SZ: Wachsende Gefahr durch UV-Strahlung

RH, Montag, 08.03.2004, 10:52 (vor 7584 Tagen)

Süddeutsche Zeitung vom 17.02.04, Bayern© Süddeutsche Zeitung

Ergebnisse eines vierjährigen Forschungsprojekts

Wachsende Gefahr durch UV-Strahlung
Belastung in Bayern um 15 Prozent gestiegen / Bereits jeder 100. Bürger an schwarzem Hautkrebs erkrankt

Die Bewohner Bayerns müssen sich "in den nächsten Jahrzehnten" auf eine erhöhte Belastung durch UV-Strahlung einrichten. Mit dieser Kernaussage ist jetzt ein vierjähriges Forschungsprojekt zu Ende gegangen, das im Wesentlichen vom bayerischen Wissenschaftsministerium finanziert worden ist. Auch das Umweltministerium war an dem Forschungsvorhaben beteiligt. Die Konsequenzen aus den Ergebnissen des Projektes sollen Anfang März der Öffentlichkeit vorgestellt werden.

Auslöser zu dem interdisziplinären Forschungsprojekt, an dem mehrere Universitäten und
Fachinstitute in Bayern beteiligt waren, war die nach Darstellung des Umwelt- und Gesundheitsministeriums "rasant steigende Zahl an Hautkrebsfällen". Schon heute erkrankt laut Ministerium jeder 100. Bayer an schwarzem Hautkrebs (malignem Melanom). Die Tendenz sei "weiter steigend". Die Gesundheitsgefahren durch UV-Strahlung sei "enorm". Eine übermäßige Belastung mit UV-Strahlen könne nicht nur zu Hautkrebs, vorzeitiger Hautalterung und Augenschäden führen, sondern auch die Immunabwehr des Körpers insgesamt reduzieren. Besonders gefährdet seien Kinder in den ersten sechs Lebensjahren, warnt das Gesundheitsministerium.
UV-Strahlung von der Sonne hat es schon immer gegeben. In den vergangenen drei Jahrzehnten hat sich die Situation verschärft. Nach den Erkenntnissen der an dem Forschungsprojekt beteiligten Wissenschaftler hat die ultraviolette Strahlung der Sonne über Bayern seit 1968 "deutlich zugenommen" und zwar um etwa 15 Prozent. Vor allem in den Frühlingsmonaten steigt die UV-Strahlung an.
Diese gesundheitlich verhängnisvolle Entwicklung hat mit der kontinuierlichen Ausdünnung der Ozonschicht zu tun, die in 15 bis 30 Kilometern Höhe die Erde umgibt und wie ein Schutzschild gegen die UV-Strahlung wirkt. Normalerweise beträgt der Monatsmittelwert von Gesamtozon knapp 350 DU (Dobson Units). Im Rahmen des bayerischen Forschungsprogramms wurden im Sommer 2000 über dem Freistaat aber nur noch 320 DU und weniger registriert. "Solche Werte", so sagen die Wissenschaftler, "werden sonst nur noch über Südeuropa" gemessen.
Inzwischen allerdings zeigt das weltweit erlassene Verbot von ozonzerstörenden Fluor-Chlor-Kohlenwasserstoffen (FCKW) erste Wirkung. Die zuletzt schon ziemlich lädierte Ozonschicht wird langsam wieder dicker. Doch bis sie ihre schützende Wirkung gegen die UV-Strahlung wieder voll entfalten kann, werden nach Modellberechnungen der Wissenschaftler noch gut 40 Jahre vergehen. "Es kann noch keine Entwarnung gegeben werden", ist eine der Erkenntnisse des bayerischen Forschungsprojektes.
Im Gegenteil: Nach Überzeugung der Experten muss damit gerechnet werden, dass die UV-Strahlung in Bayern in den nächsten Jahrzehnten jeweils im Frühling und im Sommer sogar noch um 15 bis 30 Prozent zunimmt. Während sich nämlich der Ozonschild langsam schließt, öffnet sich eine andere Schutzschicht gegen die UV-Strahlung. "Wir erwarten, dass es in Zukunft am Himmel über Bayern sehr viel weniger Wolken geben wird, und zwar vor allem in den Sommermonaten", sagt Peter Köpke vom Institut für Meteorologie der Universität München, das ebenfalls an dem Forschungsprojekt beteiligt war. Weniger Wolken aber, so verdeutlicht Köpke, heiße mehr UV-Strahlung.

