Wie aus dem Bilderbuch: Wutbürger und Geschäftemacher (Medien)

H. Lamarr @, München, Freitag, 09.06.2017, 13:52 (vor 2726 Tagen) @ KlaKla

http://www.br.de/br-fernsehen/sendungen/quer/170608-quer-sendung100.html

Wunderbar!

Gleich zu Beginn der Sendemastenepisode treten zwei typische Vertreter der Anti-Mobilfunk-Szene auf: Der "Wutbürger" und der "Profiteur".

Der Wutbürger (ab 25:50 min) ist dieser zum fremdschämen peinliche Seppelhut-Bayer, der sein zusammengegoogeltes Wissen vorträgt, der Profiteur ist eine Frau (Rothaarige mit Struwelpeterfrisur), die anschließend (26:34 min) ihre zusammengegoogelte medizinische Diagnose zum Besten gibt. Wutbürger heißen hier im Forum "nützliche Idioten", weil sie ohne Sinn und Verstand – und wie im Film zu sehen ist, ersatzweise mit umso mehr Inbrunst – sich der gratis von Anti-Mobilfunk-Vereinen verbreiteten Argumentationshülsen bedienen, die, weil hohl, nicht zünden und zu keiner Zeit einen Experten hinter dem Ofen hervor gelockt haben.

Schlimmer noch ist die Rothaarige. Sie gibt auf Ihrer Website ganz ungeniert eine Handynummer an, keift aber dennoch seit Jahren in ihrem Umfeld gegen Funkmasten. Die Frau wohnt in Böbing und ist extra die 45 Autominuten angereist gekommen, um sich in Garmisch unter die paar Demonstranten zu gesellen. Warum tut das jemand, der ein Handy in der Tasche hat? Aus meiner Sicht gibt es dafür nur einen Grund: Die Frau (Heilpraktikerin) ist auf Kundenfang, sie baut systematisch den Popanz "Mobilfunksender" auf, um anschließend in dessen Schatten nach Kunden zu fischen. Angst war schon immer ein guter Antreiber, wie der Seppelhut-Bayer plakativ deutlich macht.

Wutbürger und Geschäftemacher stellen schätzungsweise 99 Prozent der Mobilfunkgegner (90 Prozent Wut, neun Prozent Geschäft). Das verbleibende Prozent weiß wenigstens halbwegs, wovon es reden. Zu den Wutbürgern zähle ich auch Spinner, die der sogenannten Anti-Genozid-Bewegung nachhängen. Bei dieser Zusammensetzung werden Mobilfunkgegner auch noch in 1000 Jahren als Kasperköpfe aus der Esoterikschachtel belächelt.

Die Sendung macht deutlich, "quer" kann mit Mobilfunkgegnern nicht mehr allzuviel anfangen. Das war einmal anders. Unter dem Eindruck der "Naila"-Studie durfte 2004 in der Sendung noch Lebrecht von Klitzing widerspruchsfrei auftreten. Es ist gut zu erkennen, wie sich Mobilfunkgegner seither systematisch ins Abseits protestiert haben. Wer hier am Fuß der Seite die Kommentare überfliegt wird mir beipflichten müssen, "Mobilfunk" ist dort nicht das Thema, über das die Leute sich äußern wollen.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
Nutznießer, Heilpraktiker, Anti-Genozid-Bewegung, Böbing, nützliche Idioten, Mühlbauer


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