Artikel zu REFLEX - 1 (Forschung)
[Hinweis: Nach Prüfung bzgl. Verbotsbehauptung wieder frei gegeben am 06.08.2013]
In diesem Artikel wird beschrieben, wie die Tabakindustrie die deutsche Wissenschaft korrumpierte und warum der Mobilfunk als alternative potentielle Gesundheitsgefährdung herhalten muss.
Zur besseren Lesbarkeit wird in diesem Text auf Referenzen verzichtet. Eine Chronologie mit Referenzen befindet sich im Strang „REFLEX – Chronologie“. (Hinweis: die „4-Säulenstrategie“ ist eine Hypothese des Autors und nicht explizit unter diesem Namen durch Dokumente belegt)
Als der Japaner Takashi Hirayama 1980 die erste große Studie veröffentlichte, die die Gesundheitsgefährdung durch Passivrauchen bewies, bedeutete dies einen Paradigmenwechsel der Tabakindustrie. Solange das Rauchen nur für den Raucher selbst als schädlich galt, war das Rauchen sozusagen „Privatsache“ der Raucher. Mit dem Nachweis der Schädlichkeit für andere aber musste der Staat handeln, um Unbeteiligte zu schützen.
Franz Prof. A., schon damals oberster Tabakforscher und seine Getreuen reagierten auf diese für die Zigarettenindustrie lebensbedrohliche Situation mit einer Strategie, die seitdem auf vier Säulen beruht.
1. Lobbyismus beim Gesetzgeber und der Wissenschaft (Prof. A. kaufte z.B. den Präsidenten des Bundesgesundheitsamtes, Karl Überla)
2. Verharmlosung des Passivrauchens (Prof. A., Überla und andere verfassten Studien und Expertenmeinungen, die das Risiko des Passivrauchens bestritten)
3. Andere Gesundheitsgefahren des täglichen Lebens wurden gezielt herausgestellt (z.B. Dieselabgas, gesättigte Fettsäuren, Haustiere, Benzol, elektromagnetische Strahlung)
4. Durch großen Medienaufwand wurden die Verharmlosung des Passivrauchens und die Gefährdung durch andere Einflüsse der Bevölkerung als „Stand der Wissenschaft“ verkauft.
Obwohl Prof. A. die Ergebnisse Hirayamas als zutreffend einschätzte, behaupteten er und von ihm gekaufte Wissenschaftler über 20 Jahre hin das glatte Gegenteil und manipulierten die Wissenschaft, die Öffentlichkeit und die Politik, um die Einschränkung des Rauchens zu verhindern. Zu den von Prof. A. „betreuten“ Wissenschaftlern zählen seit damals auch Hugo Rüdiger (später Autor der REFLEX-Studie), Karl Überla (damals Präsident des Bundesgesundheitsamtes) und Johannes Siegrist (zur Zeit der REFLEX-Studie im Beirat von VERUM mit der Begutachtung von Projektanträgen befasst)
Prof. A. lies Überla während seiner Zeit als Präsident des Bundesgesundheitsamtes eine Studie fertigen, die Hirayamas Ergebnisse in Frage stellte. Noch Jahre später zahlte die Tabakindustrie Überla 10.000 DM für eine Stellungnahme gegen das Rauchen (1990), eine Expertenmeinung mit weiteren Fachleuten sollte 50.000 DM kosten. 1995 führte das Robert-Koch-Institut, eine Nachfolgeorganisation des 1994 aufgelösten Bundesgesundheitsamtes, eine Konferenz über Schwierigkeiten wissenschaftlicher Nachweise durch, die dem entsprach, was Überla 1990 zur Verharmlosung des Passivrauchens vorschlug. Die geschätzten Kosten 1990 waren wiederum 50.000 DM für Expertenmeinungen und 100.000 DM für die Präsentation. 1995 sponserte die Tabakindustrie die Veranstaltung des Robert-Koch-Instituts mit 125.000 DM.
