Endbericht - nach Wiener Art (Forschung)

H. Lamarr @, München, Donnerstag, 01.10.2009, 23:49 (vor 5537 Tagen) @ Alexander Lerchl

Der Bericht findet sich hier. Er ist übrigens auch an die Europäische Kommission gegangen.

Dieser Endbericht des Ethikrates ...

1) belastet die Labormitarbeiterin Elisabeth K. schwer.
2) entlastet den Senior-Autor Prof. H. Rüdiger völlig.
3) moniert ausführlich eine Nebensächlichkeit - die unberechtigte Nennung der Erstautorin - an der 2008er-Studie (UMTS-Studie).
4) entlastet die 2005er-Studie (Reflex) vom Fälschungsvorwurf.
5) sieht die Aussagekraft der 2005er-Studie wegen "limitierter Daten" reduziert.
6) stellt fest, dass Elisabeth K. den Verblindungscode zwar kannte, ihn aber nicht gezielt zum Zwecke einer Datenfälschung mißbrauchte.
7) stellt fest, dass die Daten der 2008er-Studie nicht als wissenschaftlich verlässlich bezeichnet werden können.
8) ignoriert die umfassende aber auch komplexe Indizienkette, die völlig unabhängig vom Brechen des Verblindungscodes die 2005er- und 2008er-Studie schwer belastet. Und die den ursprünglichen Vorwurf der Datenmanipulation bereits ausgelöst hatte, noch bevor das Brechen des Verblindungscodes überhaupt entdeckt wurde.
9) ignoriert bedeutsame Begleitumstände des Gesamtbildes wie etwa das Scheitern von Replikationsversuchen der beiden Studien (ich meine damit: eine einzige gelungene Replikation wäre ein gewichtiges Argument gewesen, das gegen eine Fälschung gesprochen hätte).

Kommentar: Wien ist seit Jahrhunderten zwischen den Kontinentalplatten des Ostens und Westens eingeklemmt und so zur Diplomatie verdammt. Ein Kunstwerk der Diplomatie, meine ich, ist auch dieser Bericht des Wiener Ethikrates: niemandem tut er so richtig weh und er tadelt gerade soviel, dass sich die Ratsmitglieder nicht den Vorwurf vom bellenden Hund gefallen lassen müssen. Wie bei einem umstrittenen Foul an der Strafraumgrenze vor einem Fußballtor hat der Ethikrat das Foul kurzerhand vor den Strafraum verlagert - und eben keinen Elfmeter gepfiffen. Die einen finden das "unglaublich", andere stoßen darauf die Gläser an. Wie im wirklichen Leben. Aber: Im Gegensatz zum Schiedsrichter beim Fußball ist der Ethikrat der Uni Wien nicht letzte Instanz.

Hinweis Moderator, hier entlang, zum abgetrennten Posting.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
Wien, Rüdiger, Replikation, Verblindungscode, Fälschungsverdacht, Ethikkommission, Datenfälschung, Datenmanipulation


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