Schweiz: Verursachen 5G-Funkzellen neue Funklöcher? (Allgemein)
Nationalrat Philippe Nantermod (FDP) hat den Verdacht, 5G-Funkzellen mit höherer Datenrate aber kürzerer Reichweite würden in der Schweiz Funklöcher schaffen, wo zuvor noch Mobilfunkverbindungen möglich waren. Am 1. März 2023 stellte er der Schweizer Regierung folgende Fragen (Interpellation 23.3040):
► Wird die tatsächliche Qualität der Mobilfunknetze regelmässig überprüft, etwa durch Messungen vor Ort?
► Gibt es eine Behörde, bei der man Beschwerde erheben kann für den Fall, dass die Netzabdeckung nicht mit den Angaben der Anbieter übereinstimmt?
► Hat das BAKOM festgestellt, dass die Qualität des Mobilfunknetzes abgenommen hat, insbesondere unterwegs?
► Wenn ja, was sind die Gründe für diese negativen Entwicklungen?
Am 10. Mai antwortete der Bundesrat
► Die von der Eidg. Kommunikationskommission (Comcom) erteilten Mobilfunkkonzessionen sehen eine Mindestabdeckung der Bevölkerung von 50% vor, was von allen Mobilfunkkonzessionärinnen in der Schweiz deutlich übertroffen wird. Sollten die Behörden jedoch Anzeichen für eine Konzessionsverletzung haben, würde sie dies untersuchen.
In der Praxis führt der Wettbewerb unter den Mobilfunknetzen dazu, dass heute jede Netzbetreiberin mehr als 99% der gesamten Wohnbevölkerung versorgt. Diese Abdeckung wird durch das Zusammenwirken verschiedener Mobilfunktechnologien erreicht (3G, 4G, 5G).
Bei den jährlich veröffentlichten Qualitätsmessungen spezialisierter Testorganisationen zu den Mobilfunknetzen, wie beispielsweise den Netztests der Fachzeitschrift Connect oder des unabhängigen Analyseunternehmens Opensignal, belegen die Schweizer Mobilfunknetze bezüglich Qualität und Abdeckung regelmässig Spitzenplätze in Europa.
► Die Mobilfunkbetreiber publizieren Karten, welche die Abdeckung mit den verschiedenen Mobilfunktechnologien im Aussenbereich (Strassen, Gehwege, öffentliche Plätze etc.) aufzeigen. Die dargestellte Versorgung basiert auf modellhaften Berechnungen. Aufgrund von Abschattungen und Interferenzen können in der Realität örtlich und zeitlich begrenzte Lücken auftreten (sogenannte "Funklöcher"). Aufgrund des Qualitätswettbewerbs, der sich zwischen den drei Mobilfunknetzen abspielt, sind die jeweiligen Konzessionärinnen bemüht, diese möglichst gering zu halten und durch den Bau von Antennenanlagen zu vermeiden. Kundinnen und Kunden können sich bei Versorgungsproblemen jeweils direkt an ihre Anbieterin und bei allfälligen vertraglichen Streitigkeiten zudem an die Schlichtungsstelle Telekommunikation (ombudscom) wenden.
► Die Bundesbehörden haben keine Hinweise, dass sich die Qualität der Mobilfunknetze aufgrund von Neuinstallationen verschlechtert. Neben einer fehlenden Funkversorgung können Versorgungsengpässe auch dann entstehen, wenn die Kapazität einer Sendeanlage nicht ausreicht, um alle Nutzenden in ihrem Einzugsgebiet mit der nachgefragten Datenkapazität zu versorgen. In diesem Fall wird in der Regel angestrebt, die Kapazität der Anlage zu erhöhen. Die Betreiberfirmen streben grundsätzlich eine flächendeckende Versorgung an und sind bemüht, Versorgungslücken zu schliessen. Dies ist aufgrund der schwierigen Standortsuche für Sendeanlagen und der erforderlichen Baubewilligungsverfahren sehr zeitaufwendig und nicht immer zeitnah möglich.
--
Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –