Verein Lebenswerter Hochrhein sendet schwaches Lebenszeichen (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Sonntag, 27.04.2025, 15:15 (vor 11 Stunden, 39 Minuten)

Barbara Dohmens Verein Lebenswerter Hochrhein, deren erste Vorsitzende sie ist, liegt seit langem im Sterben. Das letzte Lebenszeichen liegt fünf Jahre zurück. Frei nach der Devise Tote leben länger hat sich jetzt auf der Website des Vereins jedoch etwas getan, nur drei Zeilen Werbung zwar, aber immerhin:

Am 07. Mai 2025 findet in Bad Säckingen um 19:30 ein Vortrag von Christian Blank zum Thema "Krank durch Funk? Smarte Lösungen fürs Haus" statt.
Mehr Informationen finden Sie unter "Veranstaltungen".

Müßig zu erwähnen, Christian Blank ist Baubiologe, allerdings nicht um die Ecke, sondern im rd. 370 Straßenkilometern weiter nördlich gelegenen Wiesbaden. Auf seiner Website lässt Blank (begeisterte) Kundenstimmen zu Wort kommen, darunter an exponierter Stelle, nämlich ganz oben, auch einige Mediziner. Eine Erklärung dafür gibt die jüngst bestätigte wissenschaftliche Erkenntnis, dass bei Medizinern häufig eine starke Elektrosmog-Risikowahnehmung mit niedrigem Wissensstand einhergeht.

Warum weist Dohmen ausgerechnet auf diese Veranstaltung hin? Wahrscheinlich deshalb, weil dort auch der zweite Vorsitzende ihres Vereins auftritt, der überzeugte Elektrosensible Reinhard Lang aus Herrischried. Lang will offensichtlich das umstrittene Märchen erzählen, mit Funkfreiheit ließen sich für EHS Gesundheitsverbesserungen erzielen. Mittel zum Zweck ist ihm die „Pöppel-Kabine“. Bekannt wurde Prof. Dr.-Ing. Josef Pöppel von der Technischen Hochschule Ingolstadt (THI) durch das sogenannte Tinnitusprojekt, das 2006 zufällig entstand, als eine Besucherin nach einem Aufenthalt in einer schall- und funkisolierten Messkabine berichtete, dass ihr Tinnitus verschwunden sei. Technisch basiert die Kabine auf einem Faradayschen Käfig, kombiniert mit akustischer Dämmung. Ursprünglich für Messzwecke konzipiert, wird sie mittlerweile als Entspannungsraum genutzt, da viele Menschen dort eine tiefe Ruhe und Linderung verschiedener Beschwerden erfahren.

Für die evidenzbasierte Wissenschaft ist "Elektrosensibilität" ein psychisches Leiden, das durch Feldentzug nicht dauerhaft gelindert werden kann, sondern besser verhaltenstherapeutisch angegangen wird. Für Betroffene ist "Elektrosensibilität" hingegen eine Glaubensfrage, weshalb der Vortrag auch nicht an der Universität Bad Säckingen stattfindet, sondern am Evangelischen Gemeindezentrum.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

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