Mobilfunk-Anhörung im Bayerischen Landtag 2008 (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Samstag, 12.07.2008, 19:06 (vor 5983 Tagen)

Das Interesse an der alljährlich von Dr. Martin Runge (Die Grünen) organisierten Mobilfunk-Anhörung war dieses Jahr gering: Nur etwa 60 Teilnehmer wollten hören, was die Referenten zu sagen hatten. Kein Vergleich zu den anfänglich (2004) geschätzt 200 bis 300 Besuchern. Unter den Teilnehmern waren etwa acht Vertreter der Mobilfunkindustrie, etwa zwölf bis 15 bekannte ES (z.B. Dr. Stöcker, E. Henschel), keine Schulklassen, keine Münchener Stadtbedienstete, keine Oberammergauer, keine Dr. Waldmann, kein Dr. Scheiner, kein Dr. Buchner, kein Dr. Scheingraber, keine Marianne Buchmann, keine Dr. Aschermann, kein Sigi Zwerenz, kein Uli Weiner, Dr.-Ing. H. Schmidt (Wolfratshausen), Dr. med. Frentzel-Beyme (als Teilnehmer, nicht als Referent!), Elke Fertig (Aschaffenburg), Helga Krause (Bund Naturschutz). Von den 60 Teilnehmern ist etwa jeder Zweite Dauergast auf beliebigen Mobilfunk-Veranstaltungen im Großraum München. Auffällig war, dass nahezu alle sogenannten Frontleute der Kritiker durch Abwesenheit glänzten.

Ein Besucher verkaufte erfolgreich die bekannten Broschüren einer Stuttgarter BI und der "Kompetenzinitiative". Die Vertreterin des Bund Naturschutz (BN) legte Fotokopien eines BN-Positionspapiers aus, in dem BMW noch immer als DECT-Musterbetrieb gelobt wird. Mehrfache, auch direkte Hinweise an Frau Krause, dass BMW mittlerweile ein völlig anderes Kommunikationskonzept (mit Handys) verfolgt, blieben offensichtlich ohne jegliche Wirkung.

Dr. Schmidt tat wie auch schon früher seine Enttäuschung kund, dass eine von ihm und Dr. med. Waldmann-Selsam beim BfS vorgeschlagene Untersuchung an ES nicht umgesetzt wurde. Er schlug vor, eine DECT-Basisstation in einem Raum mit ES zu betreiben und dann die Reaktion der Betroffenen zu protokollieren. Dann sollte die DECT-Basis entfernt und die Auswirkung davon auf die ES ebenfalls protokolliert werden. Diese simple Vorgensweise wurde jedoch von Dr. Neitzke (Ecolog) als unwissenschaftlich zurückgewiesen, weil das Kriterium der Verblindung nicht gegeben sei. Allein eine Verblindung schützt sowohl Versuchsleiter als auch Probanden davor, dass ihre Erwartungshaltung verfälschend ins Ergebnis einer Studie einfließt. Als Beispiel so einer (versuchten gezielten) Verfälschung nannte Neitzke die EPROS-Schlafstudie von Norbert Leitgeb. Drei Probanden dieser Studie wollten sich nicht auf Ihre ES verlassen, sondern nutzten technische Hilfsmittel, um den wirksamen echten Abschirmbaldachin vom unwirksamen Dummy zu unterscheiden. Diese drei Probanden wurden wegen des Täuschungsversuchs von der Studie ausgeschlossen.

Dr. Neitzke äußerte sich auch zum Dauerthema Blut-Hirn-Schranke (BHS). Seiner Einschätzung zufolge könne aufgrund des sich jetzt herauskristallisierten Gesamtbildes in Sachen BHS Entwarnung gegeben werden. Melatonin sei ein Nebenkriegsschauplatz, negative Effekte seien zwar seit längerem unter Einwirkung von NF-Feldern bekannt, die unter HF-Einwirkung beobachtete Zunahme des Melatoninpegels stelle jedoch kein Problem dar.

Die USA, so Neitzke, hätten die EMF-Forschung eingestellt, Schweden, Finnland und Australien würden dafür kein Geld aus öffentlichen Kassen bereitstellen.

Zur Veranstaltung eingeladen war auch ein Vertreter des BfS. Im Gegensatz zu früheren Veranstaltungen war diesmal jedoch kein BfS-Vertreter anwesend. Vielleicht deshalb, weil keiner beim BfS Lust hatte, sich, wie bei der Veranstaltung im vergangenen Jahr, wüsten Beschimpfungen auszusetzen die selbst vor Vergleichen mit der Judenverfolgung im III. Reich nicht Halt machten.

Dr. Runge machte deutlich, dass die Veranstaltung auf sein persönliches Wirken zurückgeht. Kein Runge, keine weiteren Mobilfunk-Anhörungen der "Grünen" im Bayerischen Landtag. Der Abgeordnete forderte die Teilnehmer auf, diese Botschaft nach außen zu tragen, um seine Wiederwahl zu stützen.

Quelle: Gedächtnisprotokoll von Heidrun Schall

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

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Verdrehung, Politik, BMW, Schmidt, Neitzke, Gejammer, Landtag, Bündnis, Melatonin, Blut-Hirn-Schranke, Anhörung, Schein-EHS, Verfälschung, Krause, Verblindung, Aschaffenburg


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