Europaparlament fordert niedrigere Grenzwerte (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Sonntag, 18.01.2009, 16:28 (vor 5793 Tagen) @ H. Lamarr

K.o.-Argument: Neben der EU-Umweltagentur warnt jetzt auch das EU-Parlament eindringlich vor den gesundheitlichen Gefahren der Mobilfunktechnologie (Quelle).

Nicht dramatisch und verzerrt genug? Bitte sehr! Europaparlament: Die Grenzwerte für Mobilfunkstrahlung sind untauglich! Abstimmungsergebnis 522 : 16 (Quelle).

Die Tatsachen: Diese Behauptungen beruhen auf einer real existierenden Pressemeldung des Europaparlaments (EP), aus der auch die Wahrheit über das oben so unglaublich verzerrt dargestellte Abstimmungsergebnis hervorgeht.

Schaut man sich diese vermeintlich eindringliche Warnung des EP (vom September 2008) etwas genauer an, bleibt freilich die Dramatik schnell auf der Strecke. Warum? Zunächst einmal, weil sich diese Warnung nicht etwa auf Experten vom Fach stützt, sondern auf Abgeordnete, die keineswegs irgendeine Expertise in Sachen EMF-Risiken haben müssen. Und diese Abgeordneten wissen das auch, weshalb sie sich wiederum auf die Erkenntnisse der hauseigene Umweltagentur EEA stützen, die sich ihrerseits schließlich - in Ermangelung eigener Kompetenz - auf den umstrittenen Report der BioInitiative stützt. Zum perfekt geschlossenen Kreislauf fehlt jetzt nur noch, dass sich die BioInitiative auf die "Warnung" des EU-Parlaments beruft.

Da bleibt von den vermeintlich eindringlichen Warnungen wieder nur ein Stoß heiße Luft übrig. Denn es handelt sich bei der "Warnung" des EP nicht um ein neue unabhängige Bewertung des aktuellen Sachstands, sondern lediglich um eine Wiederholung der genau ein Jahr zuvor (2007) abgesetzten "Warnung" der EEA, lediglich anders formuliert. Und weil die Alarmmeldung der EEA keine ist, ist auch die des EP keine ...

Was am 4. September 2008 im Plenarsaal des EU-Parlaments wirklich gelaufen ist, neben Themen wie "Güterverkehr in Europa" oder "Mord an Menschen mit Albinismus in Tansania", dies lässt sich hier im Original (deutsch) nachlesen. Das, was das Parlament seinerzeit verabschiedete, hatte einen langen Weg hinter sich, der am 11. Juni 2007 mit der Annahme des Zwischenberichts durch die Kommission (PDF) begann.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
Unsinn, Verdrehung, EU, BioInitiative, Europaparlament, Unglaublich, Dramatik


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