29. RTEMF: Deutsche Telekom testete Smart Powerlock (Technik)
Anlässlich des vom BfS organisierten 29. Runden Tischs EMF (RTEMF) am 3. November 2023 hielt Roland Reese (Telekom) einen Kurzvortrag über die automatische Sendeleistungsbegrenzung (Smart Powerlock) von Mobilfunkbasisstationen mit Massive-Mimo-Antennen im 3,6-GHz-Band.
Das Emissionsverhalten von 5G-Massive-Mimo-Systemen ist gekennzeichnet durch eine räumlich und zeitlich große Änderung der Emission durch Beamforming. Die Sendeleistung von 5G-Massive-Mimo wird adaptiv geregelt. Dazu dient Smart Powerlock, ein Regelkreis, der die Einhaltung von eingestellten Sendeleistungen und somit von EMF-Grenzwerten gewährleistet.
Die Telekom hat mit einem neuen Messaufbau die elektrischen Feldstärken zeitsynchron gemessen und damit Smart Powerlock messtechnisch verifiziert. Dies erfolgte gemeinsam mit dem Partner Sykno von der Universität Erlangen und in enger Zusammenarbeit mit Huawei und Ericsson. Die Ergebnisse sollen wissenschaftlich publiziert werden. Bereits bei zwei Endgeräten in einer Zelle wird die Leistungsverteilung deutlich. Je mehr Endgeräte in einer Zelle, desto geringer die Immission.
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Bekannt geworden ist Smart Powerlock in der Schweiz. Dort soll es die Einhaltung des niedrigen Schweizer Vorsorgewerts von 5 V/m gewährleisten. Das wirft die Frage auf, was die Telekom mit Smart Powerlock in Deutschland gewährleisten will. Da hierzulande die Icnirp-Grenzwerte gelten, kommt mir nur eine Begrenzung auf 61 V/m in den Sinn, es sei denn, die Telekom begrenzt die Feldstärke freiwillig auf einen niedrigeren Wert. Bevor Mobilfunkgegner zu ihrem Riechsalzfläschchen greifen sei der Hinweis gestattet, dass auch 61 V/m kein Grund zur Panik sind, da wegen der Signaldynamik des Beamformings diese Feldstärke für ungünstig gelegene Anwohner einer 5G-Basisstation mit Massive-Mimo-Antennen kein Dauerzustand sein wird, sondern aller Voraussicht nach ein zeitlich begrenzter lokaler Ausnahmezustand. Überzeugte Elektrosensible werden sich davon jedoch nicht beruhigen lassen.
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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –