Plagiatverfälschung: Die Tricks des Dr. med. M. Kern (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Samstag, 18.10.2014, 18:36 (vor 3711 Tagen) @ H. Lamarr

> Auch das noch: Die Ärzte der sogenannten Kompetenzinitiative sind auf der diesjährigen Medizinischen Woche in Baden-Baden 29. Okt – 2. Nov vertreten. Mit Desinformationsstand und einem Vortrag von Dr. med. Markus Kern am 1. November, 10.00-10.30 Uhr: Wirken Handys, Smartphones und Sender mit ihren gepulsten elektromagnetischen Feldern auf unsere Augen?


Nein, Herr Dr. Kern, sie wirken nicht auf unsere Augen! Das weiß heute eigentlich jedes Kind. Warum Sie nicht?

Ladies and Gentleman, hier ist der Abstract des Kern-Vortrags in Baden-Baden 2014:

Das Auge reagiert besonders empfindlich auf die Einwirkung elektromagnetischer Felder, weil es auf Grund der geringen Durchblutung induzierte Erwärmungen nur schwer abführen kann; schon kleinere Schädigungen können irreversibel sein und sich aufsummieren. Augenreizungen und Linsentrübungen sind in Tierversuchen nachgewiesen worden. Versuche an Primaten zeigen, dass gepulste HF-Felder auch niedriger Intensität das Auge schädigen können. ‘Die Studien geben Anlass zu ernsthafter Besorgnis über mögliche Beeinträchtigungen des Auges durch gepulste HF-Felder mit hohen Spitzenleistungen.’ (Stewart-Report)

Feinstofflichen [sik!] Messungen und Tests in der Praxis können durch künstlich geschaffene elektromagnetische Felder beeinträchtigt werden. Ein Überblick über den aktuellen Stand der Forschung weist auf die Notwendigkeit gesundheitspolitischen Umdenkens und Handelns hin. Die Einleitung von Vorsorgemaßnahmen, wie in einem Internationalen Ärzteappell formuliert, erscheinen angesichts noch unkalkulierbarer Risiken dringend geboten. (Quelle)

Den kompletten ersten Absatz seines Abstracts hat sich Dr. Kern, nun sagen wir mal, ausgeliehen, wortwörtlich bei heise. Der unten fett formatierte Text ist dieses Original von heise (seriös, nicht zu verwechseln mit hese). Doch damit der heise-Text besser zum Anlass passt, nämlich gezielt unnötige Ängste schüren, hat sich der Mediziner einer störenden Passage des Originaltextes entledigt (unten rot markiert). Für seine Medizinkollegen in Baden-Baden hat der Psychotherapeut im Gegenzug etwas Eigenleistung in den geliehenen Text eingearbeitet, indem er ihnen den volkstümlichen Begriff für krankhafte Linsentrübung nennt (unten blau markiert wie auch Kerns Hinweis auf den Stewart-Report). Grüner Text wurde von Kern unverändert ausgeliehen.

Das gesamte Textfragment ist eine deutsche Übersetzung aus dem Stewart-Report des Jahres 2000, Kern beruft sich in seinem Vortrag also auf mindestens 14 Jahre alte Forschung. So, und hier nun das Original, wie es heise gebracht hat (ausgenommen blau markierter Text):

Das Auge reagiert besonders empfindlich auf die Einwirkung elektromagnetischer Felder, weil es auf Grund der geringen Durchblutung induzierte Erwärmungen nur schwer abführen kann; schon kleinere Schädigungen können irreversibel sein und sich aufsummieren. Augenreizungen und Linsentrübungen (‘grauer Star’) sind in Tierversuchen nachgewiesen worden, dies allerdings bei deutlich höheren Belastungen als sie von einem Handy ausgehen. Versuche an Primaten zeigen, dass gepulste HF-Felder auch niedriger Intensität das Auge schädigen können. ‘Die Studien geben Anlass zu ernsthafter Besorgnis über mögliche Beeinträchtigungen des Auges durch gepulste HF-Felder mit hohen Spitzenleistungen.' (Stewart-Report)

Fazit: Wieder mal ein schönes Beispiel für die skrupellosen Kompetenzen der sogenannten Kompetenzinitiative.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
Linsentrübung, Ko-Ini, Kern, Trick, Eigenleistung, Verfälschung, Laienorganisation, Uebersetzung, Plagiat, Durchblutung, Skrupellos, Katarakt


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