Der "Würger vom Lichtenmoor" (1948) (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Dienstag, 17.06.2025, 14:43 (vor 3 Tagen) @ H. Lamarr

Im Sommer 1948 reißt ein Wolf zwischen Aller und Weser angeblich Hunderte Rinder, Pferde und Schafe. Der "Würger vom Lichtenmoor" sorgt für eine regelrechte Hysterie. Die Fantasie der Menschen glüht. Eine Zeitzeugin erinnert sich: "Die Leute waren ängstlich. Es war die Blaubeerzeit, keiner ging mehr in den Wald Blaubeeren pflücken. Und einige haben gerochen, dass es nach Löwe oder nach Puma riecht." Niedersachsens mutmaßlich erster "Problemwolf" kam der hungernden Bevölkerung damals offenbar nicht ungelegen, so die Wissenschaftlerin Christiane Schilling: "Ich weiß, dass im Dorf so manchen Sonntag auf so manchem Braten dem Wolfe zugeprostet wurde. Nach dem Motto: Möge er noch lange bestehen. Viele Leute haben natürlich schwarz geschlachtet und dann gesagt: 'Das war der Würger.' Damit hatten sie einen Freifahrtschein, um sich den Bauch vollzuschlagen."

Damals ist das ein offenes Geheimnis. Zu weit voneinander entfernt liegen die Tatorte, zu glatt erscheinen die Wunden an manchem Schaf und Rind. Viele Tiere werden nachweislich von Menschen getötet. Bezeichnenderweise nimmt die Zahl "gerissener" Tiere nach der Währungsreform am 21. Juni 1948 und der sich daraus entwickelnden Marktwirtschaft deutlich ab. Ein Jäger bringt am 27. August 1948 schlussendlich den "Würger vom Lichtenmoor" zur Strecke.

Quelle: Der "Würger vom Lichtenmoor": Als die Angst vorm Wolf umgeht

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –


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