Abschied von der Sekte (Allgemein)

AnKa, Montag, 18.07.2011, 21:52 (vor 4878 Tagen) @ ama
bearbeitet von AnKa, Montag, 18.07.2011, 22:18

Man kann das auch umdrehen: DAS SYSTEM bestimmt das Handeln. Die meisten solcher Leute fallen doch nicht nur bei einer einzige Sache aus dem Rahmen.

Man würde dann aber nicht umhin kommen, dieses "System" zu beschreiben. Sonst bleibt man im Wolkigen.

Ich denke, es finden sich jederzeit zu allen möglichen Angstthemen Gleichgesinnte zusammen. Klima, Atom, CO2, Ozonschicht, Waldsterben. Mobilfunk.

Wobei ich mir im Falle der Mobilfunkkritik vorstelle, dass dieses Thema dem Einzelnen die Funktion einer sozialen Klammer erfüllt. Reisst man ihm diese Klammer (zum Beispiel in Form einiger skeptischer Einwendungen) weg, dann tritt ein gehöriges Maß an Paranoia zutage. Deren Energie sich notwendigerweise sofort gegen den "Angreifer" richten wird, der den gewähnten mobilfunkkritischen Glauben, also eine wichtige Schutzhülle, kraft seiner Skepsis zu attackieren gewagt hat.

Der Glaube an die Bedrohlichkeit des Mobilfunks, also an eine allgegenwärtige Bedrohung von Leib und Leben und damit verbundene staatliche Totalüberwachung hat für solche Menschen immerhin auch etwas Stabilisierendes. Sie können es in der Gemeinschaft vielleicht überhaupt nur deswegen aushalten, weil sie um die vermeintlichen versteckten Bedrohungen in dieser Gemeinschaft wissen, diese lokalisiert haben und sich also vorsehen können.

Das gemeinsame Fokussieren auf den Mobilfunk ergibt für den Einzelnen den notwendigen Sinn. Auf diese Weise kann man in einem sozialen Rahmen, also unter den Menschen, verbleiben; man überlebt trotz Todesangst.

Vielleicht müssen manche Menschen eine solche Stütze eine Zeitlang haben dürfen. Vielleicht sollte man manchen unter ihnen diese nicht so einfach wegzureißen versuchen. Ich muss zugeben, manche der Geschichtenerzähler in diesem Forum haben mir bisweilen auch leid getan. Nicht, weil ich ihnen etwa glauben würde, dass sie wegen eines 100m Meter entfernten Funkmasten Qualen erleiden. Sondern deshalb, weil sie offenbar nichts Besseres in ihrem Leben finden, an dem sie einen Halt finden können.

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"Ich habe eiserne Prinzipien. Wenn sie Ihnen nicht gefallen, habe ich auch noch andere." (Groucho Marx)


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