Mit den amerikanischen Mammutprozessen gegen die Tabakindustrie war der Zenith von Prof. A.s 4-Säulen-Strategie überschritten. In den USA und vielen anderen Staaten war der Tabaklobbyismus verpönt, die Tabakwissenschaft diskreditiert und die Medien-Möglichkeiten beschränkt. Mit der (Zwangs-) Veröffentlichung von Dokumenten der Tabakindustrie, auf denen auch die Recherche zu diesem Artikel beruht, waren „Tabak“-Aktionen zusätzlich eingeschränkt.
Auch für Prof. A. und seine Mannen wurde das Geschäft schwieriger. Wissenschaftler sagten Kongresse ab, wenn diese mit der Tabakindustrie in Verbindung standen. 1996 berichtete die Sendung Kontraste über Tabakforschung, die Stiftung VERUM und den Kongress des Robert-Koch-Instituts (damals war Überlas „Patenschaft“ noch unbekannt). Ein Tiefpunkt war 1999 erreicht, als es Prof. A. trotz Strafandrohung nicht gelang, eine Nichtraucherinitiative mundtot zu machen. Die Nichtraucherinitiative nennt Prof. A. seitdem einen „Lügner und Betrüger“. Nach Recherche der Tabakdokumente vergleicht die Weltgesundheitsorganisation WHO die deutsche Tabakpolitik mit der von Kasachstan und Kirgisien. Das endgültige Aus für Prof. A.s öffentliche Verharmlosung des Passivrauchens kam dann im April 2002, als Prof. A. auf einer Veranstaltung in München grobe Missinterpretation vorgehalten wurde und die Nichtraucherinitiative ihn entsprechend verhöhnte. Schließlich griff die WHO Präsidentin, Gro Harlem Brundtland, am Weltnichtrauchertag 2002 (31. Mai), die Tabakindustrie scharf an.
Die 4-Säulen-Strategie Prof. A.s und der deutschen Tabakindustrie befand sich zu diesem Zeitpunkt in folgendem Zustand:
1. Im Unterschied zu anderen zivilisierten Ländern funktioniert der Tabaklobbyismus in Deutschland bis heute fast uneingeschränkt.
2. Die Verharmlosung des Passivrauchens ist als Säule komplett weggebrochen.
3. Um weiterhin inhaltlich argumentieren zu können, benötigt die Tabakindustrie dringend eine allgemeine Gesundheitsgefährdung, die als Totschlagsargument die Gefährlichkeit des Rauchens relativiert bzw. von ihr ablenkt.
4. Die Propaganda der Tabakindustrie ist in der Krise. Verharmlosungen des Rauchens sind nicht mehr vermittelbar. Andere Gefährdungen fehlen: Dioxin und Feinstaub sind auch im Rauch enthalten, Gesundheitsgefahren durch Hochspannungsmasten lassen sich nicht genügend erhärten, durch fettes Essen und Haustiere sind keine Mitmenschen betroffen.
Der Einfluss der Tabakindustrie in Deutschland ist also immer noch enorm. Die zweite Säule, die Verharmlosung des Passivrauchens, ist aber weggebrochen und die drei verbleibenden Säulen hängen von einer potentiellen Gesundheitsgefährdung des täglichen Lebens ab. Mangels Alternativen wird Feinstaub zum Top-Thema, allerdings mit dem Nachteil, dass Feinstaub nicht nur in Verkehr und Umwelt, sondern gerade auch im Zigarettenrauch vorkommt.
Das zweite Topthema präsentiert Prof. A. nur Wochen nach seinem letzten öffentlichen Passivrauch-Auftritt: Erste Berichte aus dem REFLEX Projekt, und die Gefahren durch Mobilfunkstrahlen präsentiert Prof. A. im Juni 2002 auf der 24. Jahrestagung der Bioelectromagnetics Society (BEMS) in Quebec/Kanada.
Die Vorteile des Mobilfunks als alternative Gesundheitsgefährdung für die Tabakindustrie liegen auf der Hand:
• Jeder ist davon betroffen
• Die Gefährdung ist unabhängig vom Rauchen
• Niemand will auf Mobilfunk verzichten, ein Verbot wie bei Asbest ist praktisch ausgeschlossen