Unnötige Erfindung: Schutzstecker gegen Elektrosmog (Technik)

H. Lamarr @, München, Dienstag, 05.11.2013, 12:41 (vor 4042 Tagen)

Bietigheim ist die Wirkstätte des "elektrosensiblen" Mobilfunkgegners Dr. Volker Schorpp. Deshalb ist es nur folgerichtig, wenn die Bietigheimer Zeitung einen Schutzstecker gegen Elektrosmog vorstellt, entwickelt von Schülern, den die Welt jedoch nicht braucht. Die technische Spielerei ist eher dazu angetan, zur Freude von Geschäftemachern in der Bevölkerung undefinierte Ängste gegenüber angeblich ungesunden Elektrosmog zu nähren. Elektrische Wechselfelder, und nur davor warnt der Schutzstecker, sind bis 5000 V/m unbedenklich (Netzfrequenz), dieser hohe Wert herrscht schlimmstenfalls unter Hochspannungsleitungen, nicht aber in Haushalten. Weil sie gesundheitlich so bedeutungslos sind, finden elektrische Wechselfelder - im Gegensatz zu Magnetfeldern - im Haushalt in dieser Broschüre des Bundesamts für Strahlenschutz keine weitere Beachtung.

Den Jugendlichen ist ihr Forschungsgeist nicht vorzuwerfen. Von Erwachsenen kann man jedoch etwas mehr Sensibilität im Umgang mit vermeintlichen Gefahren erwarten, statt eines Geld-Preises für die Gymnasiasten wäre es aus meiner Sicht verantwortungsbewußter gewesen, mit den Schülern die Aspekte von falschen Alarmen tiefgehend zu diskutieren - und das Projekt anschließend abzublasen.

Es ist auffällig, dass Kinder und Jugendliche, auch motiviert von Nutznießern der Elektrosmog-Debatte, die mit Abstand innovativste Gruppe unter Elektrosmog-Gegnern (und denen, die es werden wollen) sind. Regelmäßig werden Jungforscher in den Medien verwurstet, wenn sie - wie kindlich auch immer - Risiken des Elektrosmogs mit wissenschaftlichen Methoden erkannt haben wollen. Eine Sammlung solcher Kinderstudien hortet das hese-project. Das Schlimme daran ist, dass hese damit nicht etwa aufkommendem Forschergeist eine Bühne geben möchte, sondern die Kinderstudien dort allen Ernstes als Argumente gegen Elektrosmog herhalten müssen, so als ob sie von erfahrenen Experimentalwissenschaftlern durchgeführt worden wären. Ein mMn ziemlich hilfloses und fast schon peinliches Unterfangen der Verantwortlichen, dessen Dilettantismus nur mit chronischem Mangel an wirklich brauchbaren Rüstungsmaterialien zu erklären ist.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
Dilettantismus, Abschirmung, Schorpp, Jugend forscht, LIMES-NRW, FunkySchool, Wechselfeld

Unnötige Erfindung: Schutzstecker gegen Elektrosmog

Kuddel, Dienstag, 05.11.2013, 19:20 (vor 4042 Tagen) @ H. Lamarr
bearbeitet von Kuddel, Dienstag, 05.11.2013, 21:54

Ich würde das nicht so eng sehen.
Auf Erfindermessen gibt es sooo viel Klimbim, den die Welt nicht braucht, daß es darauf nicht ankommt.

Ich denke, daß weniger die "Erfindung" an sich zählt, sondern dass die Jugendlichen sich eines "Problems" angenommen- und eine Lösung entwickelt haben.

Nach dem Motto: Der Weg ist das Ziel.

Aus den diversen, "konfusen" Beschreibungen der Presse ist mir ehrlich gesagt nicht einmal klar, welches Problem der Elektrosmog-Stecker eigentlich löst.

Handelt es sich nur um einen Indikator, welcher feststellt, welcher Kontakt auf Phase liegt und welcher auf dem Neutralleiter ?
So etwas kann man allseits in den "vor der Kasse-Grabbelkisten" diverser Baumärkte kaufen, nennt sich Phasenprüfer und kostet 98 Cent.

