Grenzwertsenkung - Frage an Kuddel (Allgemein)

Kuddel, Dienstag, 24.03.2009, 21:55 (vor 5719 Tagen) @ Doris
bearbeitet von Kuddel, Dienstag, 24.03.2009, 22:16

Beispiel:
Sie sind in einer Kneipe und unterhalten sich mit jemandem der z.B. heiser ist und nur leise sprechen kann (=Basis mit verringerter Sendeleistung), während Sie selbst "normal laut" sprechen könnten (=Mobiltelefon).

Wenn der Abstand zu groß (Tisch dazwischen) ist, oder die Musik zu laut, kann ihr Gesprächspartner Sie noch gut verstehen, während Sie ihn schlecht verstehen.
Der "schwache Pfad" ist die Übertragung von ihrem heiseren Gesprächspartner zu ihnen, nicht umgekehrt.

Für eine gepflegte Unterhaltung müssen Sie enger als üblich zusammenrücken, damit sie sich unterhalten können. Da sie aber zusammenrücken, können sie selbst (=Mobiltelefon) auch leiser sprechen (die Sendeleistung reduzieren), denn ihr Partner hat ja kein Problem sie zu verstehen.

Und was passiert, wenn die Netzverdichtung eben nicht in dem Ausmaß, wie sie erforderlich wäre, erfolgen würde, bei Verringerung der Sendeleistung?

Der Radius, in welchem das Mobiltelefon die BS "gut" empfängt sinkt und daher müßte das Netz "verdichtet" werden.

Da die Leistung vom Mobiltelefon und die Empfangsempfindlichkeit der BS aber unverändert bleiben, kommt das Mobiltelefon immer noch gut bei der BS an.
Die BS "sagt" dann dem Mobiltelefon "ich empfange dich ausgezeichnet, bitte reduziere deine Sendeleistung...
Das führt u.U. zu einer Asymmetrie: D.h. der Nutzer des Mobiltelefons hat im Randbereich schlechten Empfang (Knackser im Downlink), während sein Gesprächspartner im Festnetz ihn noch störungsfrei (Uplink) empfängt...

... statt vorher mit gutem/normalen Empfang nur mit schlechterem Empfang möglich sein, was ja dann gleichbedeutend mit höherer Leistung des Handys wäre...

Nein, die Sendeleistung des Mobiltelefons hängt nur davon ab, wie gut die Basis das Mobiltelefon empfängt.

Wenn jedoch die Sendeleistung der Basis gleich bleibt und diese zur Verringerung der Leistungsflußdichte außerhalb des Ortes aufgestellt wird, so steigt die Pfaddämpfung, d.h. das Mobiltelefon hat schwachen Empfang und muß auch selbst stärker senden.

Welche Auswirkung hat eine Verringerung der Sendeleistung auf Gespräche, die innerhalb von Gebäuden stattfinden und dadurch ja eine Dämpfung stattfindet, wenn das Netz nicht in dem Ausmaß verdichtet werden würde, wie benötigt.

Der nutzbare Radius der BS wird kleiner, man muß u.U. zum Telefonieren ans Fenster gehen, der Akkuverbrauch (Bereitschaftsmodus) kann ansteigen, weil das Mobiltelefon auf der Suche nach besseren Basisstationen mehr Energie verbraucht.

Die Datenübertragungsrate (z.b. mobiles Internet) reduziert sich bei schlechtem Empfang, d.h. mit "gutem Empfang" können mehr Daten pro Zeiteinheit gesendet werden, bei schlechtem Empfang wird die Verbindung (z.B. beim Abrufen der E-Mails) langsamer.

Da bei schwachem Empfang (BS hat weniger Sendleistung) weniger Daten übertragen werden können, führt dies zu einer geringeren Zahl möglicher Nutzer. Die "Zellkapazität" sinkt, was natürlich Auswirkungen auf die "Rentabilität" der Zelle hat.

Trotz dichter werdendem Netz (in Städten) reduzieren die Betreiber die Sendeleistung nicht so stark wie es möglich wäre.
Warum: Weil sie so mehr Daten zum Nutzer schicken können, dieser kann z.B. schneller im Internet "surfen", aber es können auch mehr Nutzer versorgt werden.
Zum alleinigen Telefonieren könnten die Betreiber die Leistung m.M.n. schon ein deutliches Stück runterschrauben, die neueren Datenanwendungen "verlangen" jedoch wieder eine Erhöhung der Leistung.

Gar kein Gespräch mehr möglich oder evtl. mit noch höherer Sendeleistung des Handys?

Nein, wenn die BS mit weniger Leistung sendet, hilft dem Mobilteil im Versorgungsrandbereich eine noch so hohe Sendeleistung (lautes Sprechen) garnichts, weil es "Hörprobleme" hat (Basis "spricht" zu leise).

Tags:
Analogie, Internet, Netzverdichtung


gesamter Thread:

 RSS-Feed dieser Diskussion

powered by my little forum