Mensch-ärgere-Dich in Eggersberg, wo die Zeit stehen blieb (Allgemein)

Radioburst, Samstag, 23.11.2013, 18:47 (vor 4036 Tagen)

[Strang abgetrennt am 25.11.13, 13:58 Uhr, Absprung hier]


Obereggersberg / Thann; Gemeinde Riedenburg

Ein Dorf knallt durch

Obereggersberg ist ein kleines Juradorf im Unteren Altmühltal an der schönsten Stelle des gesamten Naturparks. Die Straße endet am Felsen, wo hoch über dem Tal ein eindrucksvoller Aussichtspunkt einen majestätischen Blick über die Altmühlschleife gewährt. Gleich daneben erhebt sich ein Renaissanceschloß, einst Eigentum des Herren Dominikus Frhr. von Bassus, einem der Hauptaktivisten der Illuminanti. Nach den Zweiten Weltkrieg verkaufte die Familie de Bassus das Schloss, um den Lastenausgleich zu finanzieren. 1962 kaufte es der Münchener Rechtsanwalt Weigand. Heute wohnt dessen Tochter mit ihren Ehemann.

Die Gegend ist zum Teil ein Funkloch, eine Mobilfunk-Füllstation war eigentlich schon lange zu erwarten. Überdies kann wegen der hohen exponierten Lage eine große Fläche geringer Siedlungsdichte versorgt werden. Und die Besitzerin dürften auch eine Einnahmequelle durch die Funkanlage gut gebrauchen können. Der Denkmalschutz gab die Zustimmung zur Errichtung der Anlage unter dem Schlossdach.

Doch nun trat der Ortssprecher, Christian Bauer als selbsternannter Gesundheitswächter in Erscheinung, die sattsam bekannten Sprüche der Panikliebhaber auf den Lippen. Schnell war das Dörfchen aus dem Häusl. Angst und Schrecken erfassten die aufgewiegelten Bewohner. Eine sachliche Informationsveranstaltung wurde mit der Stadt anberaumt. Eilig stimmten die Stadträte gegen die Antenne, schließlich stehen die Kommunalwahlen vor der Tür.
Das Landesamt sagte einen Referenten zu. Doch Herr Bauer, der nach seinen Worten nur die Anlage verhindern will, wollte entgegen den Abmachungen auch Buchner von der ÖDP haben. Natürlich platzte der Termin. Die Fronten verhärteten sich, Kommunalpolitiker, ohne die geringste Ahnung von der Materie nutzen die Chance um Beschuldigungen aus zu tauschen.
Der Blödsinn, der in der Gemeinde dazu geredet wird, kennt keine Grenzen. Fachwissen ist ohnehin nicht gefragt. Als Bürger, der die Schachlage kennt, sollte man sich nicht äußern. Man wird dann sofort als Wichtigtuer eingeschätzt, der keine Ahnung hat, also als genauso dumm, wie man selber ist.

Heute habe ich mir die Häuser angeschaut. Fast überall prangen selbstgeschriebene Plakate im uralten Bürgerwellen- und Hansuelijargon, die eine grauenvolle Zukunft prophezeihen. Besonders Kinder müssen natürlich herhalten, auf deren schreckliche Leiden durch die Meuchelstrahlen aus dem Schloss hingewiesen wird.
Persönlich fühlte ich mich in die Zeit zurück versetzt, wo ich den Medizinphysiker Herrn von Klitzing noch öffentlich zur Rede stellte, wo mir der Salzburger Sanitätsoberst Oberfeld noch einen Prozess androhte und Hansueli mit grüner Galle nach mir spuckte. Die Zeit ist hier wohl stehen geblieben.
Allerdings hat die Dorfposse auch noch andere Seiten und Hintergründe.
Fortsetzung folgt!

Radioburst

[Admin: Editiert im Auftrag des Autors am 1. Juni 2014]

Tags:
Egoismus, Selbstüberschätzung, Alarmschläger, Amateur, Volksaufstand, Bürgerbeteiligung, Alarm, Obereggersberg, Schloss, Riedenburg, Unfrieden, Standortverpächter


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