EMF-Alarmvideo kann auch bei Gesunden Symptome auslösen (Forschung)

H. Lamarr @, München, Freitag, 24.08.2018, 22:02 (vor 2288 Tagen) @ H. Lamarr

Ein lange gehegter Verdacht ist jetzt wissenschaftlich bestätigt worden: Durch unqualifizierte Berichterstattung in den Medien über vermeintlich gefährliche Funkwellen werden gleichsam "Elektrosensible" künstlich erzeugt.

Um die Wirkung medialer Beeinflussung zu testen, wurden 147 Teilnehmer einer Studie von Michael Witthöft und G. James Rubin durch Los in zwei Gruppen aufgeteilt. Der einen (n = 76) wurde ein Film über die (angeblich) negativen Folgen von W-LAN-Befeldung vorgeführt, die andere Gruppe (n = 71) sah einen Film ohne Bezug zu W-LAN (Datensicherheit im Internet/Mobilfunk). Anschließend wurden alle Teilnehmer einer Scheinbefeldung mit W-LAN ausgesetzt (15 Minuten).

Das Experiment von Witthöft/Rubin wurde 2017 in Australien mit einem ähnlichen Studiendesign an 22 + 22 Teilnehmern noch einmal durchgeführt. Studienteilnehmer, die zuvor ein EMF-Alarmvideo gesehen hatten, zeigten im Vergleich zu einer Kontrollgruppe, die das EMF-Alarmvideo nicht gesehen hatte, anlässlich einer Serie von EMF-Provokationen und Scheinprovokationen einen signifikanten Zuwachs bei den Beobachtungsgrößen Symptomstärke, Angstpegel und Risikowahrnehmung. Die Autoren schlussfolgern daraus, dass auch Gesunde bei Kenntnis einer EMF-Exposition Symptome entwickeln können und dass alarmierende EMF-Medienberichte zu der Nocebo-Reaktion beitragen.

Abstract

While there has been consistent evidence that symptoms reported by individuals who suffer from Idiopathic Environmental Intolerance attributed to Electromagnetic Fields (IEI-EMF) are not caused by EMF and are more closely associated with a nocebo effect, whether this response is specific to IEI-EMF sufferers and what triggers it, remains unclear. The present experiment tested whether perceived EMF exposure could elicit symptoms in healthy participants, and whether viewing an 'alarmist' video could exacerbate a nocebo response. Participants were randomly assigned to watch either an alarmist (N = 22) or control video (N = 22) before completing a series of sham and active radiofrequency (RF) EMF exposure provocation trials (2 open-label, followed by 12 randomized, double-blind, counterbalanced trials). Pre- and post-video state anxiety and risk perception, as well as belief of exposure and symptom ratings during the open-label and double-blind provocation trials, were assessed. Symptoms were higher in the open-label RF-ON than RF-OFF trial (p < .001). No difference in either symptoms (p = .183) or belief of exposure (p = .144) was observed in the double-blind trials. Participants who viewed the alarmist video had a significant increase in symptoms (p = .041), state anxiety (p < .01) and risk perception (p < .001) relative to the control group. These results reveal the crucial role of awareness and belief in the presentation of symptoms during perceived exposure to EMF, showing that healthy participants exhibit a nocebo response, and that alarmist media reports emphasizing adverse effects of EMF also contribute to a nocebo response.

Kommentar: Alarmierende Elektrosmog-Meldung quellen nicht allein aus Boulevardmedien, auch Anti-Mobilfunk-Vereine müssen sich den Vorwurf gefallen lassen, Ängste in der Bevölkerung zu wecken oder zu schüren. Und nicht nur das, auch die Entwicklung von Symptomen in der Bevölkerung geht auf das Konto der Panikmacher. Wären die Alarmmeldungen der Vereine kompetent recherchiert und wissenschaftlich ernst zu nehmen, könnte man vielleicht noch ein Auge zudrücken. Das sind sie aber nicht, gefühlt 95 Prozent der Alarmmeldungen sind eine schlimme Mischung aus Stuss, Inkompetenz und Unvermögen. Doch selbstverständlich sieht sich keiner der Stuss-Generatoren in der Pflicht, angesichts von Studienergebnissen wie dem obigen beschämt kürzer zu treten oder den Generator sogar zu stoppen. Es wird munter weiter gehetzt, zu Lasten der Gesundheit der Bevölkerung. Für mich ein guter Grund, sich diesen Vereinen noch ein Weilchen in den Weg zu stellen.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
Panikmacher, Studie, Multiplikator, Phantomrisiko, Witthöft, Alarmisten


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