REFLEX - Anfrage an Prof. Richter (Forschung)

Alexander Lerchl @, Samstag, 24.07.2010, 12:21 (vor 5258 Tagen) @ H. Lamarr

folgender Eintrag:

"3. Schließlich geht es – über Diffamierungen durch das IZgMF-Forum hinaus – um die allgemeine Frage, ob man Fälschungsbehauptungen öffentlich verbreiten darf, die ein damit befasster Rat für Wissenschaftsethik der Medizinischen Universität Wien bereits im Juli 2008 zurückgewiesen hat und die auch vom Fortgang der Forschung widerlegt worden sind."

- Bitte zitieren Sie in dem Protokoll der Ethikkommission die Stelle, an der die Kommission die Fälschungsbehauptungen zurückgewiesen hat.
- Bitte erklären Sie mir, warum der Rektor der Med Uni Wien in seinen drei Pressemitteilungen zu dem Skandal dennoch stets von Fälschung spricht.
- Bitte nennen Sie mir Titel und Autoren der Studien, die angeblich die Fälschungsbehauptungen widerlegt haben sollen.

Da Herr Prof. Richter seine Antworten hier nicht einstellen will, möchte ich hier einige Dinge klarstellen, obwohl sie in der Vergangenheit schon oft durchgekaut worden sind. Für interessierte Leser/Innen ist der ganze Sachverhalt ausführlich in der Artikelserie im Laborjournal (dies ist ein Link!) nachzulesen. Relevant für die hier geführte Diskussion ist Folge 7: Die Untersuchungen der Medizinischen Universität Wien (Link am Ende des Textes). Dort finden sich Zitate aus dem Protokoll der 5. Sitzung des Rates für Wissenschaftsethik. Hier ein Auszug aus Folge 7:

"In dem Protokoll heißt es weiter: „Vor dem Hintergrund dieser Ermittlungsergebnisse erklärt Prof. Rüdiger sein Einverständnis, die UMTS-Arbeit aus dem Jahr 2008 zurückzuziehen, wobei zur Begründung angegeben werde, es habe mit der Verblindung Probleme gegeben.“

Jetzt kommt’s: „Der Rat für Wissenschaftsethik ist der Auffassung, dass mit dieser Zurückziehung das Problem mit der Publikation aus dem Jahr 2005 keiner weiteren Ermittlung oder Erörterung bedarf. Dies wird als Teil der gütlichen Übereinkunft mit Prof. Rüdiger festgehalten.“

Es kommt aber noch besser! Unter Punkt 9 des Kapitels 4 (Beratung der Ermittlungsergebnisse) lautet es: „Die Frage einer wissenschaftlichen Unredlichkeit (scientific misconduct) ist durch das Agrément amiable mit Prof. Rüdiger beigelegt. Fragen der Methodengerechtigkeit und der Schlüssigkeit der Arbeitsergebnisse, die in den beiden hier in Rede stehenden Publikationen veröffentlicht wurden, sind ausschließlich Gegenstand des fachwissenschaftlichen Diskurses."

Rektor Schütz war mit diesem "Deal" (Spiegel 35/2008) einverstanden.

Das zur ersten Frage. Die zweite Frage, warum der Rektor in drei Pressemitteilungen dennoch von Fälschungen, Datenfabrikation etc. sprach, ist schwieriger zu beantworten. Ich muss auch gestehen, dass ich den Widerspruch zwischen diesen deutlichen Pressemitteilungen einerseits und dem „Deal“ überhaupt nicht verstehe. Zur Erinnerung: In der dritten Pressemitteilung vom 1.9.2009 („Wissenschaft und Wahrheit“) lautete es:

„Die nächste Aufgabe des Rats für Wissenschaftsethik besteht nur [kein Schreibfehler, es lautet wirklich: nur. AL] darin, sämtliche weitere Publikationen, an welcher dieselbe Autorin unter Anwendung derselben Versuchsanordnung beteiligt war, zu erheben und dann den zuständigen Herausgebern auch die Retraktion dieser Publikationen zu empfehlen.“ Mit anderen Worten: Alle sieben Publikationen, an denen Frau Diem / Elisabeth K. beteiligt war, sollten identifiziert und deren Retraktion empfohlen werden.“

Zur letzten Frage: Meines Wissens sind die Studien nicht erfolgreich repliziert worden.

Zur Studie von Focke et al. (2010) sage ich später noch etwas.

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"Ein Esoteriker kann in fünf Minuten mehr Unsinn behaupten, als ein Wissenschaftler in seinem ganzen Leben widerlegen kann." Vince Ebert

Tags:
UMTS-Studie, Richter, Wien, Ko-Ini, Rüdiger, AUVA, ATHEM-Projekt, MUW, Laborantin, Retraktion, Laborjournal, Pressemitteilung, Deal, Fälschungsskandal


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