Kuster referenziert auf veraltete EMF-Richtlinie von 1998 (Allgemein)
Niels Kuster und sein Team bei der ITIS verdienen ihre Brötchen mit Expositionsapparaturen und SAR-Messgeräten. Sein "Alarm" dient dem Zweck Forschungsgelder für die nächsten Jahre zu sichern.
Kein abwegiger Gedanke.
Und im Prinzip hat er ja auch insofern recht, dass für die ultrahohen Frequenzen die ICNIRP Standards auf den Prüfstand gestellt werden müssen.
Ja, die Überarbeitung der EMF-Richtlinie ist ja schon abgeschlossen und derzeit werden die Einwände aus dem öffentlichen Konsultationsverfahren geprüft und ggf. eingearbeitet. Niels Kuster hat seine Begutachtung der maximal vertretbaren Mittelung der Leistungsflussdichte bei Frequenzen >6 GHz am 1. November auszugsweise auf der IT'IS-Website eingestellt, die Konsultationsfrist der EMF-Richtlinie lief am 9. Oktober 2018 ab. Kuster hat also durchaus Gelegenheit gehabt, seine jüngsten Erkenntnisse (vorab) in Form eines Kommentars bei ICNIRP einzubringen. Ob er es gemacht hat wird sich ggf. dann zeigen, wenn ICNIRP die eingegangenen Kommentare veröffentlicht, was gegenwärtig noch nicht der Fall ist. Fehlt er bei den veröffentlichten Kommentaren bedeutet dies nicht zwingend, dass er diese Chance ungenutzt verstreichen ließ. Jeder Kommentator konnte nämlich einer Veröffentlichung widersprechen.
Der von Kuster monierte Faktor 1000 zwischen Peak- und Mittelwert findet sich in der "alten" EMF-Richtline von 1998:
For frequencies exceeding 10 MHz it is suggested that the peak equivalent plane wave power density, as averaged over the pulse width, does not exceed 1,000 times the Seq restrictions, or that the field strength does not exceed 32 times the field strength exposure levels [...].
Doch im Entwurf der "neuen" EMF-Richtline, vorgelegt von ICNIRP am 11. Juli 2018, wird dieser Faktor 1000 nicht mehr genannt, auch nicht in den Anhängen A und B.
Daraus schließe ich: Kuster hat als Referenz die alte EMF-Richtline verwendet und nicht den Entwurf der neuen! Ob sein Einwand damit per se hinfällig wird kann ich nicht beurteilen, finde es jedoch eigenartig, dass ein ausgemachter Experte wie er auf etwas referenziert, was in Kürze ohnehin Schnee von 1998 ist. Möglicherweise gibt der Volltext seiner Arbeit eine plausible Erklärung, warum er das machte, diesen Volltext aber habe ich nicht.
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