Geht es um die klassische Baubiologen-"Problem"stellung, bei Lampen mit Schnurschalter den Stecker so einzustecken, daß das kürzere Stück der Schur (vor dem Schalter) auf Phase liegt, so daß das längere Stück hinter dem Schalter freigeschaltet ist ?

Mit diesem Baubiologen Experden-Equipment, zu finden in praktisch jedem gut sortierten Baumarkt unter "elektronischer Phasenprüfer" zu einem Preis um 20 Euro, kann man auch mühelos den Baubiologen Lampen- und Heizkissen Trick vorführen.
Einfach an die Lampenzuleitung hinter dem Schalter halten und den Stecker umdrehen. Wenns leuchtet=Falsch, wenns nicht leuchtet =Richtig. Zwei AA-Batterien und millionenfache elektronische Verstärkung ermöglichen es, dem E-Feld genug Energie abzuringen, um kontaktlos bis auf 10mm Abstand die Leuchtdiode in der Spitze zum Leuchten zu bringen. Dazu reicht selbst schon das Streichen über einen Acrylpulli. Problem: Wenn man einmal alle Stecker umgedreht hat, liegt das Teil danach unnütz herum, bis nach 2..4 Jahren die Batterien ausgelaufen sind.

Ob das Stecker-Umdrehen irgend etwas zur Gesundheit beiträgt ?
Ich bezweifle es. Die Schülererfindung gehört für mich in die Produktkategorie: Physikalische Meßtechtechnik für Esoterik-Gläubige.

Statt des Stecker-Umdrehens kann man auch:Zwischenstecker mit 2-poligem Ausschalter anschaffen, der ermöglicht, ganz unabhängig von der Stecker-Polung die ganze Lampe samt Schnur freizuschalten.
...und kostet nur 4 Euro ! Selbst wenn man im Haus 5 solcher Lampen hat, ist das effektiver, einfacher, braucht keine Batterien und ist immer noch 10 mal billiger, als einen Baubiologen zu bestellen, der die Stecker passend umdreht.

Obendrein auch gut zum Sparen geeignet, indem man den Standby-Verbrauch diverser Elektronik-Errungenschaften an den Kragen geht.

K

Erfindung: Schutzstecker gegen Elektrosmog

charles ⌂ @, Dienstag, 05.11.2013, 22:48 (vor 4042 Tagen) @ Kuddel

Ich bevorzüge auch diese Zwischenstecker mit 2-poligem Ausschalter.

Die Deutsche und Niederländische Stecker mit Rand-Erde sind nicht so gut wie die welche man in Belgien und Frankreich benützt, weil die Pin-Erde benützen.
Stecker mit Pin-Erde kann man nicht andersum in die Wandkontaktdose stecken, die die normale in Deutschland verwendete. Die meiste elektrische Geräte und Apparate sind auf Pin-Erde ausgelegt: Sie haben zwar Rand als auch Pin-Erde, und die Geräte erwarten dann normgerecht die Phase an die rechte Seite.

Die meiste Knipsschalter an Kabel unterbrechen nur einer der zwei Kabel. Wenn falsch herum angeschlossen stoppt die Spannung nicht vor dem Schalter, sondern fliesst durch z.B. durch die Lampe und endetvor den Ausgang der Schalter. Leicht mit ein berührungsloser Spannungsprüfer zu testen.

In so ein Fall kann das anwesende elektrische Feld auf den Körper einwirken.
Bei elektrosensitive Personen ist das leicht mit der Körperspannungsmessung fest zu stellen.

Übrigens finde ich den erwähnten Artikel Laienhaft geschrieben.
Es gibt bei Niederfrequenz keine elektromagnetische Felder. Die gibt es nur bei Hochfrequenz.
Bei Niederfrtequenz reden wir nur über elektrische oder magnetische Felder.

Aber ich finde die Idee der Stecker gar nicht so schlecht. Die Jugend lernt etwas dazu.

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Charles Claessens
www.milieuziektes.nl

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