Naomi Oreskes: Mobilfunkindustrie gibt sich große Mühe (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Dienstag, 03.02.2015, 23:03 (vor 3592 Tagen)

Naomi Oreskes ist Geologin und Historikerin. Sie lehrt an der Harvard University und hat die Strategien der so genannten Skeptiker analysiert. Am 4. November 2014 bringt die Süddeutsche ein Interview mit Oreskes, in dem sie zu Mobilfunk nur einen einzigen Satz sagt:

Die Mobilfunkindustrie gibt sich große Mühe, gegen wissenschaftliche Arbeiten vorzugehen und Zweifel zu wecken.

Zweifel wecken, woran? An der bislang von sämtlichen Expertengruppen weltweit unisono attestierten Ungefährlichkeit der Mobilfunktechnik? Das wäre absurd. Da eine konkrete Gefährdung durch diese Technik jedoch auch nach bald 25 Jahren Betrieb nicht abzusehen ist, hat die Mobilfunkindustrie kein Motiv, Zweifel an einer Gefährlichkeit der Funktechnik zu säen. Bei der Tabakindustrie war dies anders: sie musste wegen eindeutiger Hinweise auf eine Schadwirkung ihrer Produkte Zweifel säen, um möglichst lange im Geschäft zu bleiben.

Ich beschäftige mich seit nunmehr 13 Jahren beinahe täglich mit den Hintergründen der Mobilfunkdebatte - dennoch weiß ich nicht, was Oreskes meinen könnte. Natürlich kenne ich die Verschwörungstheorien aus Kreisen der Mobilfunkgegnerei. Doch die sind so schlicht gestrickt, dass ich mir nicht vorstellen kann, eine Frau wie Oreskes könnte darauf hereinfallen. Und selbst wenn, sie könnte sie nicht belegen.

Hat jemand eine konkrete Idee, was sie meinen könnte? Leider haben die Interviewer nicht nachgehakt und ein Beispiel verlangt.

Nach allem was mir in den 13 Jahren untergekommen ist, halte ich es eher für wahrscheinlich, dass Oreskes sich über die mutmaßliche Rolle der Tabakindustrie in der Mobilfunkdebatte nicht im klaren ist.

Auf das Interview machte am 5. November 2014 im Gigaherz-Forum Teilnehmer "schilte6i" aufmerksam. In Ausgabe 2/2015 hat jetzt auch das ödp-Journal zugegriffen (S. 10) und sich bedient. Leider schafft es der Verfasser des Artikels nicht, den Bogen von den Methoden der Tabakindustrie zu Franz Adlkofer und dessen umstrittenen Mobilfunkstudien zu schlagen. Wahrscheinlich kennt Günther Hartmann die Zusammenhänge nicht.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Naomi Oreskes: Die Machiavellis der Wissenschaft

Dr. Ratto, Montag, 24.08.2015, 15:00 (vor 3391 Tagen) @ H. Lamarr

Die Machiavellis der Wissenschaft

Ein kleiner Kreis von Physikern, der aus politischen Gründen über Jahrzehnte hinweg wissenschaftliche Erkenntnisse verschleiert - was wie der Stoff für einen guten Thriller wirkt, ist eine Beschreibung der Realität: aufgedeckt durch Naomi Oreskes und Erik Conway in ihrem Buch "Die Machiavellis der Wissenschaft". weiter

ödp und die merkwürde Beziehung zum Tabak

KlaKla, Montag, 24.08.2015, 17:26 (vor 3391 Tagen) @ H. Lamarr

In Ausgabe 2/2015 hat jetzt auch das ödp-Journal zugegriffen (S. 10) und sich bedient. Leider schafft es der Verfasser des Artikels nicht, den Bogen von den Methoden der Tabakindustrie zu Franz Adlkofer und dessen umstrittenen Mobilfunkstudien zu schlagen. Wahrscheinlich kennt Günther Hartmann die Zusammenhänge nicht.

Der musst dann aber schon auf beiden Augen Tomaten haben ... Im Original steht mehr als das was die ödp ihren Mitgliedern darbietet.

Wo sind Belege für die Manipulation Seite 4.
Es gibt an der Universität San Francisco eine große Sammlung interner Dokumente der Tabakindustrie. Darin stecken Hunderte Belege. Da heißt es zum Beispiel bei einer Tarnorganisation in den 1990er-Jahren: "Passt auf, dass ihr die Fingerabdrücke von Philip Morris versteckt." Zudem heuert die Tabaklobby angeblich unabhängige Experten an, die Gastkommentare in Zeitungen schreiben, etwa Fred Singer. Wenn so ein Text erscheint, schickt der Leiter der Lobbygruppe eine Kopie mit der Aufschrift herum: "Gut gemacht, Jungs!"

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Meine Meinungsäußerung

Wer Naomi Oreskes vom Kurs abbringen könnte

H. Lamarr @, München, Dienstag, 25.08.2015, 23:36 (vor 3389 Tagen) @ KlaKla

Wo sind Belege für die Manipulation Seite 4.

Aus meiner Sicht hat Mrs. Oreskes nicht mehr und keine besseren Argumente für Ihr Auskeilen gegen die Mobilfunker, als sie von dem einflussreichen US-Wissenschaftlerklüngel um Devra Davis und Lawrence Lessig in Umlauf gebracht werden. Woher auch sollte sie Anderes wissen? Ein paar Millionen polizeilich sichergestellte und veröffentlichte interne Dokumente gibt es exklusiv nur von der Tabakindustrie, nicht von der Mobilfunkindustrie. Wenn du's genau wissen möchtest, wirst du Frau Professor wohl fragen müssen. Vielleicht hilft dir ja, weil kompetenzmäßig auf "internationale Beziehungen" spezialisiert, Frau Dr. nerv. Aschermann beim Formulieren ;-).

Die Frage, warum Mrs. Oreskes ausgerechnet im November 2014 den SZ-Journalisten ein Interview gewährte, beantwortet übrigens Amazon recht schlüssig :lookaround:.

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– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

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