Von Klitzing/Tüngler-Studie: signifikant fragwürdig (Allgemein)

Dr. Ratto, Mittwoch, 05.06.2013, 23:14 (vor 4210 Tagen) @ H. Lamarr

Vielleicht haben die auf "gar nicht" entschieden, und deshalb ist die Arbeit am 9. Januar 2013 online bei Electromagnetic Biology and Medicine erschienen.

Es sieht ganz danach aus.

2013 sind bislang zwei Augaben der Zeitschrift erschienen, allerdings beide ohne die Tüngler/v. Klitzing-Studie, die steckt noch in "Early Online", was immer das auch genau bedeuten mag.

Das bedeutet, dass die Studie das Peer-Review-Verfahren passiert hat, und in dieser Form akzeptiert ist aber noch nicht gedruckt wurde. Sie wird in einem der kommenden Hefte erscheinen, und bekommt dann aktualisierte Angaben zu Volume, Heft und Seiten (bisher nur DOI).

Gegenüber dem Manuskript für Bioelectromagnetics hat sich einiges geändert. Die Arbeit ist jetzt bereits im Titel als reine Hypothese deklariert. Und die Angaben zu einer Literaturanalyse sind genau so komplett verschwunden wie Material und Methoden und Ergebnisse. Es bleibt eine kurze Einleitung zu Elektrosensibilität allgemein, und ein Vorschlag (Hypothese) wie man EHS messen könnte. Als Kriterium für mögliche Messparameter wird vorgeschlagen: "A prerequisite for possible parameters to measure EHS would be: they must be beyond voluntary control and they must be measurable." Eine eindeutige Abhängigkeit der Parameter von EMF wird als Kriterium nicht postuliert! Dazu heißt es nur, bezogen auf eine Publikation von Yilmaz 2010, die Veränderungen der Herzratenvariabilität unter EMF beschreibt: "We hypothesize that changes would be more pronounced in 'genuine' electromagnetic hypersensitive individuals." Am Ende wird eine kombinierte Messung der Herzratenvariabilität, des Hautpotentials und der Mikrozirkulation zur EHS-Diagnose vorgeschlagen. Warum eigentlich nicht Atmung, Körpertemperatur, EEG oder sonst etwas Messbares, was man nicht subjektiv steuern kann? Der Vorschlag basiert auf umfangreichen Messreihen von Klitzings, diese werden aber weder gezeigt noch ausgewertet. Statistische Auswertung, heißt es, sei nicht möglich, denn es handle sich um Parameter des vegetativen Nervensystems. Diese würden sich ständig ändern und intra- und interindividueller Variabilität unterliegen. Die beobachteten Änderungen werden allerdings bedenkenlos hergenommen, um Personen in Gesunde, EHS, Empfindliche gegenüber etwas anderem (nicht EHS) und nicht klassifizierbare Individuen einzuteilen. Wie das funktionieren soll, ohne das sich die Gruppen signifikant unterscheiden, und dies auch nachgewiesen werden kann, weiß ich nicht. Es werden nur Beispiele gebracht, aufgrund derer lässt sich die Situation nicht hinreichend beurteilen.

Mein Fazit: Für diese Art von Diagnose würde ich Herrn von Klitzing kein Honorar zahlen.

Dr. Ratto

Tags:
Peer-Review, Hypothese, Literaturanalyse


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