HF-EMF heizt Klima auf: ChatGPT widerlegt Werner Thiede (Technik)

H. Lamarr @, München, Samstag, 28.06.2025, 20:45 (vor 1 Tag, 1 Stunden, 22 Min.)

Der Verdacht, elektromagnetische Funkwellen könnten das Klima aufheizen, gehört schon lange zum Standardrepertoire von Mobilfunkgegnern. Vor ein paar Jahren griff der mobilfunkkritische Publizist Werner Thiede den Verdacht beherzt auf und munkelte in einem seiner Artikel: [...] Doch permanente und bald flächendeckende Mobilfunkstrahlung dürfte andererseits Anteil an der Aufheizung des Erdklimas haben. Diese in der Luft fast omnipräsente Energie kann ja diesbezüglich nicht wirkungslos sein [...]. Nein, wirkungslos ist die Energie, die in Funkwellen steckt, tatsächlich nicht. Ebenso wie mobilfunkkritische Publizisten hat sie eine Wirkung größer null.

Thiedes vorsichtig geäußerte Verdachtsbehauptung lässt sich mit grundlegendem physikalischem Verständnis klar widerlegen. Die vom Mobilfunk abgestrahlte Energie ist im globalen Maßstab so gering, dass sie keinen messbaren Einfluss auf das Erdklima haben kann. ChatGPT erklärt hier und jetzt, wie er zu dieser Einschätzung kommt. Dies geschieht nachvollziehbar Schritt für Schritt. Vorteil: Getroffene Annahmen lassen sich individuell abändern und die Auswirkungen solcher Änderungen aufs Ergebnis beobachten.

Mobilfunksender weltweit

Es gibt weltweit schätzungsweise acht bis zehn Millionen Mobilfunkstandorte. Jeder Standort hat in der Regel drei Sektoren, die jeweils mit mehreren Antennen und Sendern ausgestattet sind. Für eine realistische Hochrechnung nehmen wir an:

► Drei Sektoren pro Standort
► Durchschnittlich 1000 Watt effektive Strahlungsleistung (EIRP) pro Sektor
► Also etwa 3000 Watt (3 kW) EIRP pro Standort

Hochgerechnet auf zehn Millionen Standorte ergibt das weltweit ca. 30'000 Megawatt (MW) Mobilfunkstrahlung in Form elektromagnetischer Wellen.

Vergleich mit natürlichen und anthropogenen Energiequellen

Die Sonne strahlt auf die Erde mit im Mittel etwa 174 Millionen Megawatt ein. Zum Vergleich: Der gesamte Energieeintrag durch menschliche Aktivitäten (Industrie, Verkehr, Heizung etc.) beträgt rund 18 Millionen Megawatt.

Dagegen sind die 30'000 MW durch Mobilfunk verschwindend gering. Sie entsprechen etwa 0,017 Prozent der Sonnenstrahlung – und das ist bereits eine massive Überschätzung, denn:

Mobilfunkstrahlung wird in der Atmosphäre kaum absorbiert, sondern durchdringt sie weitgehend verlustfrei. Nur ein kleiner Bruchteil der Strahlung wird überhaupt absorbiert und in Wärme umgesetzt – z. B. beim Auftreffen auf Gegenstände oder Körper. Zwar trägt die Mobilfunkstrahlung Information durch Modulation, doch physikalisch gesehen ist es elektromagnetische Energie – und die kann grundsätzlich in Wärme umgewandelt werden, wenn sie absorbiert wird. In der Realität aber wird der allergrößte Teil dieser Strahlung gar nicht absorbiert, sondern durchdringt die Atmosphäre weitgehend ungehindert oder wird reflektiert. Eine nennenswerte Erwärmung entsteht dadurch nicht.

Wie wenig das wirklich ist

Wenn man die 30'000 MW weltweit gleichmäßig auf die Erdoberfläche (etwa 510 Mio km²) verteilt, ergibt das eine durchschnittliche Leistungsflussdichte von weniger als 0,1 µW/m².

Anders die Sonne: Sie liefert im globalen Mittel etwa 240 W/m².

Mobilfunkstrahlung liefert im Vergleich dazu gemäß obiger Annahmen vier Milliarden Mal weniger – aber eben nicht null!

Wer mag, kann jetzt mit den Annahmen nach seinem Gusto experimentieren. Alle anderen können darauf vertrauen, dass vier Milliarden Mal weniger Leistungseintrag so viel weniger ist, dass sich auch bei sehr großzügigen Änderungen der Annahmen das Ergebnis nur unmerklich ändert.

Fazit

Die Vorstellung, dass Mobilfunkstrahlung einen nennenswerten Beitrag zur globalen Erwärmung leisten könnte, ist physikalisch unhaltbar. Selbst wenn man die Leistungswerte extrem großzügig ansetzt, ergibt sich ein globaler Energieeintrag, der um mehrere Größenordnungen zu gering ist, um irgendeine Rolle im Klimageschehen zu spielen. Die Diskussion über Umwelteinflüsse durch Mobilfunk darf geführt werden – aber die angebliche "Miterwärmung der Erde" durch Funkwellen gehört eindeutig in den Bereich der Mythen, nicht der Physik.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

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