Bundesregierung in ihrer Antwort. Die Scheiben der Züge der Deutschen Bahn seien mit einer isolierenden Metallschicht versehen, „um eine energieeffiziente Klimatisierung der Fahrzeuge zu ermöglichen“. Diese Metallschicht schirme allerdings neben der Wärmestrahlung auch Mobilfunksignale ab und bewirke damit eine hohe Mobilfunkdämpfung. Bei den Bestandszügen der DB Fernverkehr AG, so heißt es weiter, werde diese Dämpfung mittels Mobilfunk-Repeatern überwunden. Neu bestellte und zulaufende Flotten der DB Fernverkehr AG, wie beispielsweise der ICE 3neo (73 Züge bis 2029) oder ICE L (23 Züge schrittweise ab 2024) seien direkt ab Werk mit mobilfunktransparenten Scheiben ausgerüstet. Bei den Intercity 2K würden solche Scheiben derzeit nachgerüstet.

Eine 5G-Ertüchtigung der Mobilfunk-Repeater werde aktuell nicht vorangetrieben, schreibt die Regierung. Das sei im Rahmen der Kooperation mit den Mobilfunknetzbetreibern vereinbart worden. Die mobilfunkdurchlässigen Scheiben seien jedoch nach dem Stand der Technik für einen weiten Frequenzbereich und unabhängig von der verwendeten Generation der Mobilfunktechnik ausgelegt.

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