Radio: zur Wissenschaftssoziologie - Robert Oppenheimer

mops, Montag, 19.04.2004, 18:53 (vor 7543 Tagen)

BAYERISCHER RUNDFUNK Redaktion Wissenschaft/Hoerfunk
Programm Bayern2Radio
Sendetermin: Mittwoch, 21.04.2004, 18.06 bis 18.30 Uhr

Als Sondersendungen bieten wir an
im Rahmen der Reihe IQ - WISSENSCHAFT UND FORSCHUNG:

Autor der Sendung ist Florian Hildebrand

DER MANN, DER DIE BOMBE BAUTE
Als die Wissenschaft ihre Unschuld verlor - Zum 100.Geburtstag
von Robert Oppenheimer

Der Mann ist zur exemplarischen Figur geworden fuer die tragische
Verstrickung von Wissenschaft und Politik. Ein hoch begabter
Forscher, zu seiner Zeit einer der besten seines Fachs, erhaelt
einen militaerischen Auftrag und geraet dadurch in ein
Raederwerk, aus dem es keine Befreiung gibt.

J.Robert Oppenheimer leitete ab 1943 das Manhattan-Projekt. Mit
ungeheurem technischem und intellektuellem Aufwand baute er fuer
die amerikanischen Streitkraefte in der Wueste von New Mexico die
erste Atombombe. Urspruenglich sollte die neue Waffe das Nazi-
Regime bedrohen, wurde dann aber ueber Hiroshima abgeworfen, um
die Japaner zum Ende des Krieges in Fernost zu zwingen.
Oppenheimer war entsetzt ueber das Ausmass an Leid, das die Bombe
ueber die Menschheit gebracht hatte. Erst jetzt wurde ihm
bewusst, worauf er sich Jahre zuvor eingelassen hatte.
Unaufloesbar ist der moralische Konflikt zwischen dem
Tyrannensturz und der vielfachen Tod bringenden Waffe.

Nach 1945 weigerte er sich, fuer die USA auch noch die
Wasserstoffbombe zu entwickeln. Mitte der fuenfziger Jahre
verdaechtigte ihn die McCarthy-Kommission deswegen
kommunistischer Umtriebe, so dass er nach erniedrigenden
Verhoeren zum von allen Geheimprojekten ausgeschlossen wurde.
Erst 1963 rehabilitierte Praesident Kennedy den Physiker.
Spaetestens seit dem Fall Oppenheimer ist offensichtlich, welche
Welt zerstoerende Potenz Wissenschaft hat. Mit der Atombombe hat
sie Wissenschaft "Unschuld" und Neutralitaet verloren. Seither
wird denn auch immer dann nach der Verantwortung des
Wissenschaftlers gefragt, wenn seine Ergebnisse zweifelhaften
politischen Zielen dienen sollen.

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