Auch Tiere betroffen
Menschen können der Sonne und damit der übermäßigen UV-Strahlung durch Aufenthalt im Schatten sowie entsprechender Kleidung und Schutzcremes aus dem Wege gehen. Die Angst, dass Rinder auf der Weide im Tal und auf der Alm Schaden nehmen könnten, ist dagegen unbegründet. "Alles, was ein Fell hat, ist ausreichend geschützt", beruhigt Köpke. Auf Fische im Wasser allerdings hat die erhöhte UV-Strahlung sehr wohl Auswirkungen. "Die Schadwirkung von UV-B reicht in bis zu mehrere Meter Wassertiefe", hat Michael Schubert vom Departement für Tierwissenschaften der TU München im Zusammenhang mit dem Forschungsprojekt herausgefunden. Nach seinen Beobachtungen sind "vor allem Organismen in klaren, seichten Gewässern, in den obersten Wasserschichten oder in großen Höhenlagen besonders gefährdet". Schubert war der Frage nachgegangen, ob der in der jüngsten Vergangenheit registrierte "drastische Populationsrückgang vieler Fischarten in den voralpinen Gewässern Bayerns" in einem direkten Zusammenhang mit der Zunahme der UV-B-Strahlung steht. Schuberts Fazit: "Die UV-B-Strahlung stellt in den Frühlingsmonaten eine Gefahrenquelle für die Forellenbrut in der Teichwirtschaft dar."
Kaum Sorgen braucht sich laut Köpke dagegen die Landwirtschaft zu machen. Zwar habe die verstärkte UV-Strahlung bei einigen Gerstensorten zur frühzeitigen Braunfärbung der Blätter geführt, direkte Schäden wie Mindererträge oder höhere Anfälligkeit für Schädlinge habe es aber nicht gegeben. Pflanzen könnten sich "im Zuge der Evolution" auch auf solche Situationen einstellen und Schutzmechanismen entwickeln, sagt Köpke. …
Dem bayerischen Gesundheitsministerium werden die Forscher empfehlen, die Aufklärungs- und Informationskampagne über Folgen und Auswirkungen der UV-Strahlung unbedingt weiter zu führen und sogar noch auszuweiten.

© Süddeutsche Zeitung
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SZ: Wachsende Gefahr durch UV-Strahlung

Lammer, Montag, 08.03.2004, 14:31 (vor 7584 Tagen) @ RH

Das ist doch interessant. In diesem Falle reicht also ein (!) Forschungsprojekt, in dem es eine (!) Kernaussage gibt. Und das Ministerium warnt eindeutig, weil es genügend Grund dazu gibt.

Und jetzt erlaube ich mir den Vergleich mit dem Rumgemurkse der "hunderten von Forschungsstudien" um den Mobilfunk, wo nichts, aber auch schon garnichts klar herauskommt.

Der Himmel und die Ozon-Schicht hat wohl zu wenige Lobbyisten, als dass da Ergebnisse immer noch weiter angezweifelt und gar unter den Tisch gekehrt werden.

Das Buch über Korruption in Deutschland kaufe ich mir jedenfalls. Ob darin auch die Machenschaften der derzeitigen Mobilfunk-Vertuscherei vorkommen werden?

K.Lammer

SZ: Wachsende Gefahr durch UV-Strahlung

karen @, Montag, 15.03.2004, 10:18 (vor 7577 Tagen) @ Lammer

noch was ist interessant:
UV-B Strahlung fördert Hautkrebs und ist mitnichten der ionisierenden Stzrahlung zuzuordnen!

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